Spaziergang mit Hessenhymne

Steinbach (HB). Das Apfelweinbrückchen über den Steinbach ist bald zehn Jahre alt, aber vergangenen Samstag hat es womöglich eine Premiere erlebt. Auf dem steinernen Übergang im tiefsten Wingertsgrund las Barbara Köhler die Hessenhymne vor: „Ich kenne ein Land so reich und schön,“ heißt es darin. Gehört haben es neun Weggefährten des Vorstandsmitglieds, die der Einladung des Geschichtsvereins zum Stadtspaziergang gefolgt waren. Ministerpräsident Georg-August Zinn hätte Gefallen gefunden, denn er machte das Lied aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Land des Hessenlöwen populär.

Zum ersten Mal in Corona-Zeiten ging der Geschichtsverein wieder nach draußen. Man bewegte sich im heimischen Revier, weil dort die Pandemieregeln leichter zu erfüllen sind. Auch beim nachmittäglichen Kaffeetrinken im Pfarrheim an der Untergasse, wie Vorsitzender Kai Hilbig erläuterte. Als „Pfadfinderin“ fungierte mit Barbara Köhler eine studierte Historikerin, die im Verein für die Finanzen zuständig ist. In der Aue fiel der Blick zurück auf den Hausberg der Steinbacher, den von keltischen Ringwällen durchzogenen Altkönig, mit knapp 800 Metern der dritthöchste Taunusgipfel. Doch diesmal waren nicht die Altvorderen das Thema, sondern Köhler errinerte an das Jahr 1979, als Steinbach seinen an der Altkönigflanke gelegenen Wald für 1,2 Millionen Mark an das Land Hessen verkaufte, um mit dem Geld passenderweise die Altkönighalle im Sportpark errrichten.

Am bereits erwähnten Brückchen lenkte die kundige Führerin das Interesse auf das Lapidarium neben dem mit Bruchsteinmauern gefassten Bachbett, das mit historischen Grenzsteinen gespickt ist. Noch ein paar Schritte, und die Aue entfaltet auf einer ansteigenden Wiese zum Kleingartenverein ihren ganzen Charme. Diese Perspektive, daran ließen Teilnehmer des Spaziergangs am Einheitstag keinen Zweifel, muss in ihrer Ursprünglichkeit erhalten bleiben. Der „wunderbare Anblick“ dürfe durch Open-Air-Veranstaltungen, Skulpturenpark oder einen Trimm-Dich-Pfad keinesfalls geschmälert werden. Für das Apfelweinbrückchen gibt es indes kommunalpolitische Überlegungen, nebendran einen kleinen Platz herzurichten und zu überdachen, damit im Trockenen gevespert und musiziert werden kann. Dergleichen Gedankenspiele sind freilich noch nicht in konkrete Initiativen eingeflossen.

Als die Nachmittagsgruppe loslaufen wollte, begann es heftig zu regnen, worauf sie bereits am Weiher umkehrte und im Pfarrheim an den gedeckten Kaffeetisch zurückkehrte, wo noch lange über das „liebenswerte“ Steinbach geplaudert wurde.



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