„Schlossprinzessin“ muss improvisieren

Bad Homburg (js). „Ein Lächeln ist ein Sonnenstrahl ins Herz.“ Eine Lebensphilosophie, die zu Julia Gadenz-Vornholt passt. Das rostige Herz zur mit weißer Kreide geschriebenen Weisheit ist eine schöne Ergänzung der Einladung direkt neben dem geöffneten Fenster, Blumen und Kränze ergänzen den schlichten Schmuck. Mit einem Lächeln begrüßt die „Schlossprinzessin“ fast jeden Gast, der bei ihr vorbeischaut, aus dem Fenster heraus serviert sie dem Besucher oder der Besucherin einen „schönen Kaffee“, wie die Damen zu sagen pflegen, dazu vielleicht eine frische Waffel mit Puderzucker oder einen selbstgebackenen Kuchen, auf Wunsch auch vegan oder glutenfrei. Den liebevollen Beinamen hat sich Julia Gadenz-Vornholt in all den Jahren redlich verdient. Jeden Tag freut sie sich über nette Worte der Anerkennung, immer wieder machen die Menschen Fotos von ihrem derzeit improvisierten Schloss-Café und loben die schöne Dekoration.

Auch jetzt, im verflixten 13. Jahr seit der Eröffnung ihres Traum-Cafés im Sommer 2008, und im beginnenden zweiten Corona-Sommer hat die Chefin ihren Optimismus nicht verloren. Trotz des Hangelns zwischen eingeschränktem Not-Betrieb aufgrund der Pandemie und der aktuellen Zwischenlösung, die sich nun auch schon wieder reichlich in die Länge zieht. Ihre persönliche Handschrift steckt im Detail, das waren ihre Stammgäste im Café im Vestibül des Landgrafenschlosses und draußen unter den ausladenden Zweigen der uralten Libanonzeder gewohnt. Die Blumenarrangements, die Auswahl von Tischen und Stühlen bis hin zur „Amorbank“ in den Außenbereichen, einer Art Parkbank mit hochklappbarem Mitteltisch für die intime Kaffeerunde. Die spontanen Besucher, die nach Besichtigung von Schloss und Park zur Stärkung vorbeikamen, haben positive Werbung hinaus ins Land getragen, ein Fernsehbeitrag war der letzte Kick, aus dem Geheimtipp eine kleine Institution zu machen. Das Fenster im seitlichen Schlosstrakt mit dem „Weißen Saal“ ist derzeit das letzte Stück intaktes Schloss-Café, das noch in Betrieb ist. Von Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen jeweils von 12 bis 18 Uhr wird „To go“ serviert, mehr ist im Moment nicht möglich für Julia Gadenz-Vornholt und ihr Team, das durch die Einschränkungen um mehr als die Hälfte auf sieben nette Bedienungskräfte geschrumpft ist. Eine Zwischenlösung eben, natürlich weist eine von Hand geschriebene Mitteilung auf einer Tafel auf der Schlosspark-Eingangsseite von der Erlöserkirche her auf diesen ungeliebten Umstand hin. Über die Orangeriegasse oder den Parkausgang Herrengasse erreicht man das aktuelle Schlosscafé am „Weißen Turm“. Wenn Außenbewirtschaftung wieder möglich sein wird und „ein paar Tische aufgestellt werden können“, will die Frau des Schlosspark-Chefgärtners Peter Vornholt den Service von einem mobilen Food-Anhänger wenigstens ein bisschen ausweiten.

Neue Heimat fürs Café

Eigentlich sollte die neue Zeit für Julia Gadenz-Vornholt und das Team vom Schlosscafé in diesem Frühjahr beginnen. Mitte Mai war einst avisiert, perfekt für die Neueröffnung einer beliebten stillen Open-Air-Gastronomie in feiner Umgebung. Es wird wohl noch dauern, der neue vorgesehene Standort befindet sich weiterhin im Dämmerschlaf hinter einem Bauzaun. Große Tore aus Holz verschließen noch immer die ehemalige Wagenremise im unteren Schlosshof, der einstige „Kaisergang“, über den der Kaiser trockenen Fußes in die Schlosskirche gelangen konnte, harrt des Umbaus. Dort soll das beliebte Schlosscafé im 13. Sommer eine neue Heimat finden. Mit Außenbewirtschaftung auf beiden Seiten, in Richtung unterer Schlosshof und gegenüber mit Blick auf die Gärtnerei, die uralte Zeder und die Erlöserkirche.

Auch jetzt im beginnenden zweiten Corona-Sommer hat Julia Gadenz-Vornholt, Chefin des Schlosscafés, ihren Optimismus nicht verloren. Foto: js



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