Die Saalburg packt den großen Hammer aus

Museumsdirektor Carsten Amrhein (r.) und Museumspädagoge Rüdiger Schwarz packen den Hammer aus. Er wird an prominenter Stelle den Weg zur Sonderausstellung 2020 weisen.

Hochtaunus (js). Es ist schon ein Mordsding, der riesige Hammer, der für einen Höhepunkt im Römerkastell Saalburg auf den Taunushöhen werben soll. Der Hammer schlechthin auch im metaphorischen Sinn, er wirbt für die Sonderausstellung die vom 3. April an bis zum 19. Juli Besuchermassen in die weit über die Region hinaus bekannte Anlage ziehen soll. Noch ist auch der berühmte Pferdekopf von Waldgirmes dort zu sehen, aber – und das ist eine kleine Überraschung – dieser „Sensationsfund“ ist gar nicht in dem Maße zum Besuchermagneten geworden, wie es von einigen Experten der kunsthistorischen Szene erwartet worden war.

Der Mensch, der auf die Saalburg kommt, ob im Kindesalter oder längst erwachsen, sucht vielmehr nach dem, was ihn mit dem Mensch verbindet, der hier einst sein Leben gefristet haben mag. Mit ihm und seiner Kultur auch, aber noch mehr mit seiner Handwerks- und Waffenkunst. Das ist alljährlich die Erfahrung, die Museumsdirektor Carsten Amrhein und sein Team machen. Jenen Bezug versuchen sie in den meisten Veranstaltungen herzustellen, „mehr praktisch als akademisch“, so Museumspädagoge Rüdiger Schwarz. Um die 113 000 Besucher haben es ihnen im vergangenen Jahr gedankt. Bei einer kürzlichen Besucherbefragung durch eine externe Agentur war die Durchschnittsnote für Museum, Programm und Mitarbeiter eine saubere 1,4.

Es geht also um den Hammer, und wie immer stehen viele Angebote auf der Saalburg auch im Jahr 2020 im Zeichen des Handwerks. Mit seinem Kollegen aus der „Keltenwelt am Glauberg“ hat Rüdiger Schwarz die Sonderausstellung „Hammer! Handwerken wie Römer und Kelten“ konzipiert und kuratiert, gefördert wird sie durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, erstmals arbeiten die beiden großen Player der Branche zusammen. Von der Saalburg zieht die Sonderausstellung weiter, ab Ende Juli ist sie bis zum Jahresende in der Keltenwelt am Glauberg zu sehen. Handwerkliche Prozesse, die dann auch noch selbst durchlebt werden können, sorgen stets für die Bestnoten. Zeigen und Erklären, Vormachen und Nachahmen sind wesentliche Methoden, um die Herstellung von unterschiedlichsten Gegenständen zu vermitteln – und im Nachgang zu verstehen. Um auch ein junges Publikum einzufangen, wird in der Austellung verstärkt mit großformatigen Zeichnungen im Comic-Stil und zahlreichen kleinen Filmen gearbeitet.

Schöne archäologische Fundstücke aus Hessen ermöglichen einen Blick in die Werkzeugkisten der Römer und Kelten. Begleitend zur Sonderausstellung gibt es an den zwei Sonntagen 17. Mai und 21. Juni ein Programm mit Handwerksvorführungen und Mitmachaktionen. Steinmetze und versierte Knochenhandwerker sind dabei, ob nur zugucken oder mitmachen, die Besucher haben die Wahl. Gleiches gilt für den großen Handwerkermarkt zur Eröffnung der Sommersaison, dieses Mal gleich an drei Tagen vom 1. bis 3. Mai. Der Fokus liegt auf Vorführungen und Demonstrationen, aber mitmachen darf jeder, auch beim „Schnitzen am Bein“, wie die Profis sagen, die etwa Haarnadeln aus Knochen herstellen. Anna Langgartner, wissenschaftliche Volontärin auf der Saalburg, verspricht spannende Gäste. Eine gelernte Knochenschnitzermeisterin ist dabei, eine Ärztin, die sich auf antike Medizin spezialisiert hat, jede Menge Markthändler und was sonst noch alles zum bunten Treiben der Römer und Kelten gehörte.

Zu einer Zeitreise von der Antike bis zum Wiederaufbau des Kastells in der Wilhelminischen Zeit könnte der „Tag des offenen Denkmals“ am 13. September werden. „Die Saalburg zur Zeit Kaiser Wilhelms II.“ lautet die Überschrift, die Frühzeit des Saalburgmuseums soll dabei in den Mittelpunkt gerückt werden. Einen „unglaublichen Andrang“ gab es damals, weiß Anna Langgartner zu berichten. Und erste Merchandise-Kampagnen mit unzähligen Postkarten, die hinaus in die Welt geschickt wurden. Könnte sein, dass man an jenem 13. September Herrschaften aus dieser Epoche trifft, Repräsentanten aus Gesellschaft, Kultur und Militär begegnet. In Spielszenen mit „authentischen Zeitzeugen“, dargestellt von Hessenpark-Schauspielern, wird die damalige Auffassung vom römischen Erbe und der seinerzeitigen Kulturvermittlung lebensnah nachgestellt.



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