Hochtaunus (jst). Mehr als 2000 Anfragen zur Hilfe wurden seit März dieses Jahres und Beginn der Covid-19-Krise an das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in Bonn gestellt. Die Streitkräftebasis unterstützt im Rahmen der Amtshilfe mittlerweile 297 Gesundheitsämter in allen 16 Bundesländern. Insgesamt sind derzeit über 6000 Angehörige der Bundeswehr in der Corona-Hilfe eingebunden. Hilfe wird auch in Krankenhäusern und Alten- und Pflegeheimen geleistet, wo die zivilen Kräfte an ihre Grenzen stoßen.
Im Hochtaunuskreis sind im Gesundheitsamt Soldaten der Bundeswehr im Einsatz. Die von Landrat Ulrich Krebs und Erstem Kreisbeigeordneten Thorsten Schorr angeforderten Kräfte wurden aus dem Jägerbatallion 1 aus Schwarzenborn nach Bad Homburg verlegt, um die Mitarbeiter des Kreis-Gesundheitsamts bei der Nachverfolgung von Corona positiv getesteten Menschen zu unterstützen.
Eine der Aufgaben der insgesamt 30 Soldaten ist es, die Infektionsketten per Telefon nachzuverfolgen. In einem ersten Schritt werden die Daten mit der infizierten Person abgeglichen, um dann zu erfahren, mit welchen Personen sie sich mehr als 15 Minuten in unmittelbarer Nähe aufgehalten hat. Personen aus dem gemeinsamen Haushalt und die positiv getestete Person müssen dann in eine 14-tägige Quarantäne. Anschließend versuchen die Hilfskräfte, die Personen zu erreichen, die unter Umständen auch infiziert sind. Schließlich muss entschieden werden, wer getestet oder in Quarantäne geschickt wird. Diese Entscheidung trifft ausschließlich das Gesundheitsamt. Bei rund 250 positiven Corona-Fällen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen kann das über 2000 Nachverfolgungen am Tag bedeuten.
In einem speziell zum Callcenter eingerichteten Raum im Landratsamt stehen hierfür 35 Telefonarbeitsplätze zur Verfügung. Hier werden in zwei Schichten an sieben Tagen die Woche die hereinkommenden Fälle bearbeitet. So wird versucht, die Infektionskette zu durchbrechen. Zusätzlich unterstützen die Soldaten das Gesundheitsamt bei weiteren Aufgaben wie zum Beispiel bei der Durchführung von Tests oder mit Kurierfahrten in Labore.
Koordiniert wird der Einsatz der Soldaten aus Schwarzenborn durch das Kreisverbindungskommando (KVK) des Hochtaunuskreises. Die dort tätigen Kameraden, die auch Bundeswehr-Uniform tragen, sind speziell für diese Aufgaben ausgebildet. Vom Abmarsch der Kräfte aus Schwarzenborn bis hin zur Rückkehr der Soldaten an ihren Standort sind die Kameraden des KVKs für alle anfallenden Belange zuständig. Sie kümmern sich in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern im Landratsamt um die Koordination des Einsatzes und betreuen die eingesetzten Soldaten.
„Aufgrund unserer hervorragenden Verbindungen und Kenntnis aller wichtigen Partner im Hochtaunuskreis war es möglich, innerhalb von zwei Tagen die Soldaten sofort effektiv einzusetzen. Wir sind quasi Tag und Nacht Ansprechpartner für die zivil-militärische Zusammenarbeit und können so eine echte Hilfeleistung erbringen und diesen Auftrag auch längerfristig erfüllen“, sagt Friedhelm Weicker, Oberstleutnant der Reserve und Leiter des Kreisverbindungskommandos Hochtaunus.
Weicker und seine acht Kameraden halten in Krisenszenarios die Verbindung zwischen den zivilen Kräften und der Bundeswehr aufrecht. Sie erfüllen einen wichtigen Auftrag und halten das ganze Jahr über engen Kontakt zum Landratsamt, zur Feuerwehr, zum Katastrophenschutz, zu den Rettungsdiensten und anderen öffentlichen Organen, um den Einsatz der Bundeswehr, wenn nötig, reibungslos und effektiv zu gestalten. Dies passiert unter Leitung des Landeskommandos in Hessen und der Streitkräftebasis der Bundeswehr in Bonn als befehlsgebende Ebene.
Wie wichtig diese Arbeit der Reservisten ist, die neben ihren normalen Berufen diese Tätigkeiten ausüben, zeigte sich in den vergangenen Wochen deutlich. Ohne die Kräfte der Bundeswehr wären die Gesundheitsämter überlastet gewesen. Auch andere Einrichtungen der Pflege oder der Akutmedizin hätten mit massiven Engpässen zu kämpfen gehabt.
Da es die Situation weiter erfordert, stellt die Bundeswehr in den nächsten Wochen weitere rund 14 000 Soldaten zur Verfügung. Es sind dann 20 000 Soldaten der Bundeswehr im Inland unterstützend tätig. Um diesen stetig steigenden Personalbedarf in Krisenzeiten abdecken zu können, wirbt die Bundeswehr mit verschiedenen Initiativen für ein Engagement als Reservist in ihren Reihen.