Den Einbrechern keine Chance geben

Sie patrouillieren durch die Straßen und stellen sicher, dass sich in ihrer Anwesenheit kein Krimineller traut, in ein Haus einzubrechen: Tobias Gerlach, Einsatzleiter Jonas Stadler und Jochen Knoblauch (v. l.)Foto: mas

Bad Homburg (mas). In der „dunklen Jahreszeit“ häufen sich in ganz Hessen die Einbrüche. Die früh einsetzende Dämmerung und die längere Dunkelheit werden von den Tätern genutzt, um sich unbemerkt Zugang zu Häusern zu verschaffen. Die Bewohner im Hardtwald haben aber davon nun genug.

In der Neujahrsnacht verschafften sich Kriminelle Zugang zu einem Haus im Hardtwaldgebiet und stahlen Schmuck und Bargeld, indem sie gewaltsam das Dach öffneten. Um Fällen wie diesen entgegenzuwirken, entwickelte die Polizei das Konzept „Gemeinsam sicher – einbruchsicher“ – ein Bündel aus präventiven und repressiven Maßnahmen. Dabei kommen Kräfte des Regeldienstes, verstärkt zielgerichtete Kontrollen ausschließlich zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls mit gesonderten Kräften und moderne Hilfsmittel wie die polizeiliche „WED-App“ – durch die operative Kräfte Informationen über aktuelle Brennpunkte erhalten –zum Einsatz.

Außerdem hat in letzter Zeit der Sicherheitsdienst „SOV“ im Hardtwaldgebiet seine Präsenz erhöht und bietet eine Palette an Sicherheitsdienstleistungen an, darunter Objektschutz, Urlaubsbetreuung, Revierdienst oder auch Sicherheitsberatung und Hausbetreuung.

Doch nicht nur die Polizei und die „SOV“ sind den Dieben auf der Spur: Die Bewohner des Hardtwaldgebiets engagierten zum Anfang des Jahres die Firma „Wächter Sicherheitsdienste“, die nun mithilft, dass kein weiteres Dach aufgeschnitten wird. „Es sind Profis“, schließt Einsatzleiter Jonas Stadler aus der Einbruchsmethode und behält ab jetzt mit weiteren Sicherheitsmitarbeitern das Gebiet im Blick.

Mal sieht man sie in Gruppen um die Häuser patrouillieren, manche von ihnen durchkämmen die Straßen im Auto und andere wiederum beobachten das Gebiet versteckt: sieben Tage pro Woche. Jede kleinste Unstimmigkeit kann bereits die ganze Truppe – die dauerhaft nicht nur über das Funkgerät, sondern ebenfalls über das Handy miteinander verbunden ist – in Alarmbereitschaft bringen. Sei es auch nur ein dumpfes Geräusch auf einem Grundstück: Sofort besteht die Annahme, dass sich eine Person auf dem Dach aufhält, und das Gebäude wird gründlich überwacht. Glücklicherweise gab es im weiteren Verlauf des Abends, an welchem sich dieses Geschehen ereignete und die Bad Homburger Woche den Sicherheitsdienst begleitete, eine Entwarnung.

Mit neongelben Reflektorwesten und dauerhaft leuchtenden Taschenlampen setzen die Wächter vor allem darauf, nicht unauffällig zu sein: „Es ist präsent, es ist abschreckend“, erklärt Stadler die Vorgehensweise. Sie wollen gesehen werden und damit nicht nur mögliche Einbrecher daran hindern, einen weiteren Haushalt auszurauben, sondern auch den Bewohnern das Gefühl der Sicherheit vermitteln. Im ersten Moment kann es zwar etwas befremdlich wirken, wenn vor der eigenen Tür eine Patrouille unterwegs ist und womöglich das eigene Haus unter die Lupe nimmt, doch inzwischen kennen sich Bewohner und Sicherheitsdienstmitarbeiter und Begrüßungen wie „Schön, dass man euch hier sieht“ an der Tagesordnung. Mittlerweile sind es knapp 50 Haushalte, die einen solchen Dienst in Anspruch nehmen – Tendenz steigend.

Der „SOV“ hält fest: „Vermehrte Einbrüche erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Sicherheitsdiensten und den Bewohnern, um präventive Maßnahmen effektiv umzusetzen. In Zeiten wie diesen ist es entscheidend, dass alle Beteiligten – Polizei, Sicherheitsdienste und auch die Bewohner – gemeinsam zur Sicherheit der Gemeinschaft beitragen.“ Dass solch eine Zusammenarbeit hilfreich sein kann, belegte Jonas Stadler mit einem Beispiel, bei dem der Informationsaustausch zwischen „Wächter“ und der zuständigen Kriminalpolizei zu einem erfolgreichen Einsatz führte.

Die Polizei warnt jedoch davor, sich in einer „trügerischen Sicherheit“ zu wiegen und durch die Beauftragung eines Sicherheitsdienstes im eigenen Verhalten nachlässig zu werden. „Auch wenn ein Sicherheitsdienst eingeschaltet wurde, erfordert es weiterhin eine aufmerksame und wachsame Bevölkerung, die Hinweise an die Polizei meldet“, heißt es seitens des Polizeipräsidiums Westhessen. Die Polizei selbst empfiehlt grundsätzlich mechanische Sicherungen. „Diese sind der effektivste Einbruchsschutz.“ Zu sogenannten Notruf- und Serviceleitstellen (NSL) rät die Polizei lediglich bei der Installation von zertifizierten Einbruchmelde- und/oder Überfallmeldeanlagen. Regelmäßige Wartungen dieser Geräte dürften jedoch auch nicht vernachlässigt werden, mahnt die „SOV“.

Die Polizei rät, bei verdächtigen Feststellungen im eigenen Haus oder bei Nachbarn nicht zu zögern und umgehend den polizeilichen Notruf unter 110 zu kontaktieren. Die oftmals erst verspätet eingehenden Hinweise erschweren die Ermittlungen. Bereits ein komisches Gefühl genüge, so ermuntern die Polizeibeamten, sich bei ihnen zu melden. Des Weiteren wird auf die polizeiliche Beratungsstelle hingewiesen, bei der sich Bürger kostenlos und unverbindlich zum Thema Einbruchschutz beraten lassen können. Dazu werden Beratungstermine angeboten, bei denen Polizeihauptkommissarin Nicole Meier Hausbesuche macht, um den individuellen Bedarf und gegebenenfalls auch Schwachstellen ausfindig zu machen.

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Nicole Meier ist erreichbar unter Telefon 0611-120250 oder per E-Mail an beratungsstelle.ppwh[at]polizei.hessen[dot]de.



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