Trockenheit: Apfelbäume ohne Chance gegen den Pilz

Kein gutes Zeichen: Die Ein- und Ausbohrlöcher an den ohnehin schon verletzten Stellen weisen darauf hin, dass sich neben dem Pilz auch der Borkenkäfer in den Apfelbäumen der Familie Steden eingenistet hat.Foto: sth

Hochtaunus (sth). Eine kräftezehrende Zeit, begleitet von langwierigen Verhandlungen und ständiger Kritik am eigenen Vorhaben, liegt hinter Florian und Valentin Steden. Die beiden Brüder, die zukünftig die Familienkelterei Steden am neuen Standort am Oberurseler Stadtrand führen werden, hatten viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Trotz des Protests einer Bürgerinitiative beschloss eine große Mehrheit der Stadtverordneten im Juli schließlich den Bebauungsplan.

„Die vergangenen Jahre haben viel Kraft und Nerven gekostet“, blickt Florian Steden zurück. Doch kaum ist eine Lösung für den Umzug der Kelterei aus der Oberurseler Altstadt zur familieneigenen Apfelplantage an der verlängerten Freiligratstraße erzielt, tut sich der nächste potentielle Konfliktherd auf. Auf dem Gelände des geplanten Neubaus mussten deutlich mehr Apfelbäume gefällt werden als zunächst geplant. Der Grund: Zahlreiche Bäume waren vom Pilz „Diplodia mutila“, besser bekannt als Rindenbrand, befallen. Wideraufkeimenden Diskussionen wollen die Brüder Steden nun vorbeugen.

„Jeder Baum wird nachgepflanzt“

„Nach Absprache mit dem ‚Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen‘ sahen wir uns gezwungen, alle befallenen Bäume zu entfernen, um eine weitere Verbreitung in der gesamten Fläche zu verhindern“, informiert die Kelterei in einem Schreiben, das sie an der Plantage angebracht hat. Elf Prozent des dortigen Bestandes hatten aufgrund des geplanten Neubaus weichen müssen. „Den weitaus größeren Teil mit 24 Prozent des Bestands mussten wir schweren Herzens aufgrund eines Pilzes fällen.“ Um etwa 90 Bäume habe es sich hierbei laut Florian Steden gehandelt – „wobei etwa 90 Prozent der Bäume, die wegen des Neubaus gefällt wurden, ebenfalls befallen waren und ohnehin hätten weichen müssen.“

Zusätzlich zum Rindenbrand hatte sich auch der Borkenkäfer in manche Bäume eingenistet. Dieser tritt meist in ohnehin schon geschwächten Bäumen auf. „Erst kommt der Pilz, dann der Borkenkäfer“, erklärt Valentin Steden. Die Brüder versprechen: „Jeder Baum wird auf jeden Fall nachgepflanzt“.

Bereits Erfahrung mit den Rindenbrand gemacht hat auch Michael Korwisi. Der stellvertretende Vorsitzende der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF), die sich für den Erhalt der dortigen Streuobstwiesen einsetzt, macht die starke Trockenheit der vergangenen Jahre als Hauptgrund für das Auftreten des Pilzes aus: „Der Baum ist dann anfällig, wenn er geschwächt ist und ihm Wasser fehlt.“ Klimabedingt entstehen Risse und Verletzungen, die dem Rindenbrand Eintrittsmöglichkeiten bieten. „Wie wenn ein Mensch eine Entzündung in der Haut hat, über die dann Bakterien eindringen“, erklärt Korwisi. Tückisch: Die Rindeninfektion durch den „Diplodia mutila“ verläuft zunächst symptomlos. Erst später „platzt die Rinde auf und wird schwarz.“ Laut dem ehemaligen Bad Homburger Oberbürgermeister bleibt dann nur noch das Fällen und Verbrennen der Bäume, „damit es keinen flächendeckenden Befall gibt.“ Vorbeugende Maßnahmen gibt es kaum. „Man hat es nicht im Griff, präventiv zu handeln ist sehr schwierig“, sagt Korwisi.

Um den restlichen Bestand zu schützen, war das Fällen der erkrankten Bäume für die Familie Steden alternativlos. „Die Trockenheit in den vergangenen drei Jahren war eine Katastrophe“, beklagt Florian Steden. Auf dem Gelände sollen zukünftig trockenresistentere Bäume gepflanzt werden, gleichzeitig aber auch jene Sorten, welche die Gäste in der familieneigenen Straußwirtschaft „Alt-Orschel“ am Marktplatz schätzen. Gleichzeitig signalisieren die Brüder, ein offenes Ohr für alle jene Orscheler zu haben, die der Anblick fehlender Apfelbäume schmerzt. „Wir sind da kommunikativ und beantworten gerne Fragen“, sagen sie – und geben allen Hobby-Apfelbauern zugleich noch einen Tipp mit auf den Weg: „Wer am Apfelbaum im eigenen Garten schwarze Stellen an den Ästen bemerkt, sollte diese sofort abschneiden, solange der Hauptstamm noch nicht befallen ist.“ Florian und Valentin Steden sprechen aus Erfahrung.

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