Wildkatzen in Hessen breiten sich aus – keine Nachweise südlich des Mains

Frankfurt. Die Hauskatze ist das beliebteste Haustier in Deutschland. Rund 15,7 Millionen der Samtpfoten leben in deutschen Haushalten. Im Corona-Jahr 2020 nahm diese Zahl noch einmal deutlich zu. Von der wilden Verwandten der Hauskatze, der Europäischen Wildkatze (Felis silvestris silvestris), gibt es zwar weitaus weniger Exemplare, doch zeichnet sich in den letzten Jahren auch in Hessen ein positiver Bestandstrend ab. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) schätzt, dass es deutschlandweit nur rund 6.000 bis 8.000 Wildkatzen gibt. „Langsam kann die Wildkatze sich bei uns ausbreiten und einstige Verbreitungsgebiete wiederbesiedeln“, erklärt Susanne Steib, Managerin Naturschutzprojekte des BUND Hessen. „Dies betrifft zum Beispiel den Vogelsberg und das Lahn-Dill-Bergland, wo wir die Wiederbesiedlung dokumentieren konnten.“ Die Wildkatze lebt damit wieder in fast allen großen Waldgebieten Hessens wie dem Taunus, Rothaargebirge, Kellerwald, Spessart und in der Rhön. Nur ein Mittelgebirge ist bislang noch ein weißer Fleck auf der Verbreitungskarte: der hessische Odenwald. Hier gibt es, trotz guten Lebensraumangebots, noch immer keine sicheren Nachweise der heimischen Samtpfote. Somit gilt Hessen südlich des Mains weiterhin als „wildkatzenfrei“.

Zum Aufwärtstrend der Wildkatze trägt vor allem ihr strenger Schutz bei. Einst durch intensive Bejagung fast ausgerottet, ist sie heute per Gesetz „streng geschützt“ und im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gelistet. Der BUND engagiert sich seit mehr als 15 Jahren in seinem „Rettungsnetz Wildkatze“ für den Schutz der Art und unterstützt sie bei der Wiederbesiedlung neuer Lebensräume, indem Wälder durch grüne Korridore aus Büschen und Bäumen wieder miteinander vernetzt werden. Grundlage für die Schaffung der Korridore ist der sogenannte „Wildkatzenwegeplan“. In Hessen arbeitet der BUND an einem grünen Korridor zwischen dem Rothaargebirge und dem Kellerwald und trägt mit der Erfassung der Wildkatzenbestände mithilfe von Lockstöcken dazu bei, die Verbreitungsgebiete und Ausbreitung der Art zu dokumentieren. Der scheuen Jägerin macht besonders die Zerschneidung ihrer Lebensräume durch Straßen, Siedlungen und große Ackerflächen zu schaffen. Um ihr und vielen anderen Arten zu helfen, braucht Deutschland ein Netz verbundener Lebensräume sowie viel mehr Grünbrücken und andere Querungsmöglichkeiten über Straßen.



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