Lesen ändert sich, aber das Interesse bleibt

Von Tatjana Lenz

„In diesem Jahr werden es wohl schätzungsweise 69 000 Medien sein“, sagt Graf nach einem weiteren Blick in das von ihr liebevoll gepflegte Zahlenwerk.

Derzeit ist die Bücherei mit 25 988 Medien ausgestattet. Das sind nicht nur Bücher aller Genre, wie sie betont, sondern auch Spiele für so ziemlich jede Altersklasse. Die reichen vom simplen Gesellschaftsspiel bis hin zu gefragten Konsole-Spielen. Auch Hörbücher in Form von CDs gibt es in der Präsenz-Ausleihe, genauso in der Online-Bibliothek.

Manches erscheint da ganz klassisch, aber auch Bibliotheken unterliegen einem Wandel, weiß Graf. Dass die Menschen nicht mehr lesen, das Buch zu einer aussterbenden Gattung in der Waren- und Bildungswelt wird, glaubt sie allerdings nicht. „Das spiegelt nicht unserer Erfahrung wieder“, beschreibt sie und lässt dabei den Blick durch die vielen Regale mit den schier unzähligen Medien schweifen. Verändert habe sich aber das Trägermedium. „Neue Fahrzeuge haben zum Beispiel gar keine CD-Spieler mehr“, nennt sie ein Beispiel. Deshalb werde die CD sicherlich irgendwann auch aus diesen Regalen verschwinden. Doch noch gebe es die Nachfrage. Was Graf besonders freut, dass auch Blinde und Sehbehinderte die Stadtbibliothek aufsuchen und sich hinsichtlich neuer Hörbücher beraten lassen.

„Jeder ist bei uns willkommen“

Beratung und Willkommenskultur wird in der Stadtbücherei groß geschrieben, „jeder soll sich auch hier willkommen fühlen“, betont sie und ihre Arme gehen so weit auf, wie auch ihr Herz es ist. Dass die Menschen sicherlich immer lesen werden, das unterstreichen nicht nur die Ausleihzahlen, sondern auch die Tatsache, dass die Leser nach einer Pause irgendwann wieder kommen. „Dann haben sie zum Teil schon ihre eigenen Kinder dabei“, sagt sie schmunzelnd.

Die Kinder möglichst früh für das Lesen zu begeistern, dafür hat die Stadtbücherei verschiedene Strategien entwickelt. Da gibt es die Eltern die wissen, dass Lesen zu einem wichtigen Grundstein der Bildung gehört. Sie kommen zuerst zu den Bilderbuchgeschichten, später kommen die Kinder als Schüler und lernen selbstständig und auf andere Art und Weise die Welt der Bücher kennen. So mancher Teenager legt mit Beginn der Pubertät erst einmal eine längere Pause ein, „weil es uncool ist, denn sie kommen schon so lange zum Ausleihen und wollen das Kinderimage ablegen“, weiß Graf. Viele Schüler kommen zum Lernen, denn auch dafür bietet die Stadtbibliothek optimale Bedingungen, gerade was das Sortiment der Lernhilfen angeht. Das Gros der Leser sei wieder im Erwachsenenalter zu finden, wenn die Menschen verstanden haben, „dass mit dem Leihen eines Buches auch eine gewisse Nachhaltigkeit und Kostenersparnis verbunden ist.“

Eintauchen in eine andere Welt

Die meisten Bücher werden einmal gelesen, dann kein weiteres Mal. Selten ist es, dass der Leser so begeistert ist, dass er auch ein zweites Mal danach greift. Dann stehen sie im Schrank und verstauben. Das ist teuer. Viele Familien nutzen deswegen die Bibliothek, die auch Menschen mit wenig Einkommen das Abtauchen in eine andere Welt ermöglicht. „Und das ganz ohne die Peinlichkeit sagen zu müssen, dass man sich eine Jahresgebühr vielleicht nicht leisten kann.“ Deshalb empfiehlt sie den kostenlosen Leseausweis als besonderes Bonbon, ebenso die Lesungen, die sie für das kommende Jahr derzeit plant. Deshalb war sie selbstverständlich auch in diesem Jahr auf der Buchmesse und hat schon mal das ein oder andere tolle Buch in ihrer Kaufliste stehen.

Im Rahmen der Weihnachtsausstellung gibt es bereits schöne Vorschläge von den Mitarbeitern rund um das Fest. Und welche Neuheiten empfehlen die vier Mitarbeiter? Graf mag „Ein neues Blau“ von Tom Saller, Mitarbeiterin Maria Erfurth empfiehlt „Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben“, Mitarbeiter Oliver Nuhn weist auf „Asterix und der Greif“ als tolles Buch hin, während Petra Maser das Bilderbuch „Keiner gruselt sich vor Gustav“ für die Kleinsten empfiehlt.

Das Team der Stadtbücherei mit Christiane Graf, Maria Erfurth, Oliver Nuhn und Petra Maser (von links) hat nicht nur seine persönlichen Buchempfehlungen rund um die Weihnachtszeit, sondern auch noch viele andere für die Nutzer der Bücherei. Foto: Stadt Schwalbach



X