Die Zeitzeugin Trude Simonsohn ist gestorben

Besuch am 11. Dezember 2019 in ihrer Wohnung in der Budge-Stiftung. Foto: Günter Pabst

Schwalbach (sbw). Trude Simonsohn, Frankfurter Ehrenbürgerin und Holocaust-Überlebende, ist am 6. Januar in ihrer Wohnung in der Emma und Henry Budge-Stiftung Frankfurt – ein halbes Jahr nach ihrem 100. Geburtstag – verstorben.

Sie hat als Zeitzeugin oft Schwalbach besucht, woraus sich ein besonderes Verhältnis entwickelte.

Im Januar 2001 war sie auf Einladung des im Jahr 2000 gegründeten Arbeitskreises Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus zu einem Zeitzeugengespräch im Bürgerhaus Schwalbach mit Schulklassen der Albert-Einstein-Schule und der Friedrich-Ebert-Schule zu Gast.

Im Vorfeld der Schwalbacher Inszenierung der Kinderoper Brundibár im Jugendzentrum Atrium sprach sie als Zeitzeugin über die im Konzentrationslager Theresienstadt erlebte Aufführung des Komponisten Hans Krása. Sie war von der Schwalbacher Inszenierung so angetan, dass sie ein Gastspiel anlässlich des Evangelischen Kirchentages im Juni 2001 in Frankfurt anregte, das schließlich auch stattfand und sie erneut als Zeitzeugin sprach.

Zudem sprach sie im Januar 2005 anlässlich der Ausstellungseröffnung „Kinder im KZ Theresienstadt – Zeichnungen, Gedichte, Texte“ in der Evangelischen Limesgemeinde.

In den folgenden Jahren war sie mehrfach zu Zeitzeugengesprächen mit Schülern in Schwalbach und besuchte auch Gedenkveranstaltungen des Arbeitskreises als Gast. So auch die Inszenierung des Figurentheaters Laboratorium „Wenn ich wieder klein bin“ im Januar 2006. Am 16. November 2015 stellte sie gemeinsam mit Elisabeth Abendroth in der Stadtbücherei ihre Biografie „Noch ein Glück – Erinnerungen“ (Wallstein Verlag) vor.

Ihre besondere Verbundenheit zu Schwalbach betonte Trude Simonsohn immer wieder. So findet die Schwalbacher Inszenierung des Brundibár nicht nur in ihrer Biografie (Noch ein Glück/Wallstein Verlag) Erwähnung. Auch bei ihrer Ernennung zur Frankfurter Ehrenbürgerin in der Paulskirche 2016 ließ sie es sich nicht nehmen, die Aktivitäten in Schwalbach anerkennend zu erwähnen.

Am 18. Februar 2016 war sie letztmalig in Schwalbach. Als Ehrengast war sie beim Vortrag von Wilma Aden-Grossmann über ihren Mann Berthold Simonsohn in der Ev. Limesgemeinde anwesend.

„Persönlich“, so Achim Lürtzener, damals Jugendbildungsreferent bei der Stadt Schwalbach, „habe ich die Wertschätzung unserer Arbeit in Schwalbach durch Trude Simonsohn als ganz besondere Ehre empfunden.“

Günter Pabst erinnert sich an ein Gespräch auf der Rückfahrt von Schwalbach nach Frankfurt: Auf die Frage, wie denn die Erinnerungsarbeit zu gestalten sei, wenn die Zeitzeugen nicht mehr in die Schulen gehen können, erwiderte sie mit einem ihr eigenen optimistischen Lächeln: „Herr Pabst, haben Sie keine Sorge, dann sind Sie Zeitzeuge“. Dies ist ihr Vermächtnis an uns, offen, freundlich, den Menschen zugewandt, die Erinnerungsarbeit weiter zu gestalten und in dieser Verpflichtung, die jungen Menschen nicht allein zu lassen.

Ihre Lebensgeschichte vor Augen, empfinden wir großen Respekt. Wir sind dankbar, dass wir sie kennengelernt haben – die große Mutmacherin!



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