AG Orion hofft auf Einweihung der Sternwarte im Juni

2. Vorsitzender und Bauleiter Bernhard Strauch erledigt letzte Elektroarbeiten in der geöffneten AllSky-Kuppel. Das Teleskop fehlt noch, wird aber schon bald montiert. Foto: R. Jäger

Bad Homburg (hw). Lange wird es nicht mehr dauern, bis die Volkssternwarte Hochtaunus, die derzeit von den Sternfreunden der Astronomischen Gesellschaft AG Orion am Peter-Schall Haus gebaut wird, offiziell eröffnet werden kann. Nachdem im vergangenen Jahr der Rohbau fertiggestellt und die „Allsky-Kuppel“ errichtet worden war, hat der Verein jetzt weitere Vorarbeiten für die baldige Inbetriebnahme der Sternwarte durchgeführt.

„Wir haben die ersten Frühlingstage des Jahres genutzt, um die Elektroinstallationen in der Sternwartenkuppel vorzunehmen, eine dimmbare LED-Beleuchtung zu installieren und die Vorbereitung für das Datennetzwerk zu treffen. In den kalten und dunklen Wintermonaten war dies mit der nötigen Qualität nicht möglich“, sagt der 2. Vorsitzende der AG Orion, Bernhard Strauch. Die Beleuchtung der Kuppel wird überwiegend mit Rotlicht erfolgen, da dieses im Gegensatz zu Weißlicht die Gewöhnung des menschlichen Auges an die Dunkelheit (Dunkeladaption) nicht beeinträchtigt.

„Mit Abschluss dieser Arbeiten sind nunmehr so gut wie alle Vorbereitungen für die baldige Montage der Beobachtungsinstrumente auf der Montierung getroffen. Wir gehen davon aus, dass dies spätestens Anfang Mai erfolgen kann“, sagt Michael Feiler, Pressewart der AGO. Nach der Installation der Teleskope wird die Montierung noch ganz präzise auf den Himmelsnordpol (in der Nähe des Polarsterns) ausgerichtet und kalibriert, sodass später die Beobachtungsobjekte computergesteuert angefahren werden können und sich genau im Blickfeld der Teleskope befinden.

Zur Erinnerung: Die Stadt Bad Homburg hatte im November 2019 ein Grundstück am Peter-Schall-Haus in Dornholzhausen an die AG Orion übergeben, um das spendenfinanzierte Projekt Sternwarte in Angriff zu nehmen. Am 30. August 2021 rollten die Bagger an und starteten mit dem Bau. Am 3. September vergangenen Jahres war der offizielle Spatenstich.

Die „AllSky“-Sternwartenkuppel hat einen Durchmesser von 4,50 Meter. Sie kann sich bis auf 180 Grad öffnen und gibt wie eine Muschel auf diese Weise einen Blick auf den gesamten Himmel frei. „Das ist ein großer Vorteil bei der Beobachtung gegenüber den klassischen Spaltkuppeln, die nur einen kleinen Schlitz für das Teleskop öffnen können. Durch ihre Segment-Bauweise können wahlweise einseitig zwei Segmente oder beidseitig vier Segmente gleichzeitig oder teilweise bewegt werden. Somit kann sie komplett geöffnet werden oder auch bei Bedarf einen Windschutz auf einer Seite bieten. Die Kuppelöffnung ist flexibel einstellbar“, heißt es.

Die AllSky-Kuppel ist auch für raue Umweltbedingungen geeignet und widersteht zum Beispiel Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern pro Stunde. Deswegen ist es auch kein Wunder, dass eine AllSky-Kuppel sogar in der eisigen Antarktis steht. Die wissenschaftliche Forschungsstation Dome Concordia (kurz Dome C) liegt 3500 Meter über Normalnull auf dem Hochplateau der Ostantarktis und befindet sich etwa 950 Kilometer von der Küste entfernt. Die Forschungsstation ist ein Gemeinschaftsprojekt der französischen und italienischen Antarktisforschung unter Beteiligung des deutschen Alfred-Wegener-Instituts (AWI).

Die Kuppel besteht aus glasfaserverstärkten Polyester-Sandwichelementen und rostfreien Stahlteilen. Die weiße und hochglanzpolierte Oberfläche bildet eine witterungsbeständige Außenfläche. Der Antrieb der Kuppelsegmente erfolgt über separate Motoren für jedes Kuppelsegment. In geschlossenem Zustand ist die Kuppel hermetisch abgedichtet, um das Eindringen von Staub, Schnee oder Insekten zu verhindern.

Die Teleskopterrasse gewährleistet einen barrierefreien Zugang. Auf dem Gelände gibt es zudem einen Bürocontainer, der als Leitstand für die Kuppel dient. Via Datenanbindung mit der Kuppel wird so ein lokaler Remote-Betrieb ermöglicht. Im Bürocontainer können dann zum Beispiel PCs und Laptops bedient werden, während die Astrokamera am Teleskop der Sternwarte die Himmelsobjekte fotografiert. Außerdem können sich die Sterngucker während kalter Beobachtungsnächte im Bürocontainer aufwärmen.

Die Astronomische Gesellschaft Orion geht davon aus, dass die Sternwarte im Laufe des Mais soweit fertiggestellt sein wird, dass die ersten Probebeobachtungen noch zur Optimierung des Gesamtsystems erfolgen können. Die Einweihung der Sternwarte wird dann im Juni erfolgen. Die öffentlichen Beobachtungen sollen ab Herbst angeboten werden.



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