Fit für die Zukunft – Autohaus Göthling und Kaufmann will in Kooperation wachsen

Die Geschäftsführer der Dachgesellschaft AVEMO sind sich einig: Große Ziele können besser gemeinsam erreicht werden. Foto: Scholl

Kelkheim (gs) – Die Automobilbranche steht vor großen Herausforderungen: Zukunftsweisende politische und gesamtwirtschaftliche Entscheidungen werden in den kommenden Jahren dafür verantwortlich sein, dass sich auch die Autohäuser neu aufstellen müssen, um den Anforderungen des veränderten Marktumfelds gerecht werden zu können. Für die oft regional verwurzelten Markenrepräsentanten und Autohäuser stellt sich damit die Frage, ob sie ihren Weg „alleine“ weitergehen möchten oder ob eine Kooperation mit anderen Handelspartnern nicht die zukunftsweisendere Entscheidung ist.

„Big Player“

Für Letzteres hat sich das auch in Kelkheim ansässige Autohaus Göthling und Kaufmann entschieden. Das Familienunternehmen unter der Leitung von Frank Göthling, Manuel Paul und Günter Rigl hat sich mit Wirkung zum 1. Januar dieses Jahres mit drei weiteren regionalen Autohäusern zusammengeschlossen. Das Autohaus-Quartett firmiert unter der Dachgesellschaft AVEMO* und ist mit dem Moment des Zusammenschlusses – quasi über Nacht – zum drittgrößten Händler für die Automarken VW, Audi, Skoda, Seat, Cupra, VW-Nutzfahrzeuge und Etrusco (Wohnmobile) aufgestiegen.

AVEMO

Im Rahmen des Zusammenschlusses und der Neugründung der AVEMO-Gruppe fand vor Kurzem eine Pressekonferenz statt, in der die sechs gleichberechtigten Geschäftsleiter u.a. über den Zusammenschluss, die Aufteilung der Geschäftsfelder und ihre Zukunftsvisionen berichteten. Mit AVEMO entsteht eine der zehn größten Automobilhandelsgruppen in Deutschland. An ihren insgesamt 40 Standorten verfügen die angeschlossenen Händler über ein Volumen von 40.000 gehandelten Fahrzeugen im Jahr. Ca. 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den Unternehmen der AVEMO beschäftigt und leisten sagenhafte 500.000 Servicestunden im Jahr. Der neue „Branchenriese“ setzt sich aus den Autohäusern Göthling und Kaufmann (Hofheim am Taunus), Marnet (Königstein/Ts.), Gelder und Sorg (Haßfurt), sowie der Best Auto-Familie (Mühlheim am Main) zusammen – gemessen an der Zahl der verkauften Autos steigen die Autohäuser damit gemeinsam in die Top 5 der deutschen KfZ-Händler auf.

Zusammenschluss auf Augenhöhe

Organisatorisch und ergebnisbezogen liegen die betreffenden Autohäuser auf „Augenhöhe“, weshalb die bisherigen geschäftsführenden Gesellschafter auch zukünftig ihre bisherigen Betriebsstätten verantworten werden. In einer übergeordneten Matrixorganisation werden sie jedoch zusätzlich gruppenübergreifend für Fachbereiche verantwortlich sein. Die Geschäftsführung der AVEMO bilden Marcus und Frank Müller (Großkunden und Marketing, Service und Einkauf), Frank Göthling (Gebrauchtwagen), Niels Marnet (Neuwagen), Norbert Sorg (IT) und Christian Just (Finanzen und Personal).

Fit für die Zukunft

Mit einer Milliarde Umsatz ist mit der AVEMO ein echter Branchenriese entstanden, der zukünftig Synergien effektiv nutzen möchte und auf gemeinsames Wachstum ausgelegt ist. Dabei ist das veränderte Mobilitätsverhalten der Bürgerinnen und Bürger nur eine der großen Herausforderungen, der man sich gemeinsam stellen möchte. Beim Thema Vertriebswege setzen die Unternehmen gemeinschaftlich auf eine neue digitale Plattform, die in Zukunft auch einen Autokauf über das Internet möglich machen soll.

Beim Autohaus Göthling und Kaufmann in Kelkheim wird sich für die Kundinnen und Kunden objektiv zunächst einmal wenig ändern „Unser Name wird weiterhin am Autohaus stehen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden sich auch weiterhin um die Belange unserer Kunden kümmern“, so Frank Göthling, der im Zusammenschluss das Gebrauchtwagengeschäft verantwortet. Mit insgesamt 4.500 Bestandsfahrzeugen und annähernd 20.000 verkauften Gebrauchtfahrzeugen im Jahr muss sich AVEMO auf diesem Geschäftsfeld nur dem Internethandel geschlagen geben. Ziel wird es sein, den Digitalvertrieb (Onlinehandel) zu zentralisieren, um den Kunden zukünftig alle möglichen und verfügbaren Vertriebswege zu ermöglichen. „Den Kunden dort abholen, wo er ist“, ist den Verantwortlichen ein besonderes Anliegen, denn nicht jeder Kunde habe die Zeit und den Anspruch, ein ausführliches und persönliches Beratungsgespräch zu führen. „Das Auto wird mehr und mehr zum bloßen Gebrauchsgegenstand für den Transport von A nach B – auch dieser Entwicklung müssen wir zukünftig Rechnung tragen.“ Dem Kunden kurze Wege zu ermöglichen und ihn als kompetenter Ansprechpartner in allen Belangen beraten zu können, ist Frank Göthling ein Anliegen.

Alternative Absatz- und Mobilitätsmöglichkeiten sind ein großes Thema, genauso wie die Gedanken zur Aufnahme weiterer Automarken ins Angebotsportfolio. In diesem Zusammenhang sei auch die Zusammenarbeit mit der Marke Etrusco zu sehen – sie gehört zum Hersteller Hymer und steht für mittelpreisige Camper und Freizeitmobile. Mit dem Satz „Wir möchten führender Mobilitätsdienstleister in der Region werden“ formulierte Niels Marnet (Autohaus Marnet, Königstein) einen Anspruch, der viel Platz für Innovationen lässt. „Wir sind bereit – egal, wo die Reise hingeht“, merkte Frank Göthling ergänzend an. Verändertes Mobilitätsverhalten, da sind sich die Herren einig, fordere neue Denkansätze. Ob der Einstieg in neue Leasingmodelle oder das Angebot von Carsharing-Lösungen – die Geschäftsführer der AVEMA sind sich darin einig, dass die Herausforderungen, die die Zukunft bringen wird, am besten gemeinsam zu lösen sein werden.

Synergien nutzen

Synergieeffekte zu nutzen sei dazu ein wichtiger Ansatz, was jedoch keinesfalls einen Abbau an Arbeitsplätzen bedeute – ganz im Gegenteil. Der Faktor Mensch sei nach wie vor ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Konkurrenz. Christian Just, verantwortlich für die Bereiche Finanzen und Personal, merkte an, dass aktuell 191 Stellen neu in den Unternehmen geschaffen werden können, darunter 91 Ausbildungsplätze. Das Durchschnittsalter der Belegschaften liege bei (jungen) 38 Jahren, was dem formulierten Innovationsanspruch entgegenkommen sollte. Für die Harmonisierung der vier beteiligten Unternehmen unter dem neuen Dach möchten sich die Geschäftsleiter Zeit lassen. Individuell wertvolle Besonderheiten (Unternehmenskultur), so ist man sich einig, sollen – im Interesse der Kunden – bestehen bleiben.

* AVEMO (avere = haben , mobilitas = Mobilität) Synonym für „Make a move“ oder „Bewege dich“



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