Bad Homburg (hd). Am vergangenen Montag, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, fand in der Englischen Kirche eine eindrucksvolle Konzertlesung mit dem Titel „In Auschwitz gab es keine Vögel“ statt. Anlass war die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz 1945 durch sowjetische Truppen. Veranstaltet wurde der Abend von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Stadt, die an diesem Abend auf berührende Weise der Opfer des Holocaust gedachte.
Vor der eigentlichen Lesung sprach Heike Zinke, Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Sie betonte in ihrem Vorwort, wie wichtig es sei, die Demokratie zu schützen und sich der Verantwortung bewusst zu sein, damit sich ein derartiges Unrecht niemals wiederholt. Auch Stadtrat Tobias Ottaviani unterstrich in seiner Ansprache die Bedeutung des Gedenkens und die Verpflichtung der heutigen Gesellschaft, gegen das Vergessen anzukämpfen.
Die Lesung basierte auf Monika Helds Roman „Der Schrecken verliert sich vor Ort“, in dem die Geschichte des ehemaligen KZ-Häftlings Heiner und seiner Frau Lena erzählt wird. Heiner lernte Lena während des Frankfurter Auschwitz-Prozesses kennen, und ihre gemeinsame Geschichte wurde in der Veranstaltung eindrucksvoll zum Leben erweckt.
Statt der ursprünglich angekündigten Monika Held übernahm die Schauspielerin Anna Stab die Lesung. Mit großer Emotionalität trug sie die bewegende Geschichte vor. Besonders eindringlich waren die in die Lesung eingebetteten Interviewabschnitte, in denen Heiner persönlich über seine Erfahrungen in Auschwitz berichtete. Diese Originalstimmen verliehen der Veranstaltung eine noch tiefere emotionale Wirkung und machten das unvorstellbare Leid greifbar.
Musikalisch untermalt wurde die Lesung von Gregor Praml, dessen Kontrabassspiel die Erzählung intensiv begleitete. Die Klänge schufen eine beklemmende, aber auch nachdenklich stimmende Atmosphäre, die das Publikum tief berührte.
Erfreulich war die Anwesenheit zahlreicher Schüler der Geschichtsleistungskurse der Jahrgangsstufen Q1 und Q3 des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums. In einer Zeit, in der die jüngeren Generationen leider zunehmend weniger über die Schoa und ihre schrecklichen Folgen wissen, war ihre Teilnahme ein wichtiges Zeichen für gelebte Erinnerungskultur.
Die Veranstaltung hinterließ einen bleibenden Eindruck und regte die Anwesenden zum Nachdenken an. Gerade an einem Tag wie diesem wurde deutlich, wie essenziell es ist, die Erinnerungen an die Gräueltaten der Vergangenheit wachzuhalten und Lehren für die Zukunft zu ziehen.
Der Eintritt zur Konzertlesung war frei, doch der Wert der Erinnerung ist unbezahlbar.