Bad Homburg (fch). Vor dem Moment des Abschieds habe sie sich ein wenig gefürchtet, gestand Oberstudiendirektorin (OStD) Heike Zinke bei ihrer Verabschiedung in der vollbesetzten Aula des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums (KFG). Bevor sie einen kenianischen Häuptlingsstab an ihren Nachfolger Jochen Henkel mit der Bemerkung „Jede Minute für diese Schule lohnt sich“ weiterreichte und damit symbolisch den neuen Lebensabschnitt einleitete, hatten die Gäste das Wort.
Zu ihnen gehörte Kultusminister Professor Dr. Ralph Alexander Lorz, der bei der Überreichung der Entlassungsurkunde lobte: „In Bad Homburg geht eine Ära zu Ende. 14 Jahre in einer Schulleiterposition ist ungewöhnlich. Die unzähligen pädagogischen Erfahrungen, die sie in dieser Zeit machen konnte, waren von unschätzbarem Wert nicht nur für ihre Schüler, sondern auch für das gesamte Kollegium. Mit Frau Zinke verliert unsere hessische Bildungslandschaft eine Pädagogin, für die die Arbeit in der Schule nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung war. Für ihren unermüdlichen Einsatz danke ich ihr sehr.“ In ihrer Zeit als Schulleiterin habe sie wie bei ihren vielen weit über die Schule hinausgehenden Engagements – darunter die Mitwirkung an Expertisen zum Bildungsgipfel, die Arbeit im Praxisbeirat zur Flüchtlingsbeschulung oder in der Kommission zur Auswahl der Schulbücher im Fach Englisch – stets in engem Kontakt zum Kultusministerium gestanden. Zudem vertrat sie bis zuletzt die Interessen der Bundesvereinigung der Oberstudiendirektoren als Vorstandsmitglied des Landesverbands Hessen.
Nie den Traumberuf aufgegeben
20 Jahre lang war Heike Zinke an „ihrer Schule“ tätig. Erst als Lehrerin, dann als Schulleiterin. Ihren derzeit 1000 Schülern sagte sie: „Jeder von euch hat Begabungen, ist begabt. Findet heraus, wo eure Begabungen liegen. Und denkt daran, dass zu einer Bildung ein bunter Blumenstrauß aus Fächern gehört.“ Auch in anderer Hinsicht ist Heike Zinke ein Vorbild für ihre Schüler gewesen. Die gebürtige Bad Homburgerin, die 1975 ihr Abitur an der Humboldtschule machte, gab trotz vieler Hindernisse nie ihren Traumberuf auf. Nach einem Studium der Gesellschaftswissenschaften, der Anglistik und der Pädagogik an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt legte sie 1980 ihre Erste Staatsprüfung ab. Am KFG machte sie ihr Referendariat, bestand im März 1982 ihr Zweites Staatsexamen. Dann wartete sie 14 Jahre lang auf eine Festanstellung als Lehrerin. Die Wartezeit überbrückte sie unter anderem als Dozentin an der Fachhochschule Gießen-Friedberg, als Assistant Professorin an der Harvard University im US-amerikanischen Cambridge im Großraum Boston sowie mit Lehraufträgen an der Volkshochschule Bad Homburg. In dieser Zeit erwarb sie zudem die Lehrbefähigung für das Fach Deutsch. Sie lehrte an der Hessischen Polizeifachschule und der Verwaltungsfachhochschule in Wiesbaden. Nach der Georg-Kerschensteiner-Schule in Bad Homburg kam sie im Oktober 1996 an die Adolf-Reichwein-Schule in Heusenstamm, wo eine Planstelle frei wurde. 1998 wurde Heike Zinke zur Studienrätin, im Mai 2003 zur Oberstudienrätin ernannt. Im Jahr 2000 wechselte sie ans KFG.
Zurück nach Bad Homburg
Gleich zwei Redner, Studiendirektor Magnus Rabel und Sonja Litzenberger, stellvertretende Leiterin des Staatlichen Schulamts in Friedberg, zitierten Dichter Christian Morgenstern mit den Worten: „Nur wer den Menschen liebt, wird ihn verstehen, wer ihn verachtet, ihn nicht einmal – sehen.“ In ihrer Würdigung verglich Sonja Litzenberger das Lehren und Leiten an einer Schule mit dem Reiten. Heike Zinke ist eine passionierte Reiterin, die im Unruhestand nicht nur viel Zeit für ihre Familie, sondern auch ihre drei Ponys und ihren Hund haben wird.
Sie dankte allen Kollegen, Mitarbeitern, den Vertretern der Gremien, dem Reinigungsteam sowie dem Hausmeister und den Schülern für ihre Zeit am KFG. „Das KFG ist und war meine Schule, trotz 60- bis 70-Stunden-Wochen.“ Musikalisch umrahmt wurde die stimmungsvolle Feier vom Schulchor, den Schulorchestern und der Lehrerband. Grußworte sprachen Landrat Ulrich Krebs, Oberbürgermeister Alexander Hetjes, Monika Arens, die Vorsitzende des Homburger Schulverbunds, Vertreter aus Gremien, Personalrat und Sekretariat.
Nachfolger Jochen Henkel ist Nordhesse und besuchte in Homberg/Efze die Schule. Der 47-Jährige ist verheiratet und Vater dreier Töchter. Er studierte in Kassel Lehramt fürs Gymnasium mit den Fächern Politik und Wirtschaft, Geschichte und Sport. Referendariat und Zweites Staatsexamen machte er in Neustadt/Weinstraße. Danach unterrichtete er am Johanneum Gymnasium in Herborn, ab August 2001 am KFG, wo er nebenbei auch für Öffentlichkeitsarbeit und Schulprogrammarbeit zuständig war. Während seiner Berufszeit arbeitete er in verschiedenen Fachgruppen für das Hessische Kultusministerium bei der Erstellung der Bildungsstandards, Fachkommission Landesabitur Politik und Wirtschaft, Prüflesungen Landesabitur mit. Zwei Jahre lang sammelte er in Teilabordnungen Verwaltungserfahrung am Staatlichen Schulamt in Friedberg. Ab April 2017 war er Schulleiter des Taunusgymnasiums in Königstein. Seit dem 1. Februar ist er Schulleiter des KFG.