Ein Meilenstein im Kurhaus-Marathon

OB Alexander Hetjes, Kurdirektor Holger Reuter und der frisch verpflichtete Projektleiter Michael Guntersdorf (v. l.) sind optimistisch, dass Ende nächsten Jahres die finalen Konzepte zur Entscheidung vorliegen. Der Entwurf der Berliner gmp International GmbH im Hintergrund dürfte dabei eine wichtige Rolle spielen. Foto: Streicher

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. Für das Kurhaus der Zukunft liegt eine „tragfähige Basis“ vor. So nennt Kurdirektor Holger Reuter die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs „Neubau Kurhaus“. Sogar das Wort vom „ersten Meilenstein“ auf dem langen Weg macht die Runde. Eine Jury hat neun Preisträgerentwürfe ermittelt, die nun zu einem „ganzheitlichen Konzept“ verarbeitet werden sollen. Und das Volk darf seit gestern im alten Kurhaus die Ideen der Architekten bestaunen und irgendwann nächstes Jahr bei einer „Trendumfrage“ auch mitreden und am „Stimmungsbild“ in Sachen neues Kurhaus mitarbeiten.

Die zur Präsentation im Foyer zum Kurtheater ausgestellten Modelle sind einheitlich weiß und ein bisschen klein geraten. Eine Visualisierung des bunten Ideenstraußes der Architekten bieten sie nicht wirklich.

Umso mehr tun das am Computer entstandene großformatige Bilder, diverse Zeichnungen, Gebäudeschnitte, präsentiert an großen Tafeln. Mit ihnen kann man vortrefflich in die Zukunft träumen, zumindest was die äußere Gestaltung des zentralen Mittelpunkts der Innenstadt angeht. Sieben Architekturbüros hatten bundesweit an dem Ideenwettbewerb teilgenommen. Historisierend oder modern, diese Alternative bei der Fassadengestaltung sollten sie ausloten und entsprechend jeweils zwei Entwürfe einreichen. Reichlich Anschauungsmaterial bietet die Ausstellung für das Publikum.

Fünf gleichrangige Preisträger hat die Jury gekürt, drei für die historisierende Fassade, die einen Bezug herstellen sollte zum zweiten Kurhaus, das von 1863 bis 1945 an gleicher Stelle stand und vom belgischen Architekten Cluysenaar geschaffen wurde, zwei für die moderne Variation. Drei Büros sind nun noch im Rennen, eine Frankfurter Planungsgesellschaft um Architekt Ferdinand Heide und die Berliner gmp International GmbH bei beiden Varianten. Noch sei damit nichts entschieden, heißt es vom Projektteam, die Ideen seien Grundlage für das weitere Vorgehen, nun erst gehe es um die „realisierbare Ebene“. Erneut wieder nur ein kleiner Schritt beim Kurhaus-Marathon, der vor fast zwei Jahren gestartet wurde. Der Kurdirektor nüchtern: „Wir müssen das in weiteren Schritten vertiefen und ein zukunftsweisendes Konzept entwickeln.“ Vor allem die Fragen zum Umfeld und dessen Integration in eine Gesamtidee seien noch nicht beantwortet.

Das Kurhaus der Zukunft nimmt zumindest in den Köpfen von Architekten, Verkehrsplanern und Landschaftsarchitekten Konturen an. „Wir haben Ideen eingekauft“, so OB Alexander Hetjes. Zuletzt haben sie auch noch einen externen Experten eingekauft und ins Projektteam berufen, den Architekten und Stadtplaner Michael Guntersdorf, der den Aufbau der „Frankfurter Altstadt“ als Geschäftsführer der DomRömer GmbH verantwortet hat. Auch in Bad Homburg wird der Kurstadt-Bewohner Guntersdorf als Projektleiter fungieren, für die Zukunft des Kurhauses als „Flaggschiff von Bad Homburg“ (Reuter) wollen Stadt und Kur nur exquisite Expertise nutzen.

Immer wieder spricht Hetjes vom „wichtigsten Projekt des 21. Jahrhunderts“ vor allem für die Innenstadt, für die „Zugkraft nach außen“ und für die „Sogwirkung auf Handel und Gastronomie“. Eine Folie wird in diesem Zusammenhang gerne gezeigt, sie zeigt das Kurhaus als Stern in der Mitte, drumherum gereiht acht Satelliten, die für die Ansprüche stehen, die die Städteplaner und Architekten zu berücksichtigen haben.

Gesucht wird die Ideallösung für eine reichlich komplexe Aufgabe. Denn erwartet wird ein hochflexibles Konstrukt, das vielen Anforderungen genügen muss. Das „Herz der Stadt“, wie das Kurhaus gerne genannt wird, ist längst kein Treffpunkt mehr für einen elitären Zirkel von Kurgästen, benötigt wird ein Multifunktionskomplex, der Kur- und Kongressleben, hochwertiges Hotelgeschäft und Kurtheater, Parkhaus und Sparkassenstandort sowie kleinteilige Geschäftsstrukturen und Bürgerhaus-Qualitäten unter einem Dach vereinen soll. Das alles in engen Baugrenzen, die mit Blick auf den historischen Kurhausgarten auch der Denkmalschutz setzt, mitten in der lebendigen City mit Einkaufsmeile Louisenstraße und das alles eingebettet in ein Verkehrskonzept, das den Ansprüchen einer Zeit genügen soll, die keiner wirklich voraussehen kann. Hetjes: „Wir sprechen hier vom wichtigsten Projekt für die nächsten 50 bis 60 Jahre.“

Wohin geht die Kurhaus-Reise? Gewisse Vorlieben für die historisierende Variante sind zwischen den Zeilen der städtischen Protagonisten immer wieder zu hören, bei der Position für das Foto auch zu sehen. Zumindest, wenn es um die vordere Front mit Eingangsbereich von der Louisenstraße aus geht. Nach hinten zum Kurhausgarten scheint der Weg auch offen für eine modernere Variante mit viel Glas für viel Licht. Die dritte Variante Sanierung klingt eher nach Pflichtübung bei der Zielfindung, sie verhindert Flexibilität.

Am Dienstagabend haben der Oberbürgermeister und der Kurdirektor den Stand der Dinge bei einer Bürgerinformationsveranstaltung im aktuellen Kurhaus erläutert.

!Die am Dienstag eröffnete Ausstellung im Landgraf-Friedrich-Saal ist bis zum 5. Dezember montags bis freitags von 14 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr zu besichtigen. Eine umfangreiche Broschüre mit Erläuterungen zu den Wettbewerbsbeiträgen gibt es dort für drei Euro. Sie wird in Kürze auch als Download auf der Homepage www.kurhaus-bad-homburg.de verfügbar sein.

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