Klimaschutzpreis 2025 geht nach Steinbach

Von Jürgen Streicher

Steinbach. Die IG Nachhaltigkeit unter dem Dach der „Sozialen Stadt Steinbach“ sprüht nur so vor Ideen, wenn es um Beiträge zum Klimaschutz in den unterschiedlichsten Facetten geht. Da gibt es regelmäßige Balkonkraftwerk-Sprechstunden, Bürger werden zu Solarberatern ausgebildet, ein Repair-Café erfährt große Nachfrage, die Werkstatt für Textilreparaturen oder „Die Brauch Bar“ für feine Tauschgeschäfte. Ab und zu bewegt sich sogar ein „Lauf-Bus“ voller Kinder durch die Stadt, um für Gehen statt Fahren zu werben.

Dass bei Steinbachs IG Nachhaltigkeit viele Menschen mitwirken, hat auch der Auftritt bei der Vergabe des Klimaschutzpreises 2025 bewiesen. Alle waren mit Hoffnung gekommen, am Ende durften sie feiern. „Der mit 5000 Euro dotierte erste Preis geht an die IG Nachhaltigkeit aus Steinbach“, verkündete Kreis-Umweltdezernent Thorsten Schorr bei der kleinen Feier mit abschließendem Umtrunk und vegetarischen Häppchen.

Bei der vierten Vergabe des Klimaschutzpreises hatte die Jury die Wahl zwischen elf Projekten, eingereicht von Vereinen, Initiativen und privaten Aktivisten. Drei erreichten das Finale um den Titel, die drei waren schnell raus, verriet Schorr bei der Begrüßung der Gäste und sprach von einer danach „nicht einfachen Entscheidung“ für die Jury, weil alle einen „wertvollen Beitrag für den Klimaschutz im Hochtaunus und darüber hinaus“ leisten würden. Alle könnten als „Leuchtturm“ für neue Projekte werben und „Inspiration für die Zukunft“ sein. Für die Arbeit in den Kreisgremien und für potenzielle neue Projekte im gesamten Kreis. Der Jury gehörten außer Schorr auch Landrat Krebs, die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Kreistag, eine Vertreterin des Naturschutzbeirates und Lisa Lauf als Leiterin der Stabsstelle Mobilität, Klimaschutz und Umweltbildung an.

In Steinbach ist die IG schon ein Leuchtturm, im Lauf der Jahre haben sich mehrere Initiativen gebildet, agiert wird in den Bereichen Energie, Natur & Grün, Müllvermeidung & Konsum und Mobilität. Alle sind ehrenamtlich unterwegs, „eine Stütze für den Klimaschutz im Kreis und ein hervorragendes Beispiel, wie dieser in der eigenen Kommune umgesetzt werden kann“, lobt die Jury. Damit es noch mehr werden, stehen „Solarpartys“ auf der Agenda, auch schon zusammen mit der benachbarten lokalen Klimaliste LOK Oberursel.

Spezialität Kornblumenhonig

Ein wunderbares Beispiel für die „Am-Ort-Strategie“ ist auch der Verein „Schulacker“ in Wehrheim, ein Lern- und Begegnungsort besonderer Art vor allem für Schüler, es gibt eine Kooperation mit der Limesschule. Der Schulacker „auf dem Bügel“ wurde schon vor über 20 Jahren von der Landwirtsfamilie Brunhilde und Paul Erich Etzel zur Verfügung gestellt, Tochter Beate Illbruck hat bei der Preisverleihung zusammen mit Beate Westphal-von-Irmer das Projekt als „Oase für Kinder“ vorgestellt, in der nur im Winter ein wenig Ruhe einkehrt. Im Frühling beginnt das Leben im Bienenhotel, dann folgt die Aussaat der kunterbunten Frühlingswiese, durch die der beteiligte Imker mit Hilfe der fleißigen Bienen später sogar die Spezialität Kornblumenhonig im Angebot hat. Ein Höhepunkt im Jahr ist das Mittsommerfest auf dem Bügel, wenn die Kartoffelernte folgt, fühlen sich die Kinder wie „Goldgräber in der Natur“. Dann gibt’s auch Kartoffeltag in der Schule und Erntefest auf dem Acker, Kunst in der Natur ist ein Thema. Wer mal reingucken will, kann sich den 9. Mai vormerken, dann ist „Bienentag“ auf dem Schulacker. Den dritten Platz und 1000 Euro Preisgeld war das Konzept allemal wert.

Nachhaltigen Wert bilden auch die Preistafeln ab, Urkunden aus Holz, geschaffen von den Oberurseler Werkstätten für Menschen mit Behinderung aus Buchenholz. Darauf halten zwei Hände die Erdkugel hoch, unten sind die Preisträger eingetragen. Für das Kooperationsprojekt Bildungswald ging der zweite Preis und 2000 Euro an die Initiative Herzenswald und accadis-Bildung. Weil Kopf, und Herz dort gemeinsam lernen, so Brigitta Brüning-Bibo, die Sprecherin der Initiative, hat diese den schönen Namen bekommen. Im Waldstück zwischen Sandplacken und Hegewiese werden seit 2021 viele Ideen umgesetzt, Umweltbildung und die Wiederaufforstung des Taunuswaldes sollen verbunden werden. Gemeinsame Waldpflege, die Installation interaktiver Info-Tafeln, ein Nistbau-Programm, immer nach der Leitlinie „nur wer die Natur kennt, lernt sie zu schützen“, sagt Brüning-Bibo. Und accadis pflanzt für alle neuen Schüler und Studenten einen Baum. Da gibt es schon jetzt über 1000 schöne Geschichten zu erzählen.

Freuen sich über den ersten Platz beim Klimaschutzpreis: Steinbachs Bürgermeister Steffen Bonk, Georg Sonntag-Löw (IG Nachhaltigkeit), Bärbel Andresen (Quartiersmanagement Soziale Stadt), Christian Treffert (IG Nachhaltigkeit), Kreis-Umweltdezernent Thorsten Schorr und Steinbachs Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski (v. l.).Foto: js

Das Motto von Steinbachs IG Nachhaltigkeit lautet: „Ob 9 oder 90 – Nachhaltigkeit kennt kein Alter!“Foto: js

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