Der nächste Starkregen kommt bestimmt

ORT:

Schwalbach (MS). Am Samstag ging das erste heftige Gewitter des Jahres über Schwalbach nieder und hinterließ in kurzer Zeit auf jedem Quadratmeter rund 15 Liter Wasser. Auch wenn das schon recht bedrohlich aussah, muss auch in Schwalbach künftig mit der doppelten oder gar dreifachen Menge gerechnet werden. Was dann passiert, hat die Stadt im vergangenen Jahr von einem Ingenieurbüro ermitteln lassen und will daraus vorbeugende Maßnahmen entwickeln.

Die gute Nachricht: Außer in einigen wenigen Bereichen entlang der beiden Bäche lassen sich in Schwalbach Hab und Gut mit relativ einfachen Mitteln schützen. Im Zuge des „Starkregenrisikomanagements“ haben sich die Ingenieure 20 meist öffentliche Gebäude näher angesehen und Maßnahmen vorgeschlagen.

Immerhin 12 der 20 Gebäuden attestiert das Gutachten eine „sehr hohe“ Gefährdung. Dazu zählen das Feuerwehrhaus, die Geschwister-Scholl- und die Albert-Einstein-Schule, aber auch das EVIM-Seniorenzentrum im Europaring und das Gemeindezentrum der Evangelischen Limesgemeinde samt Kindergarten.

Große bauliche Veränderungen sind aber auch an diesen Gebäuden nicht erforderlich, um sie effizient gegen Starkregenereignisse zu schützen. Selbst für das Feuerwehrhaus in der Hauptstraße, das laut Gutachten von einer „mäßigen bis sehr hohen Überflutung an allen Gebäudeseiten“ bedroht ist, empfehlen die Experten nur geringfügige Verbesserungen. So soll der Oberflächenabfluss am Gebäude überprüft und verbessert werden. Außerdem sollte die Stadt dafür sorgen, dass das Wasser auf dem Gelände besser versickern kann. Weitere Präventionsmaßnahmen sollten nur geprüft werden. Ähnliche Dinge raten die Gutachter auch für die anderen 19 untersuchten Gebäude.

Einige private Anwesen sind dagegen stärker gefährdet. In genauen Karten weist das Gutachten diese aus und empfiehlt der Stadt mehr aufklärende Öffentlichkeitsarbeit. Aus diesem Grund wurden die Ergebnisse der Studie Ende vergangenen Jahres auch in einer Bürgerversammlung vorgestellt, die allerdings nur auf wenig Interesse stieß. Dabei schreiben die Gutachter: „Neben den zentralen und dezentralen Präventionsmaßnahmen, den Überflutungsschutz durch die Kommune zu verbessern, ist es auch Aufgabe eines jeden Bürgers, seine persönliche Gefährdungssituation zu beurteilen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen.“

Dazu zählen vor allem Rückhalteklappen, die verhindern, dass bei Starkregen Wasser aus der Kanalisation zurück in Keller fließen kann. In Schwalbach wurden dadurch in der Vergangenheit größere Schäden angerichtet als durch das Hochwasser von Wald- und Sauerbornsbach. So gab es beim Starkregen im August 2023 in der Mecklenburger Straße viele überflutete Keller. Die Kanalisation in der Straße – die zwischenzeitlich saniert wurde – war offenbar nicht mehr leistungsfähig genug und viele Häuser waren nicht oder nur unzureichend gegen das zurück drückende Wasser geschützt.

Wenig Effekte sehen die Ingenieure der „Kommuna-Consult Becker AG“ dagegen in großen Regenrückhaltebecken oberhalb der Stadt. Die beiden vorhandenen Rückhaltebecken an Wald- und Sauerbornsbach hätte zwar durchaus einen „positiven Effekt“, seien jedoch nicht in der Lage, Überschwemmungen im Ortskern vollständig zu verhindern. Solche dezentralen Maßnahmen seien in Schwalbach „nur bedingt erfolgreich“. Wichtiger sei eine rückhaltungsorientierte Acker- und Weidebewirtschaftung etwa entlang des Sauerbornsbach unterhalb des Kronberger Hangs. „Mit der richtigen Gestaltung und Bebauung land- und forstwirtschaftlicher Flächen kann ein großer Beitrag zur Überflutungsvorsorge geleistet werden“, heißt es in dem Papier.

Bis weit in die Hauptstraße stand am 10. Juni 2007 das Hochwasser.Foto: Archiv

Nahe der Altkönigstraße verwandelt sich der Sauerbornsbach bei Starkregen in einen reißenden Fluss. Zuletzt hat er vor zwei Jahre die kleine Fußgängerbrücke weggerissen. Foto: Archiv

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