Ordentlich was los in „Boomtown Homburg“

Am Vormittag noch auf dem Bio-Altstadtmarkt in Oberursel, am Nachmittag live bei „Boom!“: Das Trio „Evas Apfel“ mit Kontrabass, Gesang und doppelter Gitarre mischt jeden müden Platz und das Fußvolk auf der Einkaufsmeile und in den Arkaden ziemlich schnell auf. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. Die Kurstadt freut sich über ein „boom!bastisches“ Wochenende. Die Revitalisierung des „Boom! Designfestival“s im Kurhaus, in den Louisen Arkaden und auf Straßen und Plätzen drumherum hat fast alle Erwartungen übertroffen. Nach drei Jahren Coronapause war das Fest der Kreativen, Modeschöpfer, Künstler, Straßenmusiker und Designer für wirklich alle Lebenslagen nicht vergessen, es kam mit Macht zurück und hat der Innenstadt am Wochenende vor dem 1. Mai an zwei Tagen eine „volle Hütte“ beschert.

So sehen zufriedene Veranstalter aus. Ziemlich platt schon am ersten Tag kurz vor Feierabend, aber glücklich lächelnd und guter Dinge. „Fix und fertig“ wie „AnneSvea“ alias Anne Heisig etwa, wie der Manager der Louisen Arkaden und andere Mitruderer im Veranstalter-Boot des „Boom! Designfestivals“. Halb sitzend, halb liegend in großen Sitzkissen auf dem „Männerparkplatz“. Ja, so etwas gibt es auch im Kurhaus, Frauen halten ja wie in anderen Lebenslagen bisweilen auch, den Genuss des Guckens, Flanierens, Shoppens, Anprobierens und einfach nur Genießens oft viel länger aus.

Da können sie ihre Männer abgeben wie im Ikea-Kinderparadies. Am Parkplatz gibt es auch Kaffee und Süßes, vor allem aber Ausruhmöglichkeiten für das Publikum, dessen Sinne bei der Überfülle des Angebots bis in Grenzgebiete gefordert werden. Dicht an dicht die Stände im Erdgeschoss und auf der „Ebene SK“, wie es auf einem Schild rätselhaft heißt.

Jene ominöse Ebene ist das Obergeschoss mit Kurhaus-Saal, großem Foyer und den kleinen Sälen im hinteren Bereich, wo die kreativen Abteilungen wie die Keramik-Traum-Werkstatt und „Die Feldbergerin“, das Taunus-Frauen-Netzwerk und seine „geballte Ladung Netzwerkpower“ (Eigenwerbung) untergebracht sind. Die Chance dürfte groß gewesen sein, hier neue Mit-Netzwerkerinnen zu gewinnen, Frauen sind vor und hinter den Ständen doch deutlich in der Mehrzahl. Die „Taunusfrauen“ verbreiten Frühlingsgefühle mit Foto-Shooting vor großflächigen Frühlingslandschaften und Schminkideen, die Keramikkunst zum Mitmachen findet Follower in allen Generationen. Jede Menge Schmuck und Glitter, Klamotten und „spirituelle Juwelen aus Bali mit einem magischen Inselsegen“ sind eindeutig Frauensache. Männer toben hier ihre Kreativität eher an experimenteller Fotografie auf Holz, mit Gin-Kreationen und draußen auf dem Vorplatz an diversen Foodtrucks aus.

„Boomtown Homburg“ sagt eine Passantin auf die Frage, wie sie es hier so findet im bunten Treiben. Das wird den Oberbürgermeister und all die Macher freuen. Richtig was los in der Stadt schon am Samstagmittag, auf der Thomasbrücke prügelt man sich fast um die wenigen freien Parkplätze, ein Menschenstrom windet sich auf der Louisenstraße zwischen den Ständen durch und muss sich auch noch öffnen, wenn das Trio „Evas Apfel“ flott musizierend mittendurch spaziert. Macht man gerne, die Zwischenspiele unterschiedlichster Stilrichtungen an den „Music-Spots“ vor dem Kurhaus, vor und in den Louisen Arkaden oder einfach mitten auf der Straße lockern die Atmosphäre noch mehr auf und sind wie die Foodtrucks und andere Streetfood-Grillstände mehr als nur Füllprogramm. Wobei beim „Straßenfutter“ je nach Typus der Kunden die Beschreibung mit dem Füllprogramm durchaus zutrifft.

Wer die Seifenblasen direkt neben dem Grillmeister mit den Riesenspießen (sieben Euro mit hausgemachter Marinade und Brötchen) schweben sieht, braucht für Momente kein Gut mehr von der feststofflichen Welt. Magische Augenblicke, die vor allem Kinder mit hochgestreckten Armen faszinieren, eine große Schutzblase im oft so aufgeregt daherkommenden Festivalfieber. Ach ja, Mitorganisatorin Anne Heisig, der Herr aus den Arkaden, City-Managerin Tatjana Baric und viele andere mit ihnen sind hocherfreut über das „Boom!“-Revival nach der Coronapause. „Es ist für jeden was dabei, alle Generationen sind da, es hat sich gelohnt, drei Tage zu rennen, um das alles so auf die Beine zu stellen, dass hier heute alles passt.“ Diese Zusammenfassung hätten sie hier alle unterschrieben, die dringend eine Pause auf dem Männerparkplatz brauchen, bevor sie sich wieder ins Getümmel stürzen.

Auf der anderen Seite des Kurhauses, das wussten wohl die meisten nicht, war zumindest am Samstag um vier Uhr nachmittags jede Menge Platz am geöffneten „Beach“ mit Liegestühlen und Strandkörben.

Weitere Artikelbilder



X