Rückzug vom Kauf des Waldenserhauses beschlossen

Beschluss im Stadtparlament: Die Stadt wird das geschichtsträchtige Waldenserhaus mit Hof nun doch nicht kaufen. Foto: js

Bad Homburg (js). Die Kirche bleibt im Dorf, aber das letzte Haus der Waldenser, sozusagen das einzige verbliebene Haus der Dorfgründer, kann nun im freien Verkauf erworben werden. Das Stadtparlament hat final beschlossen, den „Rückzug vom Kauf des Waldenserhauses“ in die Wege zu leiten. Dafür votierten nach überraschend öffentlicher Diskussion in namentlicher Abstimmung alle Abgeordneten von CDU, SPD und Bürgerliste BLB. Die Grünen, die den Rückzug vom Rückzug beantragten, FDP und der fraktionslose Peter Braun konnten das geschichtsträchtige Haus mit Hof nicht retten. Noch vor einem halben Jahr sollte das Geschäft unmittelbar umgesetzt werden, dann kam der Haushaltsschock mit im Stadtsäckel fehlenden 40 Millionen Euro, nun der Rückzug.

Es geht um 300 000 Euro, dieser Preis war für das kleine Häuschen auf kleinem Grund aufgerufen, die Rede ist von rund 200 Quadratmetern. Eingequetscht an drei Seiten von anderer Wohnbebauung, an der Frontseite führt die Dornholzhäuser Straße vorbei. Weil es ein stadthistorisch bedeutendes (leerstehendes) Haus ist, wollte die Stadt es erwerben, daraus könnte ein schönes Heimatmuseum mit Raum für den Geschichtsverein werden, das war die Idee. Dornholzhausen sei da bisher gegenüber den anderen Stadtteilen „hinten runtergefallen“, so FDP-Sprecher Philipp Herbold. Sein Vorschlag zur Güte: „Erwerben, Chance nutzen, die 300 000 Euro sanieren den Haushalt auch nicht.“ Man müsse nicht sofort sanieren, das sei nicht nötig, aber „wir können nur jetzt etwas für die Waldenser tun“, die Aufforderung zum Kauf wurde auch aus dieser Richtung an die Stadt herangetragen.

Einig hingegen die Front derjenigen, die aus dem Projekt aussteigen wollen, die Koalition aus CDU und SPD hatte das im Fachausschuss initiiert, die BLB, namentlich Armin Johnert, sonst meist kein Freund der Koalitionsideen, stimmte zu. „Alle gönnen Dornholzhausen ein Heimatmuseum, ein Ja dazu jetzt wäre rein populistisch, die letzten 60 bis 70 Jahre hat sich niemand dafür interessiert“, so Johnert, selbst Dornholzhäuser Bürger. Zum Heimatmuseum wollen auch CDU, BLB und SPD weiter stehen, ohne Zeitdruck und trotzdem vielleicht sogar mit dem Waldenserhaus als Basis, obwohl Tobias Ottaviani (SPD) mahnte, dass eine Sanierung des kleinen Häuschens das „Mehrfache“ des Kaufpreises verschlingen werde.

Kaum einer glaubt an einen schnellen Verkauf, zumal der Denkmalschutz die Hand darauf habe und man mit reichlich einschränkenden und gleichzeitig herausfordernden Auflagen kalkulieren müsse. „Da passiert in den nächsten Jahren nichts“, unkte Clemens Wolf (CDU), bei besserer Finanzlage könne die Stadt erneut als potenter Kaufinteressent auftreten.

Bis dahin könnten schon mal von Bürgern initiierte Spendenaktionen oder Crowdfunding für ein finanzielles Gerüst sorgen, wahlweise für einen möglichen Ankauf oder für die Sanierung des Waldenserhauses. Ein wichtiges Wort sagte Peter Braun zum Schluss: „Die Stadt hat die Pflicht, zum Erhalt beizutragen.“ Denn Dornholzhausen wurde einst durch waldensische Glaubensflüchtlinge aus dem Piemont gegründet, um 1700 fanden sie unter dem reformierten Landgrafen Friedrich II. in Hessen-Homburg Zuflucht. Etwa 30 Familien bauten in der Folge an der heutigen Dornholzhäuser Straße einstöckige giebelständige Häuschen mit einem Nutzgarten dahinter, 1726 konnten sie ihre noch heute schmucke Kirche einweihen. Die steht ein paar Meter weiter unten auf der anderen Straßenseite.



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