Ein Heimkehrer will den FSV zu neuen Siegen führen

Dieses Quartett um den neuen Trainer will den FSV voranbringen: Frank Hochgesand, Maurizio Reimondi, Trainer Cem Bektas und Klaus Sudler (v. l.). Foto: HB

Steinbach (HB). Schillernde Figuren sind beim FSV nichts besonderes. Dazu gehörte Antonio Castellino aus dem süditalienischen Aoulien. Kumpel von Weltmeister Genaro Gattuso, einstmals Zweitligaspieler und mit 40 Jahren immer noch ein Mittelfeldstratege. Er wollte mit dem Team auf Anhieb in die Kreisoberliga aufsteigen, aber Corona verlangt in seinem Eschborner Gastrobetrieb den vollen Einsatz. Nach einem knappen Jahr war das Intermezzo beendet. Jetzt coacht einer die erste Mannschaft, der in drei US-Bundesstaaten gespielt und sogar Collegemeister geworden ist. Willkommen daheim – Cem Bektas.

Er hat zwar noch keinen Abschluss in Business, aber den wird er online machen. Danach will er in den Steinbacher Betrieb seines Vaters einsteigen. Eine Rückkehr in die Vereinigten Staaten ist deshalb kein Thema. Bis zur B-Jugend hat er im Sportpark gekickt und nun will er dem Verein eine erfolgreiche Zukunft bescheren. Der Weg soll in die Gruppenliga führen. In der spielen die Nachbarn aus Stierstadt bereits. Beim FSV ist die Hälfte der Mannschaft unter 22. Dazu passt ein Trainer, der gerade 28 geworden ist und im Maschinenraum einer Mannschaft, dem Mittelfeld, wertvolle Dienste leisten kann.

Von einem Stipendium an einer amerikanischen Uni, mit der Maßgabe dem Fußballteam zu Glanz und Gloria zu verhelfen, wagte Cem nicht einmal zu träumen. Er hat es bekommen und von 2019 bis 21 gleich in drei Staaten auf dem Uni-Campus gespielt. In Oklahoma, wo er bei Begegnungen des NBA-Teams auf der Tribüne saß. In Arkansas, wo Bill Clinton als Gouverneur seine Polit-Karriere startete und in Mississippi, wo der Fluss als „Old Man River“ besungen wird. Es wurde jeden Tag trainiert und auf dem Niveau der hiesigen Verbandsliga gespielt. Die Mannschaften waren jeweils eine Weltauswahl aus Brasilianern, Mexikanern, Spaniern und weiteren Europäern. Die Mannschaften hatten großen Unterhaltungswert.

Als Castellino vor Saisonbeginn ausstieg, war der Verein an einer schnellen Lösung der Personalfrage interessiert. Da kam der Crew um den Spielausschuss-Vorsitzenden Frank Hochgesand die zündende Idee, Bektas heim zu holen. Zu dessen Lebensplanung passte der Trainerjob. Demnächst will er die B-Lizenz erwerben. Das junge Team habe Entwicklungspotential, das es zu heben gelte. Bislang bewegt sich die Mannschaft allerdings noch im unteren Mittelfeld der Tabelle.

Der Trainer erscheint im blauen Pulli mit dem Aufdruck John-Brown-University zur Übungsstunde im Sportpark. Das tut seiner Reputation gut und verbreitet ein wenig internationales Flair. Er hat dem Team eine Trainingseinheit verordnet, bei der sauberes Passspiel verlangt wird. Das ist Voraussetzung für schnelles Umschaltspiel. Das gilt für die Nationalmannschaft genauso wie für die Kicker in Blau-Gelb.



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