Jessica Pegula gewinnt die Bad Homburg Open und verweist Iga Swiatek auf Platz 2. Aber beide Athletinnen können bei der Siegerehrung strahlen.Foto: js
Bad Homburg (js). Das Finale vor rund 3800 begeisterten Zuschauern auf der aufgestockten ausverkauften Tribüne im Kurpark war schon fast eine Stunde vorbei, da tummelten sich immer noch Menschenmengen auf der Festmeile zwischen Spielbank und Orangerie. In der Fanzone, wo diejenigen ohne Ticket das Endspiel zwischen Jessica Pegula und Iga Swiatek auf Großleinwand live mit den Hintergrundgeräuschen aus dem Stadion verfolgen konnten. Oder zwischen all den Foodtrucks am schattigen Wegesrand, wo die Glücksräder sich immer noch drehten, weil so viele auf ihr Glück warteten und junge Kerle sich unablässig mühten, zu zeigen, dass sie den Tennisball mit über 100 Kilometer pro Stunde in des Gegners Feld dreschen können. Für jede Altersgruppe gibt es da Angebote. Bei der fünften Auflage der „Bad Homburg Open“ ist das Tennisturnier dank der offenen Zonen ohne Eintrittsgeld zum erhofften Volksfest geworden. Und durch den Zusatz „Road to Wimbledon“ auch auf Jahre gesichert, mindestens bis 2029 jedenfalls.
Im Stadion gingen die bunten Tennisspiele, die bei den Stars der Szene dank des freundlichen Boutique-Charakters und der heimeligen Atmosphäre zwischen altem Clubhaus und fußläufig zu erreichendem feinen Spielerinnen-Hotel einen guten Ruf genießen, mit einer Art Goldregen für die Siegerin des Finales zu Ende. Jessica Pegula hatte sich die Elefanten-Trophäe und das Preisgeld von163 000 US-Dollar beim WTA-500-Turnier, insgesamt mit 1,1 Millionen Dollar dotiert, redlich verdient. 6:4, 7:5 zugunsten von Pegula stand am Ende auf der Anzeigetafel, ein Break gelang der Gegnerin nicht. Bei den wichtigen Ballwechseln auf höchstem Niveau hatte stets die US-Amerikanerin das bessere Ende für sich, setzte jeweils die schärferen Nadelstiche und den entscheidenden Akzent. Da half der Polin auf der anderen Seite, die sich bis zum Halbfinale gegen die Italienerin Jasmine Paolini (6:1, 6:3) stets souverän durchgesetzt hatte, nicht mal ein dritter Schläger während der Partie. Aber auch Verliererin Iga Swiatek konnte sich nach kurzer tränenreicher Pause mit ihrer Rolle als Nr. 2 im Kurpark arrangieren. Wichtigste Erkenntnis der 24-jährigen Polin, die schon fünf Grand-Slam-Turniere gewonnen hat und ungefähr 125 Wochen die Weltrangliste angeführt hat: „There is hope for me on grass“. Denn noch nie hat die Vielsiegerin ein Turnier auf dem grünen Rasen gewonnen und Bad Homburg war ja schließlich die Generalprobe für Wimbledon, wo es ab dieser Woche um den begehrten Titel geht. Auf exakt dem gleichen Rasen, den die Greenkeeper im Kurpark angelegt haben.
Eine Siegerin der Herzen war die nun wieder auf Platz vier der Weltrangliste geführte Swiatek trotzdem. Der Iga-Fanclub auf den Tribünen war deutlich in der Überzahl, viele Fans waren aus Polen angereist, T-Shirts mit „Polska“-Aufschrift waren vielerorts zu sehen. Als Sieger der Herzen fühlen sich auch die Veranstalter um Turnierdirektor Aljoscha Thron und Premierensiegerin Angelique Kerber sowie die Stadtoberen. Nicht nur die Finalistinnen lobten die schönen Tage von Bad Homburg, die nun vorüber sind, vom besonderen Spirit wird besonders gerne gesprochen. Mit der Subway Nr. 7 wie in New York oder der Metro wie in Paris konnte Jessica Peluga nicht zum Centre Court kommen, auf die U-Bahn in die City wartet man ja noch. Aber „jeden Tag durch den Kurpark und die Stadt laufen und viele freundliche Menschen treffen“, konnte die 31-jährige Nr. 3 der Weltrangliste, die gerne bescheiden unterwegs ist. Das deutliche Bekenntnis zum Wiederkommen im nächsten Jahr nimmt man ihr unbedingt ab. Natürlich auch Iga Swiatek, die ja noch etwas zu erledigen hat auf dem Rasen. Und all den anderen.