Bad Homburg (hw). Von der Erfindung des Kristallmikrofons, einer Heliumballonreise Richtung Weltall, einer Himalaja-Expedition bis hin zum erfolgreichen Zulieferer von Kommunikationslösungen für Premiumfahrzeuge – Andreas Peiker feiert 75 Jahre Unternehmensgeschichte seiner Familie. Über die Entwicklung von Mikrofonen, Lautsprechern sowie Funk- und Freisprecheinrichtungen ist zum Jubiläum in einer Sonderausgabe des Unternehmensmagazins „peiker press“ zu lesen.
„Es ist kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als ein junger Mann etwas verschämt die Regale eines kleinen, wiederhergestellten Tante-Emma-Ladens absucht. Die Auswahl an Waren ist gering, […]. Vorsichtig öffnen sie eines der Päckchen, wohlwissend um die Knappheit dieses Materials. Sie ziehen es auseinander, dehnen es und stülpen es über ein säuberlich gefrästes schmales Metallrohr. Die Idee, eine Mikrofonkapsel herzustellen, war geboren. […].“
Seit 75 Jahren dreht sich bei Familie Peiker alles um das Thema Kommunikation und wie sie zu verbessern ist. Erfindungen und Entwicklungen von Kommunikationsgeräten wie Mikrofonen, Lautsprechern, Funkgeräten, Automotive-Handapparaten und Freisprecheinrichtungen für Funk und Mobiltelefonie sowie einige bedeutende Patente gehören zur Erfolgsgeschichte genauso wie namhafte Kunden aus der Automobil- und Mobiltelefonbranche sowie Behörden und öffentliche Einrichtungen.
Bereits 1957 trägt der erste Mensch, der in einem Heliumballon auf über 30 000 Meter steigt, ein Peiker Mikrofon in seinem Helm. Kurze Zeit später ist es ein Peiker Handmikrofon, das beim Besteigen des Himalajas das Erlebte aufzeichnet, um es für spätere Auswertungen der Expedition zu verwenden. Außer der Belieferung von Musikinstrumente-Herstellern kommt in den 60er-Jahren das Industriegeschäft hinzu. Bis heute sind Bahnbetriebe Abnehmer von Produkten, die in Teilen aus dem einst entwickelten dynamischen Mikrofon bestehen. Dieses verhindert trotz des magnetischen Kerns das Anziehen von Eisen und bleibt damit funktionsbereit. Die Herstellung von Kleinlautsprechern war der erste Schritt ins Automobilgeschäft sowie zu Betriebsfunkanwendungen. In den folgenden 20 Jahren etabliert sich das Unternehmen Peiker acustic unter anderem im BOS-Funk, einem nicht öffentlichen mobilen UKW-Landfunkdienst, der bei Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben wie der Feuerwehr zum Einsatz kommt.
Später steigt Peiker in die Automobilbranche mit ein. Von hier an geht es rasch voran, eine Erfindung folgt der nächsten. Der erste crashsichere Bedienhandapparat HA10/A10 für den Mobilfunk in der Fahrzeugindustrie, unter anderem für Polizeifahrzeuge, wird präsentiert und eine Auto-Freisprecheinrichtung entwickelt. Peiker stößt mit dem Produkt PoleStar, einem Telematiksystem auf Handy-Basis mit GPS-Fahrzeugortung, in das Geschäftsfeld Verkehrstelematik vor. Die Vision: Das erste Auto-Notrufsystem soll nicht nur in Serie gehen, sondern auch bald verpflichtend für alle Automobilhersteller sein.
Viele namhafte Hersteller werden weltweit die Peiker Technologie verbauen. Dabei ist eine SIM-Karte im Auto verbaut, von dem der Unfallfahrer einen Notruf absetzen kann oder dieser automatisch auslöst, sollte er selbst dazu nicht mehr in der Lage sein. Eine enge Zusammenarbeit mit dem in San Diago ansässigen Chipkonzern Qualcom war hierbei in der Branche damals richtungsweisend.
Anfang der 80er-Jahre übernimmt Andreas Peiker das 1946 gegründete Familienunternehmen und entwickelt sich zur treibenden Kraft hinter dem Geschäftsfeld Automotive. 2015 verkauft er die Peiker acustic schließlich und zieht mit dem neuen Unternehmen, der peiker Holding, von Friedrichsdorf nach Bad Homburg, 100 Meter entfernt von dem Ort, wo das erste eigene Firmengebäude stand. Ein Stück Mauerwerk mit der Aufschrift Peiker erinnert an diese Zeit. Durch die langjährige Expertise im Bereich moderner Kommunikationstechnik im Fahrzeug wagt Andreas Peiker mit 65 Jahren nochmals einen unternehmerischen Neustart. Sein Ziel – die jahrzehntelange Business-Erfahrung auch in andere Anwendungsbereiche zu übertragen.
Mit 70 Jahren ist Andreas Peiker heute noch etwas älter als sein Vater damals, als dieser die Zügel des Familienunternehmens aus der Hand gab. „Man muss auch irgendwann die Kraft haben zu sagen, ich muss kürzertreten. An diesem Punkt bin ich jetzt und überglücklich, dass die vierte Generation der Familie, meine Kinder, sich im Unternehmensverbund engagieren“, sagt Andreas Peiker. Obwohl die Unternehmen der Familie Peiker mit ihren sechs Partnerunternehmen ein immer noch junges Unternehmensnetzwerk darstellt, können sie auf eine 75-jährige Geschichte zurückblicken.