Beim Schlosskicker-Turnier herrscht Stadionatmosphäre

Der Fanblock des Horts am Schlossgarten kommt ohne Zündelei aus, stattdessen sorgt er mit selbst gemaltem Banner und lautstarken Anfeuerungsrufen für mitreißende Stimmung.

Bad Homburg (sth). Das Faninteresse am Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Argentinien in der vergangenen Woche hatte sich in Grenzen gehalten. In Dortmund war ein Oberrang sogar komplett leer geblieben. Auf der Tribüne in der Bad Homburger Hochtaunushalle kann am Tag darauf von fehlender Stimmung keine Rede sein. Da schreit ein ganzer Kinderchor seine Unterstützung mitsamt Plakat so laut heraus, dass er wohl auch Jogis Jungs problemlos zum Sieg verholfen hätte. Die Anfeuerung aber gilt einzig den Kameraden im Fußballteam des Horts am Schlossgarten. „Es bringt was, wenn sie uns anfeuern. Dadurch haben wir gleich mehr Power“, freut sich die achtjährige Melina. Sie steht als einziges Mädchen in ihrer Mannschaft als Verteidigerin auf dem Platz.

Zur zweiten Auflage des Schlosskicker-Turnier hatten sich sechs Mannschaften aus Bad Homburger Horten und Spiel- und Lernstuben versammelt. Insgesamt war es die sechste Auflage des Turniers, das zuvor unter anderem Namen veranstaltet worden war. Verantwortlich für die Organisation war auch in diesem Jahr Melanie Hofmann vom Hort am Schlossgarten. „Das Turnier ist für die Kinder zum festen Termin in den Herbstferien geworden“, freut sie sich. Bei den Spielen stehe vor allem der Spaß und ein gutes Sozialverhalten im Vordergrund. „Jeder soll eine Chance bekommen, auch diejenigen, die nicht im Verein spielen“, so Hofmann. Eröffnet wurde das Turnier gemeinsam mit Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor. Vom Jugendförderverein Bad Homburg wurden zwei Schiedsrichter gestellt.

Für die Sechs- bis Zehnjährigen ist das Schlosskicker-Turnier der Höhepunkt der Herbstferien. „Die Kinder haben eine unglaubliche Freude daran. Schon vergangene Woche haben sie überlegt, wie die Aufstellung aussehen könnte“, erzählt Anja Vollrath-Kühne, Erzieherin im Hort am Heuchelbach. Louis, acht Jahre alt, ist Kapitän der Heuchelbach-Mannschaft. Nach drei Spielen zeigt er sich vor allem mit seiner Abwehr nicht ganz einverstanden: „Die rennt immer nach vorne.“ Dass das Wort des Kapitäns auch bei den Kleinen Gewicht hat, zeigt sich kurz darauf: Gegen die Spiel- und Lernstube Feldstraße gelingt endlich der erste Sieg. Bei Kindern wie Betreuern sorgt das für großen Jubel und strahlende Gesichter.

Mit jeweils sechs Spielern – einem Torwart und fünf Feldspielern – stehen sich die Teams gegenüber. Die Spielzeit beträgt 13 Minuten, alle Mannschaften treten jeweils einmal gegeneinander an. In der Pause am Mittag gibt’s frische Hot Dogs zur Sportlerstärkung. Welche Bedeutung das Turnier für die Kids hat, wird auch an deren Kleidung deutlich: Diese ist in einheitlichen Farben gehalten, auf den Trikots sind die Namen der Horte zu lesen. Beim Hort am Heuchelbach gibt’s sogar Rückennummern – die seit Jahren fest vergeben sind. „Wenn wir nicht mit unserer eigenen Nummer spielen, sind wir nicht so gut“, sind sich die Jungs einig.

Manche Horte trainieren obendrein regelmäßig, um optimal vorbereitet zu sein. Organisatorin Hofmann schätzt das große Gemeinschaftsgefühl beim Turnier. Viele Betreuer und Kinder kennen sich untereinander, „die Vernetzung ist super, die Stimmung total entspannt“. Weniger mit Entspannung als viel mehr mit der Malträtierung der eigenen Stimmbänder haben die Anfeuerungsrufe auf der Tribüne zu tun. „Schlossgarten! Schlossgarten!“, schallt es von dort ohne Unterbrechung, wenn das eigene Team im Einsatz ist. Für Melina fühlt es sich zwar „ein bisschen komisch“ an, das einzige Mädchen in der Mannschaft zu sein. Doch durch die lautstarke Unterstützung von Freundin Johanna (8), die sich auch für sie die Seele aus dem Leib schreit, ist das kein Problem. Zum Dank gibt’s nach dem Spiel eine feste Umarmung.

Auch auf dem Platz geht es durchweg friedlich zu. Sportliche Härte ist erlaubt, was auch mal für das ein oder andere Wehwehchen sorgt. Doch von übertriebenem Ehrgeiz und rüdem Grätschen ist keine Spur. Am Ende darf sich das Team vom Hort Friedrich Ebert über den ersten Platz freuen. Zur Belohnung gibt es wie für alle anderen Mannschaften einen Pokal. Jedes Kind darf zudem eine Medaille mit nach Hause nehmen – und die allermeisten wohl auch die Vorfreude auf das nächste Jahr.

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