Bad Homburg (fch). Pünktlich zur Einweihung des neu angelegten kreativen Spielbereichs im Gustavsgarten der Villa Wertheimber öffnete der Himmel seine Schleusen, spendete reichlich wertvolles Nass und mit lautem Donnergrollen Applaus.
Große Freude über das bisher Erreichte war allen Teilnehmern beim Ortstermin anzumerken. Zu ihnen gehörten die beiden Initiatorinnen Kristina Pölzl und Julia Dahl, Dr. Clemens Wolf, Ortsvorsteher Berliner Siedlung/ Gartenfeld, Claudia Richter vom städtischen Tiefbau-Grünflächenamt und für den Magistrat Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor.
Seit April wurde der an der rechten Parkseite, rechts vom Eingang Mariannenweg, hinter dem Parkplatz liegende Spielbereich im 6,5 Hektar großen Park sukzessive umgestaltet. Das Gras auf der Wiese wurde regelmäßig vom Hausmeister und Betriebshofmitarbeitern gemäht, wodurch im weniger sensiblen Bereich des unter Denkmalschutz stehenden Gartens eine bespielbare Rasenfläche entstand. Jetzt liegen auf der Spielwiese einige große Baumstämme, die zum Klettern, Balancieren und Spielen einladen. „Die Stämme mit den Astgabeln stammen aus dem Wald, die anderen hier aus dem Gustavsgarten. Die Bäume, vor allem Tannen, wurden bei Sturm entwurzelt“, berichtete Julia Dahl. Eine kleine Sandfläche liegt in der Mitte zwischen den Baumstämmen und dem Parkplatz für Spielautos, Bobbycars, Dreiräder und Spielgeräte. „Wir wünschen uns, dass die Rasensteine des früheren Parkplatzes mit Fallschutzmatten ausgelegt werden. Und ein Parcours mit Schildern entsteht“, sagte Kristina Pölzl. Die beiden Initiatorinnen haben bisher 2000 Euro an Spenden gesammelt, ihr Ziel liegt bei 5000 Euro. „Dafür könnten wir beispielsweise fehlende Sonnenschutzschirme kaufen.“ Das Duo kennt den Gustavsgarten gut, kommt regelmäßig mit den zwischen einem und acht Jahren alten Kindern zum Spielen auf das unter Denkmalschutz stehende Areal. Bei ihren Besuchen haben sie beobachten können, wie beliebt die Anlage bei den Kindern im Viertel, aber auch bei Kindergarten- und Schulgruppen ist.
Spiele zum Ausleihen
Kein Wunder, denn außer Natur satt finden die Besucher hier einen vor dem Verkehr geschützten Bereich vor. In einer unverschlossenen Kiste, die der Betriebshof herstellte und sponserte, finden Kinder Bälle, Frisbees, ein Federball-Set, ein Cricket- und ein Kegelspiel sowie weitere Spielsachen, die sie kostenlos benutzen können. Die vielen spielenden Kinder auf der Wiese bereiteten den beiden Anwohnerinnen aber auch Sorge, und sie wurden aktiv.
Denn die Interessen der Kinder kollidierten mit denen der Spaziergänger, Radfahrer und im Garten lebenden Tiere. Die beiden Bürgerinnen plädierten deshalb bereits 2012 – allerdings ohne Erfolg – bei der Stadt dafür, das Spiel- und Freizeitangebot für Kinder im Gustavsgarten neu zu organisieren und zu verbessern. Und zwar so, dass die „Landgräfliche Gartenlandschaft Bad Homburg“ keinen Schaden nimmt, Kunst weiterhin ausgestellt werden kann und alle den Landschaftspark genießen können.
Die beiden Mütter ließen sich vom Scheitern ihrer ersten Initiative von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Sie führten viele Gespräche mit Besuchern und Anwohnern, sammelten 150 Unterschriften von Unterstützern, trafen sich im Oktober 2019 mit Oberbürgermeister Hetjes. Der zeigte sich dem Projekt gegenüber aufgeschlossen: „Die Stadt greift das Engagement ihrer Bürger gern auf.“ Er löste gemeinsam mit städtischen Verwaltungsmitarbeitern die Probleme.
Für Diplom-Ingenieurin Claudia Richter vom städtischen Tiefbau-Grünflächenamt war es keine leichte Aufgabe, bei ihren Planungen die Belange von Denkmal- und Naturschutz sowie die Wünsche der Eltern unter einen Hut zu bringen. Doch sie schaffte es, gemeinsam mit ihren Kollegen vom Denkmalschutz und der Landschaftsplanung. Der Oberbürgermeister lobte sie für ihre kreativen Lösungen: „Mit dem neu geschaffenen Spielbereich ist es uns sehr gut gelungen, alle Belange zu berücksichtigen.“
Der Ortsvorsteher freut sich mit den Müttern, dass trotz der Corona-Pandemie alles so schnell ging. „Wir hatten uns aufgrund unserer Erfahrungen auf mehr Widerstand eingestellt.“ Trotz des Erfolgs wollen Kristina Pölzl und Julia Dahl weitermachen. Sie würden gern bis zu vier Feste im Jahr in diesem Teil des Gustavgartens feiern, ein rollendes Café und einen Eiswagen in die grüne Oase holen.
Freuen sich über den neuen kreativen Spielbereich im Gustavsgarten (v. l.): Dr. Clemens Wolf, Ortsvorsteher Berliner Siedlung/Gartenfeld, Oberbürgermeister Alexander Hetjes, die Initiatorinnen Kristina Pölzl und Julia Dahl, Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor und Claudia Richter vom städtischen Tiefbau-Grünflächenamt. Fotos: fch