In Japan ist Pikachu ein Nationalheld

Für August Krol, Annabel, Toni, Mama Jolanta Krol und Alexander ist die Reise in das Land der Pokémon ein großes Abenteuer. Foto: Krol

Von Christine Šarac

Steinbach. „Manchmal gewinnt man, und manchmal lernt man“ – dieser Satz soll vom Finanzexperten und Buchautor Robert Kiyosaki stammen. Was das mit einem 13-jährigen Steinbacher namens Alexander zu tun hat? Eine ganze Menge.

Wie bereits mehrfach berichtet, ist Alexander Krol ein aufstrebender Pokémon-Trainer. Wer trotzdem nicht weiß, was das ist – Pokémons sind die bunten, lustigen Monsterchen aus Japan, die es in Form von Karten- und Video-spielen gibt. Alexander ist Profi im Videospielen, ist ein sogenannter Pokémon-Trainer und, obwohl er erst seit drei Jahren in dieser ganz eigenen Welt unterwegs ist, sehr erfolgreich. Im August hat er mit seiner Familie eine dreiwöchige Reise in das Land der Pokémons unternommen und vom 11. bis 13. August an der Pokémon-Weltmeisterschaft in Yokohama teilgenommen.

„Ich habe mich gefreut auf Japan“, sagt Ale-xander. „Jeder, der Pokémons mag, muss da mal hin“, findet er. „Alle meine Freunde wollen das jetzt auch.“ Die Reise wirkt noch nach – bei der gesamten Familie. Das sind Papa August Krol, der seinen Sohn auf alle Turniere begleitet und so mit ihm regelmäßig durch die Welt reist. Mama Jolanta, die zehnjährige Annabel und Nesthäkchen Toni.

„Überall sind Mangas, Pokémons, und die Japaner sind alle so freundlich“, erzählt Alexander weiter. Diese Weltmeisterschaft war auch für die Japaner besonders, denn es war das erste Mal, dass sie im Heimatland der Pokémons stattgefunden hat. Die meisten Turniere wurden bisher in den USA und in Kanada ausgetragen. „Der kleine gelbe Pikachu war praktisch überall“, berichtet August Krol. „Er ist so etwas wie ein Nationalheld.“ Sollte jetzt Alexanders Traum in Erfüllung gehen und er den Weltmeistertitel nach Deutschland holen?

In seiner Altersklasse Senior (13-16 Jahre) spielt er erst seit einem Jahr. Neue Regeln im Videogaming machen diese Anfangsphase nicht gerade leichter. „Früher wussten die beiden Spieler, die gegeneinander antreten nicht, welche Pokémons der Gegner ins Spiel bringen würde. Es blieb also ein Überraschungsmoment. Jetzt tauschen die Kontrahenten vor Spielbeginn einen Zettel aus, auf dem jeder Spieler sein Team aus Pokémons aufgelistet hat. Wer jetzt die Eigenschaften der Monster kennt – nur um die Herkulesaufgabe klar zu umreißen, es gibt über 1000 Charaktere – hat sich schon einen ersten Vorteil verschafft. Konzentration, Gedächtnis, Taktik, aber auch innere Stärke, sich also nicht von der angespannten Situation beeinflussen zu lassen, sind hier gefordert.

Alexander Krol war nicht nur einer er jüngsten seiner Altersgruppe, sondern auch der einzige Deutsche. Die vielleicht wichtigste Eigenschaft ist jedoch, eine Niederlage wegzustecken. Dass er das kann, musste Alexander in Yokohama beweisen. „Leider ist er diesmal in der Vorrunde ausgeschieden“, erzählt August Krol, der bei jedem Turnier mitfiebert. Er hält Alexander auch auf dem Boden der Tatsachen. „Es geht nicht nur ums Gewinnen, sondern das Ganze ist ein Lernprozess. Gerade nach einer Niederlage muss man sich wieder aufrappeln und weitermachen. So ist das Leben.“

Alexander zieht dennoch viel Positives aus dem Erlebnis. „Es war eine unglaubliche Reise, und ich bin froh, in Japan gegen die Besten der Besten gespielt zu haben“, sagt er. „Für die Japaner ist Pokémon mehr als nur ein Spiel. Diese Erfahrung wird mir immer im Gedächtnis bleiben, und ich werde daraus lernen, um in Zukunft noch besser zu werden.“

Nach dem Spiel ist bekanntlich vor dem Spiel. Deshalb trainiert Alexander jeden Tag zwei Stunden. Die muss er sich frei schaufeln, denn er geht ähnlich wie andere Jungs in seinem Alter auch noch zum Fußballtraining, spielt Gitarre und macht was mit Freunden. Und er hilft auch seiner Schwester, die ebenfalls mit dem Pokémon-Spielen angefangen hat. „Streit unter Geschwistern ist ja ganz normal“, sagt August Krol. „Aber wenn die beiden im Kinderzimmer Pokémon spielen, ist das wirklich ein schöner Moment“, sagt der Dreifachvater. „Er bringt ihr was bei, sie haben Spaß zusammen, und wir als Eltern fragen uns dann manchmal: „Warum kann es denn nicht immer so sein?“

Die neue Saison hat also bereits begonnen. Alexander startet als derzeit drittbester Spieler Europas. Es stehen wieder Termine für Turniere an. Brasilien, Danzig (Polen), To-ronto (Kanada) sind nur einige Stationen. Im April findet die Europameisterschaft in London statt. Und dann kommt Alexanders nächste Chance auf den Weltmeistertitel, der im kommenden Jahr auf Honolulu/Hawaii ausgetragen wird.

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