Bad Homburg (ba). „Wo bist Du, Licht?“, lautete die Frage, der sich eine spektakuläre Lichtkunst- und Video-Installation am Wochenende im Homburger Schlosspark widmete. Der bekannte Lichtkünstler Philipp Geist schuf ein märchenhaftes Ambiente, das von der Musik von Lukas Taido begleitet wurde, die speziell für diese Veranstaltung komponiert und arrangiert worden war.
Anlass für die Veranstaltungsreihe an vier aufeinander folgenden Abenden und Nächten war der 250. Geburtstag des Dichters Friedrich Hölderlin, der einige Jahre in Bad Homburg lebte und arbeitete. Das Schloss hatte eine besondere Bedeutung für ihn. Durch die Vermittlung seines Freundes Isaac von Sinclair wurde er als Hofbibliothekar angestellt. 1803 schrieb er das Gedicht „Patmos“ zum 55. Geburtstag des Landgrafen Friedrich V., und auch Prinzessin Auguste, die ihn verehrte, widmete er ein Gedicht. Wahrscheinlich entstand „Die Hälfte des Lebens“, eines der schönsten lyrischen Werke Hölderlins, am Schlossweiher.
Philipp Geist, ein weltweit mit vielen Preisen ausgezeichneter Künstler, hatte sich intensiv mit Hölderlins Werk auseinandergesetzt und viele Zitate und Abbildungen integriert. Auch Handschriften des Dichters hatte er schemenhaft oder konkret in seine Bildkompositionen eingebunden. Die sogenannten Video-Mapping-Installationen von Geist verwandelten die Schloss-Architektur in bewegte, malerische Lichtskulpturen, die die Wahrnehmung der Betrachter von Zwei- und Dreidimensionalität herausforderten.
Mit seiner Installation ließ er einen poetischen Lichtraum entstehen, der auf spielerische Weise zur Beschäftigung mit Hölderlins Dichtkunst einlud. Die Arbeit des Berliner Künstlers zeichnete sich durch ihre Komplexität in der Integration von Raum, Ton und Bewegbild aus und wirkte auch durch Überlagerungen, abstrakte Strukturen und grafische Elemente. Durch die Kombination mit Zitaten und Musik wurde ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk daraus.
Schon beim Betreten der Anlage von der Herrngasse aus kommend sah man das Schloss in mystische Farben gehüllt. Der gut organisierte Rundgang führte zum Innenhof mit dem Weißen Turm, auf den Bilder und Worte projiziert wurden, die viele Assoziationen an Hölderlin weckten. Künstlicher Nebel verstärkte die Wirkung. Auch die Schlossfassade im Innenhof wurde bespielt, und die besondere Atmosphäre weckte bei etlichen Besuchern den Wunsch, hier länger zu verweilen. Viele unterhielten sich angeregt über die Kunstinstallation. Einige Stände boten Drinks und Snacks, und die relativ milden Temperaturen machten den Aufenthalt zu einem besonderen Vergnügen.
Der Höhepunkt fand sich nach dem Durchgang durch das Vestibül im oberen Schlossgarten: Auf die gesamte Fassade des Gebäudes wurde großräumig bewegte Lichtkunst projiziert. Dazu erklangen über im Park verteilte Lautsprecher Gedichtfragmente von Hölderlin und Musik, die auf die jeweilige Atmosphäre abgestimmt war. Auch einige der Bäume wie die beeindruckende große Zeder und eines der schönen Teppichbeete wurden zweitweise in die Installation mit einbezogen. Die Menschen verteilten sich im Park und genossen die abwechslungsreiche Licht- und Klang-Show.
Romantische Stimmung
Der Rundgang führte weiter zur Orangerie, die ebenfalls in stimmungsvolles Licht gehüllt war. Viele Paare ließen sich von der romantischen Stimmung inspirieren und saßen auf den Bänken oder sogar im Gras. Die Atmosphäre war heiter und entspannt. „Ich sehe das Schloss und den Park wortwörtlich in einem ganz neuen Licht“, meinte eine Besucherin versonnen lächelnd.
Zum Abschluss lohnte sich ein Blick vom Schlosspark zur Erlöserkirche. Das wie üblich in traditionell gelben, warmen Tönen angestrahlte Bauwerk wirkte im dunklen Nachthimmel besonders imposant. In den klaren Oktobernächten waren auch viele Sterne zu sehen. Das Zusammenspiel von Natur, Architektur und Kunst sorgte für eine zauberhafte Stimmung.
Die Besucher waren durchweg begeistert von der niveauvollen und inspirierenden Veranstaltung. Hätten die früheren Schlossherren und -damen am Landgrafenhof und später die Kaiserfamilie die Chance gehabt, ihr Zuhause in solch einer wunderbaren Inszenierung zu erleben, wären sie sicher auch glücklich gewesen.