Wohin bloß mit der Beute?

Schaffner „Herr Wischnewski“ (Klaus Ernst) nimmt seine Aufgaben ernst und kontrolliert hier akribisch die Fahrkarte von Versicherungsvertreter Steffen Fettenläufer (Oliver Ernst), wobei Kundenfreundlichkeit zum Bedauern von Zugleiterin Gesine Grube-Steckel (Anette Ochs) nicht im Mittelpunkt steht. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Die Theatergruppe der Kolpingsfamilie Kirdorf war mit ihrer neuen Inszenierung „Stress im Champus-Express“ erneut ein Garant für einen vergnüglichen Abend. Begrüßt wurden die zahlreichen Besucher in den beiden fast ausverkauften Aufführungen im Bürgerhaus Kirdorf mit dem Katja Ebstein Evergreen „Theater“, mit dem sie 1980 in Den Haag für Deutschland den zweiten Platz mit 128 Punkten geholt hatte. Musikalisch ging es weiter mit dem Swing-Titel „Chattanooga Choo Choo“, zu dem der Schaffner des Champus-Express’, Herr Wischnewski (Klaus Ernst), eine kesse Sohle aufs Parkett legte. Damit war das Publikum bestens auf die sich an Gleis 14 anbahnenden Ereignisse eingestimmt.

Dort stand abfahrbereit der Champus-Express nach Wien der privatisierten Zuglinie Interlux-Express. Dessen Passagiere sollten im Verlauf der spritzigen Komödie in drei Akten „Stress im Champus-Express“ von Bernd Sperling für reichlich Turbulenzen sorgen. Und das nicht immer gerade servicefreundliche Personal auf eine harte Geduldsprobe stellen. Die Champagner schlürfenden und Häppchen genießenden Reisenden waren eine bunt gemischte Gruppe. Zu ihnen gehörten der stets geschäftstüchtige P+V-Versicherungsvertreter Steffen Fettenläufer (Oliver Ernst), die unsensible Professorin Dr. Petra Piepenbrink (Veronka Heid), der mit seinem Bike durch den Zug irrende Radsportler (Nils Heid) sowie die etwas betuliche, aber prinzipientreue Oma Lieselotte (Anna Denfeld) mit ihrem kindlich-naiven „kleinen“ Enkel Harvey (Stefan Kozubik). Komplettiert wurde die Reiseschar durch den ebenfalls nicht hellen Räuber Rudolf Rommel (Philipp Ernst) und seine Ehefrau und Komplizin Kati (Bianca Bickel).

Diese träumt davon, dass es nach dem Raub der mit mindestens 40 000 Euro gut gefüllten Bordbistro-Kasse künftig keine „Party ohne Kati“ in den sonnigen Regionen dieser Welt mehr gibt. Zwar gelingt dem tollpatschigen Duo tatsächlich der Überfall, und es entkommt unerkannt, doch damit beginnen erst die Probleme. „Wohin mit der Beute?“ lautet die dringlichste Frage, als der Zwischenhalt wegen einer „Störung im Betriebsablauf“ ausfällt. Das Räuber-Duo muss nicht nur ständig neue Verstecke suchen und finden, sondern auch die Beute vor dem Zugriff des Personals sichern. Reinigungskraft Ingo Oppendung (David Schmidt) muss am Entleeren der Abfalleimer gehindert und die taffe wie schnippische Bistrokellnerin Gertrud (Daniela Pohlen) abgelenkt werden. Auch der zielsicher im Tarifdschungel hindurchmanövrierende Schaffner und die unter der Serviceunfreundlichkeit ihres Personals leidende Zugleiterin Gesine Grube-Steckel (Anette Ochs) tauchen immer dann auf, wenn das Räuber-Duo auf der Suche nach einem neuen, sicheren Versteck ist.

Die Lage spitzt sich zu als der Champus-Express hält, um die BKA-Ermittler, Polizistin Anne Kleinfeld (Anastasia Seipp) und den inkompetenten Kommissar Axel Zöllner (Nils Heid), einsteigen zu lassen. Die Ermittlungen im Zug und das Eintreffen von Einheiten mit Hunden und Hubschraubern außerhalb, rauben Dieben und dem zur Privatisierung „verdammten“ Bahnpersonal den letzten Nerv.

Humorvoll und kurzweilig

Für Heiterkeit im Publikum sorgen neben der turbulenten Handlung vor allem die Charaktere der ziemlich schrägen Fahrgäste und des Personals. Jeder von ihnen brilliert auf eine andere Art. Vor allem Regisseurin Daniela Pohlen in der Rolle der schlagfertigen wie cleveren, aber mit Englisch und Fremdwörtern auf dem Kriegsfuß stehenden Bistrokellnerin Gertrud sorgt immer wieder für Lacher unter den Zuschauern. Die Ermittler können am Ende einer kurzweiligen, mit viel Herzblut gespielten Komödie, den Fall tatsächlich lösen. Das Ensemble wie auch Souffleur und Moderator Thomas Schneider werden für ihre Spielfreude und Leistung vom Publikum mit anhaltendem Applaus gefeiert.

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