Bad Homburg (js). Knapp elf Meter hoch war die Haupthalle des „Gotischen Hauses“ zu Lebzeiten von Landgraf Friedrich VI. damals im 19. Jahrhundert. Ein Lustschloss wurde es genannt, Landgräfin Elisabeth hat es für ihren Gemahl bauen lassen. Tudor-Gotik wurde der Stil genannt, daher der Name des Hauses, die Landgräfin stammte aus England. Große Jagdgesellschaften hatten dort getafelt, die Lust hatte viele Facetten.
Ein bisschen soll das Zentrum des Gotischen Hauses auch nach 200 Jahren noch an herrschaftliche Größe erinnern. Im Südflügel des Gebäudes etwa, wo das neue Café mit Gartenanschluss vorgesehen ist. Ein Teil der bisherigen Decke ist schon entfernt, fünfeinhalb Meter wandert der Blick hinauf, von oben wird man über eine Galerie hinunterschauen können. Der Rest des ersten Obergeschosses wird gebraucht, für weitere Ausstellungsräume, vor allem aber als Depot für die vielen potenziellen Ausstellungsstücke, die hier aufbewahrt werden sollen.
Die Stadt als Bauherrin, Architekten und Bauplaner haben zwei Ziele im Auge, die äußerliche Sanierung als Herausarbeitung und Weiterentwicklung des ursprünglichen Erscheinungsbilds und im Innenleben das Schaffen moderner musealer Flächen, die höchsten Ansprüchen genügen. Nicht nur ein neues offeneres Flächenkonzept ist vorgesehen, Voraussetzung für die Präsentation kostbarer Fremdleihen ist ein trockengelegter Keller, ein verbessertes Raumklima durch energieeffiziente Haustechnik, energetisch verfeinerte Lüftungsanlagen, um optimale klimatische Ausstellungsbedingungen zu schaffen. Das gilt nicht nur für Leihgaben, auch für sensible eigene Exponate, die derzeit etwa im Horex-Museum gelagert sind.
Eine große Rolle in jedem Museum spielt das Licht. Bisher war das eher suboptimal gelöst, heißt es, auch die Fenster spielen dabei eine Rolle. Das Haus war ja nicht als Museum gebaut worden, eher mit vielen Blickachsen und Durchsicht an einigen Stellen. Durch die Umbauten nach dem großen Brand in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts, kurz nach dem sich vorausgehende Hotel-Pläne verflüchtigt hatten, hat sich viel geändert. Im Obergeschoss etwa liefen die übergroß gewordenen Fenster an den seitlichen Fassaden nach oben aus. Das sah vor allem innen nicht wirklich gut aus, das wird jetzt durch Verkleinerung der Fenster nach historischem Vorbild korrigiert, im Obergeschoss werden abdichtende Innenwände eingezogen.
Optimale Museumsverhältnisse waren bisher nur schwer zu schaffen. Entsprechende Änderungen sind vorgesehen und eingepreist in die inzwischen auf rund 9,3 Millionen Euro hochgerechneten Sanierungskosten. Museumsleiterin Ursula Grzechca-Mohr nennt beim Thema Licht das Beispiel eines lilafarbenen Hutes aus der berühmten Hutsammlung des Museums, der im Laufe der langen Ausstellungsjahre am Ende eher mausgrau daherkam. Zuviel Lichteinstrahlung in falscher Stärke, auch das wird verfeinert sein im neuen Museum Gotisches Haus, immer die richtige Lux-Zahl, je nach Bedarf. Nächstes Jahr im April soll es fertig sein, passend zum 200. Jahrestag der Grundsteinlegung. Mit kleineren Fenstern mit gotischem Spitzbogen an der Südfassade zum Gartencafé, mit bodentiefen Fenstern im Gartensaal, um das einstige Loggia-Flair zu vermitteln.
Ein Jahr noch bis zum geplanten Einzug, das scheint ambitioniert, wenn man den einstigen Prachtbau in seinem jetzigen Zustand sieht. Enzo Spadano, Leiter des städtischen Gebäudemanagements, bleibt optimistisch. „Wird schwer, aber ist zu schaffen“, sagt Spadano, aufgrund der aktuellen Baukonjunktur könnten nicht alle Gewerke wie gewünscht vergeben werden, und ob die Preise zu halten sind, bleibt beim derzeitigen Materialmangel ebenfalls abzuwarten. Seit Ende 2021 liegt die Baugenehmigung vor, nach der Kernsanierung geht es nun an den Wiederaufbau.