Sommerfest bei Hund, Katze, Boa und Steppenschildkröte

Thomas Hellner erklärt Gästen, wie eine Königspython ihre Umgebung wahrnimmt. Foto: sem

Hochtaunus (sem). Mehrere 100 Menschen hatten das sonnige Wochenende genutzt, um das Sommerfest sowie den Tag der offenen Tür des Tierheims Hochtaunus zu besuchen. Es lockte mit einem attraktiven Angebot für große und kleine Tierliebhaber.

„Ohne unsere Ehrenamtlichen würden wir das niemals hinkriegen“, meint Geschäftsführerin Nicole Werner. Denn der größte Teil des Festes umfasst sowohl das kulinarische Angebot − von Gegrilltem bis hin zu Kaffee und Kuchen − als auch der Flohmarkt. Er wird ausschließlich von ehrenamtlichen Helfern zugunsten des Tierheims ausgerichtet. Das Geld wird dringend für die Sanierung der maroden Hundequarantänestation, Baujahr 1964, benötigt. Und das zusätzlich zu den eigentlichen Kosten wie der Versorgung der Tiere. Momentan befinden sich 40 Hunde – inklusive der Pensionshunde –, 15 Katzen sowie 20 Kleintiere im Tierheim. Bei einem Großteil der „Kleinen“ handelt es sich um Kaninchen. Kürzlich habe man viele aus einer schlechteren Umgebung geholt. Werner erzählt: „Animal Hoarding (Tierhortung) passiert immer öfter.“ Aber nicht nur im krankhaften Sinn. Weitere Gründe, weshalb Tiere ins Heim gegeben werden, sei oftmals finanzielle Not. Bei Hunden häufig jedoch die Überforderung der Besitzer. „Ein Hund bedeutet viel Verantwortung und viel Arbeit“, betont Werner.

Über den richtigen Umgang mit Tieren kann man sich beim Sommerfest informieren. Außer dem Verkauf von Zubehör, gibt es Infostände über Tierschutz, Tier- und Reptilienhaltung. Gerade letztere wird zunehmend von Bedeutung. Denn „es wird leider mehr. Und die Besitzer haben oft keine Ahnung“, so Werner. Im Tierheim Hochtaunus selbst wartet derzeit nur ein Exot, eine russische Steppenschildkröte, auf ein neues Zuhause.

Anders bei den „Tierfreunden Selters“. Thomas Hellner und Anja Gambel betreiben privat, also nur die beiden und kein Verein, eine Reptilienstelle. Seit knapp zehn Jahren nehmen sie unter anderem gefundene oder gerettete Reptilien auf. „Momentan geben wir 130 Tieren ein Zuhause“, berichtet Gabel. Die Finanzierung erfolge über Spenden sowie über die Abgabe von Tieren in vertrauensvolle Hände. Jeder potentielle Halter werde vorher genau angesehen. Dass es ein gestiegenes Interesse an diesen Tieren gibt, sieht auch Gabel. Unabhängig davon, dass sich das Engagement der „Tierfreunde Selters“ rumgesprochen hat, wurden anfangs nur drei bis vier Tiere pro Jahr zu ihnen gebracht. „2018 waren es knapp 80“, so Gabel.

Einige davon, wie die Bartagame „Flash“, haben Hellner und Gabel zu Anschauungszwe-cken mitgebracht. Für die Zuschauer selbstverständlich nicht erreichbar, macht „Flash“ aufgrund der sommerlichen Temperaturen seinem Namen alle Ehre, während in einem anderen Terrarium eine Boa Constrictor sich zusammengerollt hat. Doch nicht nur um Reptilien kümmern sich die Tierfreunde Selters. In einer Box „chillen“ einige Madagaskar-Fauchschaben. Zu diesen Tierchen, die rund sechs bis acht Zentimeter lang werden und stark kitzeln, wenn sie einem über die Hand laufen, gibt es eine Anekdote: Ein Mann, dessen Wohnung geräumt werden sollte, habe gedroht, Kakerlaken auszusetzen…

Aber nicht nur die Tiere sorgen für Aufsehen, sondern auch die Möglichkeit, sich in einem der Seminarräume tätowieren zu lassen. „Das wird sehr gut angenommen“, meint Werner. „Gestern war ausgebucht.“ Die Inspiration, einen professionellen Tätowierer zu engagieren, habe man durch Aktionen anderer Tierheime wie Heppenheim oder München be-kommen.

Generell ist das Interesse groß, primär an den Tieren. Doch vermittelt wird an diesen Tagen nicht, das würde in dem Trubel nicht funktionieren. Aber es gibt einige Interessierte. Und hoffentlich werden es mehr. Denn zahlreiche Tiere warten sehnsüchtig auf ein neues, liebevolles Zuhause.



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