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Schwalbach (MS). „Bleib immer und lebe 100 Jahre.“ Mit diesem Satz hatten sich im Sommer 2022 ukrainische Flüchtlinge, die in Schwalbach untergekommen waren, bei Gerhard Kratz bedankt, der wie schon so oft zuvor mit außergewöhnlichem Engagement zur Stelle war, als genau das gebraucht wurde. 100 Jahre waren Gerhard Kratz nicht gegönnt. Er starb am 6. November im Alter von 77 Jahren.
In der ersten Reihe wollte Gerhard Kratz nie stehen, obwohl er das jederzeit hätte tun können. Er war niemand, der sich in Vereinen oder Kommunalpolitik hätte in den Vordergrund spielen wollen. Gerhard Kratz half lieber im Stillen, dafür aber mit umso größeren Engagement.
Als 2015 Flüchtlinge auf dem Schwimmbadparkplatz in Zelten untergebracht wurden, war er einer der ersten, der vorbeikam und den Menschen die Dinge besorgte, die sie brauchten. Aus eigener Tasche kaufte er Lebensmittel, Hygieneartikel und vieles mehr.
Genauso war es vor zweieinhalb Jahren, als praktisch über Nacht 75 Ukrainerinnen und Ukrainer bei „Mutter Krauss“ einquartiert wurden.
Gerhard Kratz verschenkte Wasserkocher, Bügeleisen und Staubsauger. Im Bekanntenkreis sammelte er unter anderem Nähmaschinen samt Ausstattung und Fahrräder, die auf Vordermann gebracht wurden. Er war bei Autoreparaturen behilflich und motivierte weitere Personen sehr erfolgreich, ebenfalls mitzuhelfen.
Wichtig war Gerhard Kratz dabei immer, den Geflüchteten ein Vorbild zu sein. Mit seinem Handeln wollte er Werte wie Mitmenschlichkeit vorleben und auf diese Weise einen Betrag zur Integration leisten. Denn bei aller Hilfsbereitschaft, erwartete er stets, dass sich die Geflüchteten auch selbst anstrengen, um in der Gesellschaft Fuß fassen zu können.
Mit seinem Engagement musste Gerhard Kratz niemandem etwas beweisen. In seinem Berufsleben war er erfolgreich als Unternehmensberater im Personalmanagement und gab auch dieses Wissen nach seiner Pensionierung bereitwillig weiter.
In den vergangenen Jahren hatte er immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, nahm aber auch das beinahe klaglos hin und verlor darüber nie seinen Humor. Zuletzt pflegte er aufopferungsvoll seine ebenfalls schwer erkrankte Ehefrau. Irgendwann ist ihm dabei wohl selbst die Kraft ausgegangen. Mit Gerhard Kratz hat Schwalbach einen ganz besonderen Menschen verloren.
„Gutes tun macht Freude“, das war das Lebensmotto von Gerhard Kratz, der Anfang Novmeber im Alter von 77 Jahren verstorben ist.Archivfoto: Stadt Schwalbach
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