Sulzbach (mas) – Nach mehreren Debatten wurden die ersten Sanierungskonzepte für das Bürgerhaus präsentiert. Die in der Gemeindevertretung vertretenen Fraktionen trafen sich im Privaten mit der Bürgerinitiative (BI) „Bürger für das Bürgerhaus“, bei der jede Fraktion ihr Konzept vorstellen sollte. Das Treffen soll nach der Einschätzung der CDU ein konstruktiver Austausch gewesen sein, das verschiedene Varianten aufzeigte. Es wurde entschieden, dass eine Fachperson beauftragt wird, um Vorentwürfe für die unterschiedlichen Vorstellungen der Fraktionen zu erarbeiten.
CDU: Die CDU schlägt vor, dass nur noch das Erdgeschoss des Bürgerhauses für die Öffentlichkeit zugänglich ist. In diesem Geschoss soll ein Saal eingerichtet werden, welcher als Multifunktionsraum für die Gastwirtschaft und für Vereine genutzt werden kann. Sollte der Saal im ersten Obergeschoss bleiben, gäbe es weiterhin Probleme mit der Barrierefreiheit, welche so umgangen werden können. Zudem seien Veranstaltungen von der Gaststätte leichter erreichbar. Die beiden oberen Geschosse sollen als Wohnraum genutzt werden. „Besser oder schlechter ist aus unserer Sicht bisher keine der vorgestellten Varianten“, so Dieter Geiß. „Das Bürgerhaus hat viel Potenzial, das bisher nicht voll ausgenutzt wird.“
SPD: Für die SPD ist das Bürgerhaus eine „moderne Begegnungsstätte“. Sowohl Privatpersonen als auch die Vereine sollen das Bürgerhaus für Veranstaltungen buchen können. Mit Blick auf neue Baugebiete sollen dadurch Neubürger gut in das Vereinsleben integriert werden können. Allein im Dachgeschoss sollen Angestellte oder Azubis der Gemeinde wohnen. Dadurch soll die Attraktivität der Gemeinde für Arbeitgeber steigen. „Allem voran geht es nun aber erstmal um die politische Einigkeit über das Konzept des Bürgerhauses“, hält Daniela Verges fest.
DieGrünen: Isabell Ziesche erklärt, dass die Grünen hinter den gemeinsam mit den Vertretern der BI im Arbeitstreffen erarbeiteten Ergebnisse stehen und nun auf die ersten Konzepte und Kosteneinschätzungen des Architekten warten. Sie fügt an: „Wir danken allen Beteiligten für die Zusammenarbeit und das offene und konstruktive Arbeitsmeeting […].“ Zuvor berichtete die BI, dass die Grünen „die Nutzungen, wie sie vor dem Bürgerentscheid erarbeitet wurden“ umsetzen möchten, aber auch bereit wären, „die von der FDP gemachten Vorschläge mitzutragen“.
Freie Wähler: Die Freien Wähler dementieren, dass von den Fraktionen ein Gesamtkonzept gefordert wurde. Es sollten lediglich die Punkte genannt werden, die den Fraktionen wichtig sind. Manfred Reccius erklärt, dass der Erhalt der Außenbewirtschaftung unumstritten ist. Dafür soll die Größe des Saals reduziert werden. Ein Jugendraum soll in das Bürgerhaus integriert werden.
Die FDP antwortete bis zum Redaktionsschluss nicht auf die Anfrage des Sulzbacher Anzeigers. Die BI erklärt, dass die FDP ein ähnliches Konzept wie die CDU vorgelegt hat.
Über die Vorschläge der Fraktionen sei die BI „entsetzt“ und wirft ihnen völliges Ignorieren des Bürgerentscheids vor. „Geht es nach den Vorstellungen dieser Parteien, soll das Bürgerhaus aufhören zu existieren“, so Hans Weihrauch, Sprecher der BI. Veranstaltungen, die im Bürgerhaus üblich waren, seien im Frankfurter Hof nur eingeschränkt oder gar nicht möglich, zudem entfalle der Ortskern und Treffpunkt vieler Bürger und Vereine. „Wir werden wachsam bleiben und uns gegen jeden Versuch wehren, den Bürgerwillen durch die Hintertür zu umgehen“, erklärt Weihrauch. Die BI setzt sich für die Erhaltung der Gaststätte mit den Kollegräumen und dem Vereinsraum im Erdgeschoss, der Außengastronomie und dem großen Saal mit Bühne im Obergeschoss ein.
Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Matthias Brandt, berichtete dem Höchster Kreisblatt, dass drei Varianten entworfen und erste Kosteneinschätzung errechnet werden sollen. Die drei Varianten, die gezeichnet werden sollen, sehen wie folgt aus:
1. Alleinige Renovierung des Bürgerhauses
2. Sanierung des Bürgerhauses und Wohnungen im Dachgeschoss
3. Sanierung des Bürgerhauses, Wohnungen in den Obergeschossen, Verlegung des Saals in das Erdgeschoss
Mehrere Anläufe
Am 18. Februar 2024 wurde durch einen Bürgerentscheid der Abriss des Bürgerhauses abgelehnt. Am selben Platz sollte dafür ein Neubau mit Seniorenwohnungen, Gaststätte, Mehrzweckraum sowie Tiefgarage gebaut werden. Bei einer Wahlbeteiligung von 43,21 Prozent stimmten 1795 Bürger für den Erhalt und die Sanierung des Bürgerhauses und 1112 Bürger für den Neubau.
Nach diesem Entscheid habe sie ein eigenes Sanierungskonzept vorgelegt, so die BI. Außerdem hätte es eine Vereinbarung gegeben, dass außer der BI auch die in der Gemeindevertretung vertretenen Fraktionen bis zum Ende der parlamentarischen Sommerpause 2024 ihre Konzepte für eine Sanierung des Bürgerhauses vorlegen sollten. Nach Angaben der BI geschah dies jedoch nicht.
Kurz vor dem Beschluss des Haushalts soll es dann zu einem ersten Treffen gekommen sein, bei der jedoch die einzelnen Fraktionen keine eigenen Vorstellungen hätten nennen können. Erst am 18. Februar stellten die Fraktionen ihre Konzepte vor.