Grandioser Auftakt für das Orgelfestival

Fulminanter Auftakt für das Orgelfestival Fugato: Unter dem Titel „Klassik trifft Pop – eine Begegnung der besonderen Art!“ eröffnen die Neue Philharmonie Frankfurt, das Jugend-Sinfonie-Orchester Hochtaunus, die Rockband der Neuen Philharmonie Frankfurt und Susanne Rohn an der Hammond-Orgel die Konzertreihe. Foto: fk

Von Barbara Altherr

Als „Begegnung der besonderen Art“ fanden gleich zwei Orchester, eine Rockband und die musikalischen Leiter und Visionäre Susanne Rohn und Lars Keitel zusammen. Ihrem Mut ist es zu verdanken, dass ein Programm aufgeführt werden konnte, dass vor Energie und Leidenschaft nur so strotzte. Entsprechend bunt und aufgeschlossen war das Publikum. Außer den treuen Fans klassischer Orgelmusik kamen auch Zuhörer, die sonst eher zu Rockkonzerten von „Genesis“, „Van Halen“ oder „Deep Purple“ gehen. Vereint im Erleben der wunderbaren Musik entstand eine ganz besondere Stimmung in der Kirche. Es waren magische Momente, wenn man spüren konnte, dass sich auch ältere Menschen, die sonst eher ruhige, besinnliche Musik in diesem Umfeld erwarten, für die Kraft der Rockmusik öffneten. Und jüngere entdeckten bei dieser Gelegenheit die Energie, die mit klassischen Instrumenten besetzte Orchester haben können, wenn das Programm passt und der Dirigent sie überzeugend führen kann.

Das Jugend-Sinfonie-Orchester Hochtaunus, das vor zwölf Jahren von Lars Keitel ins Leben gerufen worden war, musiziert auf hohem Niveau. Im vergangenen Jahr übernahm Simon Edelmann die Leitung, nachdem Keitel Bürgermeister von Friedrichsdorf geworden war und ihm die Zeit fehlte, beides parallel zu machen. Er hatte allerdings noch einen großen Teil der Planung übernommen und ließ es sich nicht nehmen, auch ein Stück zu dirigieren, was bei seinem Amtskollegen Oberbürgermeister Alexander Hetjes aus Bad Homburg anerkennende Blicke auslöste.

Musikalische Inspiration von Bach

Die Amateure des Jugend-Sinfonie-Orchesters spielten das gesamte Konzert zusammen mit absoluten Profis. Die Neue Philharmonie Frankfurt entwickelte sich aus einem vor über 20 Jahren spontan zusammengestellten Tour-Orchester von Pop- und Rockstars. Sie begleiteten bereits Peter Gabriel, „Deep Purple“ und David Garrett und haben den richtigen „Spirit“, um Klassik und Rock zu vereinen. Dazu gehört nicht nur technische Virtuosität, die auch für komplexe Rockmusik absolut notwendig ist, sondern darüber hinaus eine Begeisterungsfähigkeit für die unbändige Energie dieser Stilrichtung. Zusammen mit den Musikern, die die Instrumente einer klassischen Rockband wie E-Gitarre, Bass und Schlagzeug spielten, ergab das eine explosive Mischung.

Ergänzt durch zwei stimmgewaltige Sänger konnten so auch Songs aufgeführt werden, die extrem mitreißend sind, wie zum Beispiel „Highway Star“ von „Deep Purple“ und „Jump“ von „Van Halen“. Dabei riss es das Publikum förmlich von den Stühlen, nachdem dankenswerterweise Kurdirektor Holger Reuter den ersten Impuls zum Aufstehen gegeben hatte. Auch Susanne Rohn meinte im Interview: „Natürlich darf man in einer Kirche auch die Freude an der Musik körperlich ausdrücken.“ Es war in jeder Hinsicht eine stimmige, aktive und von Lebenslust erfüllte Reaktion auf die Musik, die immer auch eine spirituelle Seite hat. Viele Rockmusiker nennen als ihre größte musikalische Inspiration Johann Sebastian Bach, den „Meister aller Meister“. „Deep Purple“ beispielsweise waren die erste weltweit bekannte Band, die klassische Aspekte mit Hardrock verbunden hat. Diese Kombination ist in der Lage, nicht nur Seele und Geist zu erfreuen, sondern auch den Körper unmittelbar mit einzubeziehen und ihn diese Gefühle ausdrücken zu lassen.

Aber auch etwas ruhigere Stücke, zum Beispiel von „Emerson, Lake and Palmer“, „Supertramp“, Chris de Burgh und Gerry Rafferty fanden viel Beifall. Den größten Raum nahmen die Kompositionen der britischen Band „Genesis“ ein. Mit drei Songs aus ihrer frühen Progrock-Phase traf Susanne Rohn, die die Stücke vor allem wegen ihrer Tiefe und ihrer Komplexität liebt, genau den Nerv des Publikums. In der Musik von „Genesis“ ist immer die Verbindung zu etwas Höherem spürbar – wie immer man das auch benennen mag. Für viele Zuhörer waren gerade diese Stücke die Höhepunkte des Programms. Susanne Rohn, die Kantorin und künstlerische Leiterin der Erlöserkirche, die auch als eine der besten deutschen Organistinnen gilt, spielte an diesem Abend Hammond-Orgel. Es gelang ihr mit dem Programm „Klassik trifft Pop“ auf wunderbare Weise, scheinbare Gegensätze zu vereinen und der Würde des Ortes gerecht zu werden. Es wäre sehr wünschenswert, dass es in diesem Sinne weitergeht.

Mit der Zugabe „With A Little Help From My Friends“, den älteren Zuhörern als „Beatles“-Song bekannt, den jüngeren eher in der Version von Joe Cocker, endete das Auftakt-Konzert des Orgelfestivals Fugato. Es war ein denkwürdiger Abend, der allen Zuhörern die unmittelbare Kraft der Musik offenbart hat, die Menschen auch in schwierigen Zeiten tragen kann und die glücklich macht.

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