Fahrradklima-Test: Platz im Mittelfeld statt rote Laterne

Oft sind die Radwege – wie hier am Hindenburgring – zu schmal. Foto: Gandenberger

Bad Homburg (hw). Das Klima für Fahrradfahrer in Bad Homburg hat sich „stark verbessert“. Das geht aus dem Fahrradklima-Test des ADFC 2020 hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Im bundesweiten Vergleich von Städten mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern hat Bad Homburg deutlich Boden gutgemacht. Lag die Kurstadt beim letzten Fahrradklima-Test aus dem Jahr 2018 noch auf dem 102. von 106 bewerteten Städten, hat sich Bad Homburg jetzt auf den 65. von 110 bewerteten Kommunen vorgekämpft. „Ich freue mich sehr über dieses Ergebnis, jetzt sind wir nicht mehr der FC Schalke 04 des Radverkehrs“, sagt Oberbürgermeister Alexander Hetjes. Vor allem, dass Bad Homburg im aktuellen Fahrradklima-Test eine „starke Verbesserung“ (ein grünes Doppel-Plus) attestiert wird, sei ein „toller Erfolg“, den ansonsten nur drei weitere Städte in der vergleichbaren Ortsgröße erreicht hätten.

Nachdem man sich bundesweit ins Mittelfeld vorgekämpft habe, sei nun der Anschluss an die oberen „Tabellenränge“ das nächste Ziel. Grundsätzlich, so der Oberbürgermeister weiter, sei es nicht einfach, die Versäumnisse der vergangenen 20 bis 30 Jahre innerhalb kürzester Zeit aufzuholen. Doch das gute Abschneiden im Test 2020 sei ein riesiger Ansporn, weiter daran zu arbeiten, aus Bad Homburg eine fahrradfreundliche Stadt zu machen.

„Was mich besonders freut: Das Ergebnis zeigt, dass die Bürger auch wahrnehmen, dass sich beim Thema Radverkehr in unserer Stadt endlich etwas tut“, so Hetjes weiter. Das gehe aus dem deutlichen Plus in der Kategorie „Wahrnehmung zur Fahrradförderung“ hervor. Hetjes: „Das zeigt, dass wir mit der Umsetzung des Radverkehrskonzepts goldrichtig liegen.“

Der Oberbürgermeister lobt in diesem Zusammenhang die Arbeit aller, die in der Verwaltung an der Umsetzung des Radverkehrskonzepts arbeiten. Ein spezielles Lob hat Hetjes für die in seiner Amtszeit installierte Radverkehrsbeauftragte Nina Lassnig übrig: „Die Kollegin leistet hervorragende Arbeit.“ Die Radverkehrsbeauftragte sei entscheidend daran beteiligt gewesen, dass sich das Klima im Radverkehr in den vergangenen zwei Jahren so deutlich verbessert habe.

So wurden in den vergangenen Jahren in Bad Homburg unter anderem zahlreiche Einbahnstraßen für den Radverkehr geöffnet (was im Fahrradklima-Test ebenfalls sehr positiv bewertet wurde), Abstellplätze und Überdachungen für Räder errichtet, Radwege erneuert, eine Fahrradstraße eröffnet und vor allem viel Werbung für den Radverkehr und einen respektvollen Umgang aller Verkehrsteilnehmer miteinander gemacht. „Demnächst starten wir wieder eine Kampagne, die auf das Radfahren in Bad Homburg und auf die gegenseitige Rücksichtnahme aufmerksam machen wird“, erklärt Nina Lassnig.

Jetzt werden erstmal der Fahrradklima-Test auswertet und vor allem die Kritikpunkte analysiert. Laut Ralf Gandenberger, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC, zeigte sich, dass weiterhin die Sicherheit der Radfahrer als sehr schlecht eingestuft wird. So wird die Breite der Radwege mit der Note 5, die Führung an Baustellen mit 4,7, die Ampelschaltungen für Radfahrer und das Sicherheitsgefühl mit 4,6 sowie Konflikte mit Autos mit 4,5 bewertet.

Insgesamt gaben über 250 Teilnehmer Kommentare ab. Sehr häufig wurde festgestellt, dass Bad Homburg trotz kleiner Verbesserungen weiterhin eine Autofahrerstadt sei und die Zahl großer SUV deutlich zugenommen habe. Das Verhalten der Autofahrer führe immer wieder zu Konflikten. Für den Radverkehr werde zu wenig Platz zur Verfügung gestellt.

Ein weiteres Hauptthema war auch die Freigabe von Einbahnstraßen für Radfahrende in Gegenrichtung. Es wurde sehr häufig bemängelt, dass der Straßenraum zu knapp sei und aufgrund der vielen Parkplätze Ausweichstellen fehlten. Ein besonderes Augenmerk legten die Teilnehmer auch auf die Sicherheit der Schulwege. Hier wurden insbesondere die Wege auf dem Hindenburgring und der Urseler Straße bemängelt, aber auch der Glucksteinsteinweg zur Gesamtschule (GaG) wurden erwähnt.

Der Wegfall der Fahrradwege in der unteren Louisenstraße und der Schönen Aussicht wurde sehr häufig angesprochen. „Viele Menschen meinten gar, durch die Aktivitäten der Stadt hätte sich die Situation der Radfahrenden eher verschlechtert, da sie jetzt auf der Straße bei starkem Verkehr mit vielen Bussen fahren müssten. Die dort aufgezeichneten Piktogramme seien kein Ersatz für sichere Radwege“, sagt Gandenberger.



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