Bad Homburg (fch). Munteres Treiben herrschte am Sonntag im Museum Sinclair-Haus. Viele Bürger nutzten ihren Winterspaziergang, um einen Zwischenstopp im Museum einzulegen, andere kamen gezielt, um sich die aktuelle, noch bis zum 11. Februar gehende Ausstellung „Sand – Ressource, Sehnsucht, Leben“ anzusehen oder das offene Sonntagsatelier zu besuchen. Einige nutzten das Angebot, um vor dem Sonntagsatelier an einer speziellen, einstündigen Führung für Familien, Kinder und Erwachsene teilzunehmen. In der von Moritz Ohlig kuratierten Ausstellung sind Arbeiten von 16 internationalen Künstlern zu sehen. In ihren sehr unterschiedlichen Arbeiten widmen sich die Künstler den ästhetischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedeutungen von Sand, indem sie das Sedimentgestein in seinen unterschiedlichen Strukturen, Beschaffenheiten und Dimensionen erkunden. Die Bandbreite der Kunstwerke reicht von den großen poetischen Weiten der unermesslichen Wüsten bis hin zu den mikroskopisch kleinen Bestandteilen von Sand, die für das menschliche Auge nicht erkennbar sind.
Um Sand drehte sich auch alles im offenen, jeden ersten Sonntag im Monat geöffneten Sonntagsatelier zum Mitmachen. Begrüßt wurden die zahlreichen Kinder und Erwachsenen von drei Künstlerinnen: Katharina Müller, Anika Benkhardt und Elkin Kutluer. Das als Kunstvermittlerinnen des Museumsteams tätige Trio wurde tatkräftig von Pauline Söhnge unterstützt. Begrüßen konnte das Quartett in der „Sand-Kunst-Werkstatt“ bereits bis zum Mittag mehr als 40 Besucher. Diese setzten sich künstlerisch in verschiedenen Techniken mit dem zweitwichtigsten Rohstoff der Welt auseinander. Bei Katharina Müller waren die Kreativen zum Zeichnen und Malen von Sandbildern eingeladen.
Das „Handwerkzeug“ zum Bearbeiten des feinen Materials bestand aus Kleister, Klebeband und altem Schleifpapier. Akribisch fertigten die Zwillinge Arianna und Rosa (6) und ihr jüngerer Bruder Gabriel (3) aus Sulzbach kunstvolle Sand-Collagen an. „Wir arbeiten mit farbigem Sand aus verschiedenen Regionen Deutschlands“, informierte Katharina Müller. „Ich habe zwei Katzen, einen Luftballon, ein Herz und zwei Punkte mit rotem Sand gemalt“, sagte Arianna. Ihre Schwester Rosa hatte auf ihrer Collage aus gelbem Sand einen Himmel gestaltet, an dem Flugzeuge ihre Bahnen zogen. Ihr kleiner Bruder Gabriel hatte mit Hilfe von Mama Daphne ein Auto und eine Maus kreiert und auf der Vorlage fixiert. „Mit Sand malen hat Spaß gemacht“, bilanzierten die jungen Besucher.
An der Stop-Motion-Station konnten die Besucher ihre zuvor gestalteten und dann mit einem Overhead-Projektor aufgenommenen Fotos in ein Meisterwerk verwandeln. Zu den Besuchern, die das Angebot von Anika Benkhardt nutzten, gehörte Lyana aus Oberursel. Die Sechsjährige war in Begleitung ihrer Oma gekommen. „Wir nehmen heute bereits zum dritten Mal an einem Sonntagsatelier teil. Lyana findet die Sonntagsatelierangebote einfach toll und will immer wieder teilnehmen. Ein hier gemaltes Bild hat sie ihrem Papa zu Weihnachten geschenkt, worüber dieser sich sehr gefreut hat“, berichtete die Großmutter. Inzwischen hatte Enkelin Lyana ihre an einem Strand gebaute Stadt samt Fahrzeugen fertiggestellt und mit Unterstützung der Kunstvermittlerin gefilmt. Das Ergebnis konnte sie dann zur Erinnerung als Ausdruck mit nach Hause nehmen.
Sand war auch der Rohstoff, aus dem Kinder und Erwachsene bei Elkin Kutluer eine Stadt bauten. „Die Erwachsenen sind ebenso begeistert wie die Kinder. Alle schwärmen, wie schön es ist, Sand durch die Finger rieseln zu lassen und dann mit Hilfe von Wasser Berge, Türme, Burgen, Häuser und Tiere zu gestalten“, berichtete die Kunstvermittlerin. Für den Feinschliff standen Werkzeuge wie Spachtel, Mörser, Pinsel und feine Bürsten bereit. Zu den Erbauern der Sandstadt gehörten mittags unter anderem die Kurstädterinnen Valery (8) und Elisa (5) sowie Rita (5) und Frieda (7) aus dem Bad Vilbeler Stadtteil Heilsberg. Das Quartett baute unter anderem ein Krankenhaus, eine Feuerwache und Tiere wie eine Schildkröte.
Das nächste und letzte Mal verwandelt sich das Sonntagsatelier im Museum Sinclair-Haus in eine „Sand-Kunst-Werkstatt“ zum Erleben und Mitmachen am Sonntag, 4. Februar, zwischen 13 und 17 Uhr. Dann können junge Besucher und Erwachsene erneut ihrer Kreativität mit Sand beim Zeichnen, Malen, Fotografieren und Drucken freien Lauf lassen. Das Sonntagsatelier ist vier Stunden lang geöffnet und kann jederzeit besucht werden. Bei gutem Wetter findet eine Station im Museumshof statt. Es handelt sich um ein offenes Angebot, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Materialkosten in Höhe von zwei Euro sind am Ort im Atelier zu bezahlen.