86 Kröten und 54 Molche sicher zum Gewässer geleitet

Angelika Schenkendorf und Enkeltochter Pia bei einem der Kontrollgänge. Foto: Nabu

Bad Homburg (hw). Bereits seit einigen Jahren werden von den Ober-Erlenbachern und den Mitgliedern des Naturschutzbund-Ortsverbands (Nabu) Ober-Erlenbach Frösche hofiert. Und mehr noch: Im Rahmen einer Amphibienwanderung werden die kleinsten Tiere sogar getragen. Das ist nicht nur bequemer, sondern vor allem auch sicherer, da es ums nackte Überleben geht.

Ein unwiderstehlicher Drang zieht die Amphibien jedes Frühjahr zurück zu ihrem Geburtsort. Ihr erklärtes Ziel ist die Arterhaltung. Sie ziehen zurück zu ihren Laichgewässern, um dort selbst Eier zu legen und für ihren Nachwuchs zu sorgen.

Sobald die Temperaturen im Frühjahr auch nachts merklich über dem Gefrierpunkt liegen, geht es los, und Frösche, Kröten und Molche beginnen zu wandern. In den vergangenen Jahrzehnten sind immer mehr Laichgewässer verschwunden, und jene, die noch vorhanden sind, liegen oft direkt in Straßennähe. Genau das wird für die verbleibenden Amphibien zu einem Risiko. Die größte Gefahr für die Tiere ist es, überfahren zu werden. Doch das ist nicht alles. Tatsächlich können vorbeifahrende Autos auch ohne direkten Kontakt tödliche Wirkung haben, schreibt der Nabu. „Der durch ein vorbeifahrendes Fahrzeug entstehende hohe Luftdruck führt bei den empfindlichen Lebewesen häufig zum Platzen oder einer Verletzung der inneren Organe. Die Folge: ein qualvoller Tod der Tiere.“

Aus diesem Grund errichten zahlreiche Vereine, Initiativen und Gemeinden sogenannte Amphibi-enschutzzäune. So geschehen auch beim Nabu Ober-Erlenbach in der Steinmühlstraße, mitten im Gewerbegebiet. Diese Amphibienschutzzäune sollen die Tiere von der zu überquerenden Straße fernhalten. Auf der Suche nach einem Weg am Zaun entlang, fallen sie in eigens dafür vorgesehene und im Boden versenkte Eimer, die sie aus eigener Kraft nicht mehr verlassen können. Da hier jedoch andere Gefahren für die Tiere bestehen, müssen die Eimer wenigstens zweimal täglich kontrolliert werden.

Dieses Jahr haben freiwillige Helfer des Nabu Ober-Erlenbach den Amphibienzaun am 11. März errichtet und Ende April wieder abgebaut. Es fanden rund 78 Kontrollgänge zu den Eimern statt. „Aufgrund der wechselnden Wetterbedingungen teilweise auch ohne nur eine einzige Kröte oder einen einzigen Molch gefunden zu haben. Das kann mitunter für die Beauftragten schon auch ein bisschen frustrierend sein. In Summe können wir aber von einem vollen Erfolg sprechen“, sagt Uwe Schenkendorf, selbst Mitglied des Nabu Ober-Erlenbach und an der Aktion beteiligt. „Im Jahr 2020 zählten wir an 41 Tagen, also zwei Tage mehr als dieses Jahr, insgesamt 78 Kröten und 26 Molche, denen wir den sicheren Überweg zu unserem Ersatzgewässer hinter dem Gewerbegebiet verhelfen konnten. Dieses Jahr waren es sogar 86 Kröten und 54 Molche. Das ist eine echte Steigerung und für uns in vielerlei Hinsicht ein toller Erfolg“, so Schenkendorf weiter.

Im Rahmen der Krötenwanderung haben über ein Dutzend Helfer und Familien die Aktion unterstützt und sowohl morgens als auch abends Kontrollgänge absolviert. Insbesondere die steigende Beteiligung von jüngeren Genrationen im Ort ist aus Sicht des Vereins eine wirklich schöne Entwicklung. „Dafür an dieser Stelle im Namen des Tier- und Naturschutzes herzlichen Dank!“, so der Nabu.

Sobald die Temperaturen auch nachts merklich über dem Gefrierpunkt liegen, beginnen die Kröten zu wandern. Foto: Nabu

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