Gottes Atem unterm Blätterdach

Ein Gottesdienst muss nicht immer in der Kirche stattfinden. Diesmal war der Steinbacher Wald Treffpunkt für die Gläubigen. Foto: ne

Steinbach (ne). Wie in einer grünen Blätter-Kathedrale unter Bäumen sammelten sich am vergangenen Wochenende immer mehr Menschen inmitten des Steinbacher Stadtwalds vor einem großen Holzkreuz. Mitgebrachte Campingstühle und Brotdosen sowie große herumliegende Baumstämme als zusätzliche Sitzgelegenheiten ließen fast eine Picknick- Stimmung entstehen. Ein laues Lüftchen wehte ab und an. Der Tag war perfekt für den diesjährigen Waldgottesdienst.

Rund 100 Steinbacher kamen im Stadtwald zusammen, um den musikalischen Gottesdienst „Wald mit allen Sinnen“ zu besuchen, zu dem die evangelische St.-Georgs-Gemeinde eingeladen hatte. Mit musikalischer Unterstützung der Ober-Erlenbacher Jagdhornbläser unter der Leitung von Hornmeister Dr. Dieter Eberhard sorgte Pfarrer Herbert Lüdke mit seiner Predigt auf anregende Weise für Denkanstöße und eine berührende Botschaft.

„Unsere Ohren hören, unsere Augen sehen und unsere Nasen riechen den Duft des Waldes“, eröffnete Pfarrer Lüdtke den Gottesdienst. Die menschlichen Sinne im Fokus machte er im Verlauf der Predigt auf Themen wie den Klimawandel aufmerksam und widmete sich Fragen, wie: „Was können wir tun und was sollten wir unbedingt lassen, auch wenn es unseren bequemen Lebensstil kreuzt?“ Mit Blick auf die Musiker richtete er ein besonderes Augenmerk auf den Atem, der im Blasinstrument den Klang erzeugt, und den Atem Gottes, der uns alle erfüllt. Die ganze Welt ist Klang, das weiß inzwischen auch die Wissenschaft. So schwingen Sauerstoffteilchen in C-Dur, bei der Photosynthese entstehen Dreiklänge. „Beim Blechblasinstrument müssen die Lippen schwingen, wie die Saiten eines Streichinstruments“, erläuterte und demonstrierte Hornmeister Dieter Eberhard. Und Lüdtke führte aus: „Und so macht Gottes Atem die leere Hülle des Menschen erst zu einem lebendigen und schöpferischen Wesen und ist somit unser innerer Schwung – und der Mensch sozusagen das erste Blasinstrument Gottes.“

Mit Fürbitten und dem Segen endete eine erfüllte und erfüllende Stunde, bei der auch die Bäume mit ihren im Wind rauschenden Wipfeln manchmal mitzusingen und zuzuhören schienen.



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