Ein Macher, der mehr wagen und zupacken will

Helmut Schmidt im Hintergrund, Willy Brandt als Vorbild : „Mehr wagen!“ wie Brandt will auch Thomas Kreuder, OB-Kandidat der SPD. Foto: js

Bad Homburg (js). Unter dem Porträt von Helmut Schmidt sitzt ein Mann, der seinen Weg geht. Der ihn stets gegangen ist, wie er ihn gehen musste. So drückt er es nicht direkt aus, aber so lässt er es immer wieder durchblicken. Thomas Kreuder wird seinen Weg gehen, auch als Kandidat der SPD für den Posten des Oberbürgermeisters. „Es geht um eine Persönlichkeitswahl“, sagt der promovierte Jurist, um aber gleich zu ergänzen, dass es mit ihm keinen „Etikettenschwindel“ geben werde. Seit 37 Jahren sei er in der Partei, die SPD sei seine politische Heimat, und als SPD-Mann trete er an, „auch wenn wir Differenzen bekommen werden“. Nicht auszuschließen bei einem Mann wie Thomas Kreuder, 60 Jahre alt, geradlinig denkend und mit Überzeugung handelnd, wenn er seinen Weg verfolgt.

Seit einer Woche steht fest, dass der Frankfurter mit Wohnsitz in Bad Homburg seit fast 30 Jahren, am 14. März 2021 für die SPD als Herausforderer von CDU-Mann Alexander Hetjes antreten wird. Dass er eine Herausforderung für die bestehende Ordnung in der Stadtpolitik und in der Verwaltung sein wird und im Falle seiner Wahl auch ein „fordernder OB“ sein werde, hat er vom ersten Moment an deutlich unterstrichen. Sein Motto: „Mehr wagen!“ Weil Bad Homburg und seine Menschen „mehr verdient haben als sie in den letzten fünf Jahren bekommen haben“. Er, so Kreuder, stehe für „mehr Ideen, mehr Machen und Zupacken, mehr Empathie“. Deswegen habe er nach reiflicher Überlegung und vielen Gesprächen mit Familie, Freunden und Parteimitgliedern der SPD sein Ja-Wort zur Kandidatur gegeben.

Im Büro des SPD-Unterbezirks sitzt Thomas Kreuder unter dem Porträt von Helmut Schmidt an der Stirnseite des Raums, wo in der Regel der Chef sitzt. Ein anderer großer Mann der Sozialdemokratie aber ist seine Triebfeder, im Leben, im Arbeitsleben, im politischen Denken. Dessen Porträt hängt an der Seite, dort sitzen bei der Vorstellung ihres Kandidaten die SPD-Parteivorsitzende Elke Barth und der Fraktionsvorsitzende Tobias Ottaviani. „Ein verdammt guter Kandidat“, nennt der junge Ottaviani den welt- und lebenserfahrenen Kreuder, „ein Gesicht mit viel dahinter“. Die SPD habe nun im Oberbürgermeister-Wahlkampf „einen Kopf, kreativ, intelligent, engagiert, mit Erfahrung und professionellem Auftritt“. Seglerin Elke Barth zeichnet das Bild vom erfahrenen Skipper, der die Mannschaft anleitet, sie in kritischen Situationen mitnimmt und das Ziel nie aus dem Auge verliert. Der Mann im Hintergrund auf dem Schwarz-Weiß-Foto ist Willy Brandt, von ihm stammt das „Mehr wagen“ mit Blick auf die Demokratie und ihre Strukturen. Brandt und seine Politik hätten ihm, so Kreuder, „meinen Lebensweg erst ermöglicht“. Vor ihm hätte noch keiner aus der Familie studieren können. Jura, Germanistik und Politik hat er in Berlin und Frankfurt studiert. Ins Arbeitsleben ist er eingestiegen am Institut für Arbeits-, Wirtschafts- und Zivilrecht an der Goethe-Universität Frankfurt, war Ministerialrat im Hessischen Ministerium für Finanzen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesverfassungsgericht Karlsruhe und ist dann mit 40 Jahren in die Privatwirtschaft eingestiegen, aktuell als Syndikusrechtsanwalt und Konzernbereichsleiter Recht beim multinationalen Chemiekonzern Evonik. Mit nun 60 Jahren will er wieder neu mehr wagen und in die Berufspolitik einsteigen. Mit deutlichen finanziellen Einbußen würde er das tun, aber mit dem Anspruch, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Und der Überzeugung, dass er das kann und dem Glauben, ein „besserer Oberbürgermeister zu sein“.

Kurhaus: Mut zur Courage

Thomas Kreuder hat sich Zeit genommen von Elke Barths Anfrage beim Pokal-Achtelfinale der Eintracht gegen Leipzig bis zu seiner Entscheidung, in den Wahlkampf zu ziehen, den er „ganz normal mit möglichst breiter Präsenz“ und ohne Beurlaubung führen will. „Natürlich im Netz bei virtuellen Treffen“, wenn es geht, auf der Straße und in öffentlichen Räumen, „ich werde da sein, alle können mit mir rechnen, ich will möglichst viele Menschen treffen“.

Dass die SPD zuletzt bei Wahlen nicht gerade der Renner ist, kann Thomas Kreuder „überhaupt nicht schrecken“, selbstbewusst nennt er noch einmal das Stichwort Persönlichkeitswahl. Da will er gegen Hetjes punkten, zu allen Top-Themen, die den Wahlkampf bestimmen dürften, kann er beginnend mit dem Satz „Ich als OB hätte…“ dezidiert Stellung beziehen und seine in diesen Fragen erforderlichen Macher-Qualitäten in der Theorie andeuten. Mehr „Mut zu Courage“ beim Mega-Thema neues Kurhaus, mehr Zielgenauigkeit beim Klimaschutz, mehr Modelle für die Zukunft statt ein stetes „weiter so“, mehr „kreative Reaktionen“ auf die Einschränkungen durch Corona. Da habe das Bad Homburger Rathaus viele Projekte zum Einwerben von Fördergeldern „verschlafen“, Kreuder spricht von Versäumnissen, die etwa „mit mangelnder Führung zu tun haben und mit fehlenden Ideen in der Führung“.

In der Ortspolitik ist Thomas Kreuder bisher kaum ins Rampenlicht getreten. Auf der SPD-Liste für die Kommunalwahl wird er sozusagen aus dem Nichts an Nummer 1 stehen, einen guten Ruf genießt der Macher in spe ob seiner Erfahrung in Verwaltung und Wirtschaft dennoch. Mitglied der SPD ist er seit 1982, dem Ortsbeirat Gonzenheim gehört er seit 2016 an, seitdem ist er auch stellvertretender Ortsvorsteher. Seit dem Wochenende präsentiert er sich auf der Homepage www.thomas-kreuder.de.  



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