Zwiesprache mit Gott am Wegekreuz

Pfarrerin Tanja Sacher und Pfarrer Andreas Unfried segnen das neue Wegekreuz. Foto: HB

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach (HB) Die Zeiten, da man in der Stadt vergeblich nach einem Wegekreuz suchte, sind vorbei. Vorigen Sonntag wurde eine moderne Version des christlichen Symbols im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes geweiht. Es steht am Südrand des Friedhofs. Über die Kosten bewahren die Kirchengemeinden Stillschweigen. Doch so viel sagen sie: Das Honorar für den Künstler wurde ausschließlich aus Spenden finanziert.

Der zwei Meter hohe Block aus belgischem Granit ist nach einer Idee von Hans Rams vom Steinmetz behauen worden. Der 69-Jährige aus dem Kreis Neuwied hat Fenster und Altar des Kirchenbaus von St. Bonifatius gestaltet und damit Anerkennung erworben, die in den Folgeauftrag mündete. Der Ort, an dem das Kunstwerk gegründet wurde, ist mit Bedacht gewählt worden. Hier kreuzt sich der Weg von den Kindergärten am Weiher zum Praunheimer Weg mit dem von der Steinbachaue zur Ostseite des Friedhofs. Diese Ecke frequentieren täglich mehrere hundert Fußgänger und Radfahrer.

Am Sonntagnachmittag stehen Pfarrerin Tanja Sacher und ihr katholischer Amtsbruder Andreas Unfried neben dem Stein, den der Seelsorger aus Oberursel später mit Weihwasser benetzen wird. Die Gemeinde verteilt sich im Halbkreis. Hans Rams ist vom Rhein herüber gekommen, der Magistrat mit Bürgermeister Steffen Bonk an der Spitze und die kirchlichen Gremien sind ebenfalls präsent. Christine Lenz hat das Projekt als Vorsitzende des Fördervereins St. Bonifatius mit viel Herzblut unterstützt und die erfolgreiche Spendenaktion initiiert. Sie hebt hervor, das Wegekreuz werde von der Sonne perfekt in Szene gesetzt. Man sieht in diesem Augenblick, wie das Blattgold in der Vertiefung aufblitzt.

Das rote Kreuz auf grauen Grund ist für Heinrich Schlomann, Kirchenvorstand von St. Georg, ein Zeichen „für die Verbundenheit Gottes mit den Menschen“. Der Künstler selbst sagt, dieses Kreuz sei positiv besetzt und habe mit der Schmerzensbotschaft der mittelalterlichen Wegekreuze nichts zu tun. PfarrerinTanja Sacher sieht darin ein Zeichen, dass „Gott mitten im Leben steht.“ Von diesem Symbol, diese Hoffnung klingt überall an, sollen Menschen zur Zwiesprache mit Gott inspiriert werden. Für den Bürgermeister ist es ein Sinnbild für die christlichen Werte wie Nächstenliebe und Toleranz.

Das Kreuz hat ein Fundament für die Ewigkeit. Kein Zweifel, es soll verdeutlichen, dass sich die Kirche gerade in schweren Zeiten nicht versteckt, sondern Halt und Hoffnung bietet.

Die ersten Wegekreuze sind aus dem 13. Jahrhundert überliefert. Warum ist diese Symbolik an Steinbach als einer der ältesten Gemeinden im Vortaunus vorbei gegangen?. Heinrich Schlomann vermutet, weil durch diesen Ort keine Pilgerwege führen. Bonifatius war südlich auf dem Riedberg nach Fulda unterwegs. Der Elisabethenweg verläuft durch Bad Homburg, und Luther kam auf dem Weg nach Worms auch nicht durch Steinbach.

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