Ein schmucker Boulevard mit Charme

Gemütlich geht es auf dem neuen Boulevard autofrei in Richtung Grundschule. Foto: HB

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Der Lückenschluss ist vollbracht. Das helle Asphaltband zieht sich jetzt von der Zentralapotheke bis zum Weiher. Die Stadt hat einen Boulevard ganz ohne Autos für Fußgänger und Radfahrer. Er schmückt in seinem Mittelteil nunmehr das Quartier am Hessenring und liefert einen Beweis für die positive Wirkung der Sozialen Stadt: Steinbach wird schöner.

An die bucklige Schwarzdecke mag sich keiner mehr erinnern. Die Anwohner freuen sich vielmehr über eine charmante Promenade, die auf einer Länge von 250 und einer Breite von drei Metern den Thüringer Park mit der Geschwister-Scholl-Schule verbindet. Von den Balkonen ruht der Blick der Anwohner wohlgefällig auf einem Umfeld mit Parkcharakter, wie Bürgermesiter Steffen Bonk unlängst beim Rundgang mit Stadtplanerin Vanessa Gamero befand.

Im alten Ortskern zwischen Bornhohl und Untergasse erinnert nichts mehr an die Partnerschaft mit einer niederländischen Stadt. Aus dem Pijnacker- wurde der Freie Platz, nachdem die Holländer die Freundschaft einseitig aufgekündigt hatten. Doch die Steinbacher sind gute Europäer und überhaupt nicht nachtragend. Die neue Verbindung in dem mediterran anmutenden blass-gelben Asphalt heißt Pijnacker-Weg, doch bis zur offiziellen Eröffnung wird es September werden. Dann wird auch das Namensschild für die Querung vom Avertin-Platz bis zum Hessenring enthüllt, die an Walter Herbst erinnert. In dessen langer Amtszeit als sozialdemokratischer Bürgermeister wurde aus dem dörflichen Steinbach eine Stadt von mittlerweile 10 600 Einwohnern. Der Ehrenbürgermeister ist vergangenen Sommer mit 89 Jahren gestorben.

Schaukeln und hüpfen

Die Passage wird nicht nur Durchgangsstation sein, sondern auch Ruhepol. Vor dem Häuserblock Hessenring 44-48 wurde eine Rampe gepflastert, eine barriererfreie Verbindung zu einem Platz mit einer mächtigen Platane im Zentrum, vor der zwei Schaukelpferde, in Gelb und Weiß auf reitende Kinder warten. Ein paar Schritte unterhalb sind zwei Bodentrampoline zum Hüpfspielzeug geworden. Zu den Sitzgelegenheiten auf dem Rondell zählt eine Hochbank für ältere Mitbürger, die wegen der Beinfreiheit im Volksmund Baumelbank genannt wird. Davon gibt es entlang der Strecke mehrere Exemplare.

Zwischen den Häusern in der Nachbarschaft rattern noch die Motoren der Landschaftsgärtner, die den Boden erst lockern und dann festklopfen. Ein Teil der Flächen ist eingesät, der andere mit rot-braunem Schotter befestigt worden, damit die Feuerwehr auch bei miesem Wetter problemlos anfahren kann. Spätestens nächste Woche werden die letzten Arbeiter abrücken. Doch für die Nassauische Heimstätte und den Volks-, Bau- und Sparverein Frankfurt ist noch nicht Schluss, denn die Wohnungsbaugesellschaften, so kündigt die Stadt an, wollen Spielplätze anlegen, an denen in dem Quartier kein Überfluss herrscht.

Stadtentwicklung geht weiter

Als die Baumaßnahme Pijnacker Weg im März – noch vor Corona – begonnen wurde, lag die Kostenschätzung bei 600 000 Euro. Wie bei allen Projekten der Sozialen Stadt gilt die Drittel-Fnnazierung zwischen Bund, Land und Stadt. Das Investitionsprogramm umfasst als laufende Maßnahme den Straßenbau in der Untergasse, der im August zu Ende gehen wird. Danach steht der Umbau der Berliner Straße an, der zur Verschönerung und Verkehrsberuhigung in dem Hochhausviertel beitragen soll und bis Ende nächsten Jahres dauern wird. Auf der Agenda der Sozialen Stadt stehen noch eine Wegeverbindung zum Wingertsgrund und die Verbesserung des Wohnumfelds in der Herzbergstraße. 2023 läuft das auf zehn Jahre angelegte Stadtentwicklungsprojekt aus.

Im Rathaus geht der Blick in die weitere Zukunft. Der Stadtentwicklungsplan wird derzeit von einem Planungsbüro bis 2030 fortgeschrieben. Außerdem hat die Kommune die Aufnahme in das Förderprogramm zur Vitalisierung historischer Stadtkerne beantragt. Auch das ist auf zehn Jahre ausgelegt.

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