Steinbach (HB). Er hat die Niederungen der Kommunalpolitik verlassen und ist am Montag in den Urlaubsflieger nach Griechenland gestiegen. Es war sein 39. Geburtstag und das schönste Geschenk bekam er bereits am Tag zuvor, als ihn die Steinbacher in der Stichwahl mit 53,7 Prozent zum Bürgermeister gekürt haben. Gegen Moritz Kletzka, einen starken Herausforderer, dem mit gerade mal 26 Jahren wohl bereits der Einstieg in eine politische Karriere gelungen ist.
Acht Jahre hat der Christdemokrat aus Flörsheim das Hauptamt gemanagt, nunmehr zieht er im Rathaus einen Stock tiefer in das Büro des Bürgermeisters, das Vorgänger Stefan Naas für ein Landtagsmandat der Liberalen räumte. Bis zuletzt wurde Bonk bei seinen Parteifreunden als haushoher Favorit gehandelt. Man traute ihm satte 60 Prozent zu. Die Wahlparty im prallgefüllten Feuerwehrhaus wurde spannend, denn an der weißen Seitenwand bauten sich die beiden Säulen mit den Stimmanteilen auf. Bonk ging sogleich in Führung, doch um halb sieben johlten und jubelten die Genossen, denn soeben hatte Jungstar Kletzka den Konkurrenten überholt.
Das machten die Ergebnisse aus den Wahlbezirken eins bis drei möglich, in denen der Sozialdemokrat dem Mitbewerber um mehr als 100 Stimmen enteilte. Doch eine Sensation lag nur kurzzeitig in der Luft. Ein paar Minuten später brachten die Briefwähler den CDU-Mann wieder in Front, ehe das Schlussresultat aus dem Wahllokal Birkenweg seinen Erfolg perfekt machte.
Steffen Bonk wird jetzt ein Steinbacher, wohnt ab 1. Juli, seinem ersten Arbeitstag, in der Fuchstanzstraße, ist von dort in fünf Fußminuten im Rathaus. Er will sich sogleich um den öffentlichen Nahverkehr kümmern und beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) sowohl einen besseren Takt als auch einen günstigeren Frankfurt-Tarif einfordern.
Moritz Kletzka wurde auch vom politischen Gegner ein Klasse-Wahlkampf bescheinigt. Es gelang ihm den Abstand von 9,5 Prozent im ersten Wahlgang auf nunmehr 7,4 Prozent zu verkürzen und offensichtlich etliche FDP-Stimmen zu ergattern, obwohl die Liberalen keine Wahlempfehlung für ihren Koalitionspartner abgegeben hatten. Bonk lag im Ziel mit 280 Stimmen vorn – bei einer Wahlbeteiligung von 49,2 Prozent, knapp drei Prozent weniger als zwei Wochen vorher. „Verwaltungsfachmann schlägt Steinbacher Bub,“ fasste Interims-Bürgermeister Lars Knobloch
das Ergebnis zusammen und sprach von „zwei Gewinnern.“ Mit einem stolzen Verlierer.
Die CDU feierte mit Landrat Krebs und Parteichef Banzer im Schatten des Rathauses. Das Wahlkampfteam der SPD traf sich in der Obergasse. Dort meinte Stadtverordnetenvorsteher Manfred Gönsch, das hervorragende Ergebnis sei zur Hälfte dem Kandidaten geschuldet. Die Genossen blickten schon auf das Wahljahr 2025. Dann ist Kletzka erst 32.