Rechtsextremismus wahrnehmen und stoppen

Manuel Glittenberg bringt den Schülern bei, Rechtsextremismus wahrzunehmen und zu stoppen Foto: mr

Bad Homburg (mr). Am Freitagvormittag versammelten sich die Schüler der Oberstufe des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums (KFG) in der Aula, um sich einen Vortrag über Rechtsextremismus von Manuel Glittenberg von der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik anzuhören und über das Thema zu diskutieren. Der Schulleiter des Gymnasiums, Jochen Henkel, begrüßte den Gast, der den normalen Unterricht bereichern sollte.

„Die Schüler sollen sich nicht nur den Unterrichtsstoff aneignen, sondern auch lernen, Verantwortung in der Gesellschaft zu tragen“, so der Schuldirektor. Gastredner Glittenberg legte daher darauf Wert, den Vortag über Rechtsextremismus aus der Beteiligtenperspektive zu halten und den Jugendlichen Handlungsmöglichkeiten mitzugeben. Denn die Wahrung der Menschenrechte, dem der Rechtsextremismus gegenüberstehe, garantiere nicht der Staat, sondern die Menschen, die sich dafür einsetzten.

In einer Diskussionsrunde wollte Glittenberg von den Zuhörern aber erst einmal wissen, welche fünf Dinge sie bräuchten, um gesund und glücklich zu leben. Die Schüler antworteten, als hätten sie die Menschenrechte auswendig gelernt: „Frieden“, „Liebe“, „Bildung“, „Absicherung vor Armut“ und „Akzeptanz“. Denn die Grundidee der Menschenrechte sei die Akzeptanz des Individums. Die Entscheidung, den Fokus auf den einzelnen Menschen zu legen, sei von den Vereinten Nationen (Uno) nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs getroffen worden. Denn unter den Nationalsozialisten habe eine rechtsextreme gesellschaftliche Vorstellung existiert, die Menschen in „Rassen“ eingeteilt und in Hierarchien eingeordnet habe. Mit dem geringen Status ihres „Volkes“ hätten die Nazis ihre Verbrechen begründet. Allgemein gingen Rechtsextreme davon aus, so Glittenberg, dass eine Gesellschaft nur durch einen einheitlichen „Volkswillen“ geleitet werden könne. Sie konstruierten ein völkisch-homogenes Kollektiv und Bedrohungsszenarien, in denen Menschen oder Gruppen, die nicht zum Kollektiv gehörten, eine Gefahr darstellten. Muslime würden beispielsweise aufgrund ihrer Religion diskriminiert und nicht als Teil der Gesellschaft anerkannt werden. „Die Ablehnung des Gleichheitspostulats der Menschenrechte ist ein ganz zentraler Punkt der Rechtsextremen“, fasste Glittenberg zusammen.

Bei einer weiteren Diskussionsrunde wurde der Gastredner aus dem Publikum gefragt, warum Menschen rechtsextrem würden. Darauf antwortete er, dass Rechtsextremismus von Abwägungen, Weiterentwicklung und Unsicherheit entlaste. In einer Demokratie müssten Menschen aber in Konflikt und Streitgespräch den richtigen Weg finden. Sie lernten daraus und entwickelten sich weiter. Die deutsche Demokratie habe sich auch weiterentwickelt. Mit der Reform der Staatsbürgerschaft im Jahr 2000 und der Ehe für alle 2017 habe Deutschland anerkannt, dass seine Gesellschaft vielfältig sei.

Aber auch Rassismus sei Teil der gesellschaftlichen Realität und müsse wahrgenommen werden. Dabei „ist es wichtig, sich nicht nur die rechtsextremen Akteure anzuschauen, sondern auch die Betroffenenperspektive wahrzunehmen“, meinte Glittenberg. Erst nach den NSU-Morden und dem Anschlag in Hanau seien die Betroffenen mehr in den Mittelpunkt gerückt.

Zum Abschluss kamen nochmal die Schüler zu Wort. „Was können wir als Nichtbetroffene gegen Rechtsextremismus tun?“ Darauf riet Glittenberg ihnen, immer zu reagieren, wenn ihnen Rechtsextremismus begegne, ihn zu stoppen und mit Verantwortlichen wie Eltern, Lehrern und Polizei darüber zu reden. Ganz wichtig sei es vor allem, die Betroffenen zu fragen, wie man helfen könne.

Weitere Artikelbilder



X