In Erlebach feiern Robin Hood, Harry Potter und Miss Waikiki

Bei der Fassenacht in Erlebach von St. Martin tanzen acht Mädchen des Balletts Sophie ihre Besen schwingend über die Bühne. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Tanzt Queen Elizabeth vom Männerballett ausgelassen mit Grenadier Guards vor den Augen von Robin Hood durch den Buckingham Palace, dann haben in Ober-Erlenbach die Narren das Regiment übernommen. Getreu dem Motto „Altes England“ entführten die Erlenbacher Fastnachts-Freunde St. Martin, kurz EFFSM, auf ihren drei ausverkauften Sitzungen ihre Fans ins Mittelalter. Im Pfarrzentrum St. Martin versteckten sich elf Geächtete zur Freude ihrer großen Gefolgschaft.
Zu den Klängen der „Griffindoors“ marschierten die „Merry Men“ (fröhlichen Gefährten) aus dem Sherwood Forest im Taunus zielsicher auf die Bühne. Dort nahmen sie unter Leitung ihres schlitzohrigen Anführers Robin Hood, getarnt als schunkelnder und eifrig Küsschen verteilender Sitzungspräsident Holger Cloos, Platz. Kein Geringerer als Zauberlehrling Harry Potter in Gestalt von Claudia Wanner führte mit ihm durch die Sitzungen. Über so viel närrische Tollheit staunte selbst die Homburger Karnevalsprinzessin Jil I. vom Club Humor. Ihre Hoheit machte den Aktiven der EFFSM mit ihrem Hofstaat, Fahrer und Standartenträger Pierre Nöll, Hofdame Jasmin Gehrsitz und Hofmarschall Maik Friedrich, ihre Aufwartung.
Was dann folgte war ein bunter, kurzweiliger wie authentischer Mix aus Musik und Gesang, Tänzen und Büttenreden. In einfallsreichen Choreografien zeigten die Tänzer des Kinderballetts, des Balletts Sophie, des Großen Balletts und des Männerballetts ihr Können. Bei den stets stürmisch geforderten Zugaben stellten sie zusätzlich ihre Kondition unter Beweis. Wer an Magie, Zauberer und Hexen glaubt, dem kommt auch die Landung einer Zeitmaschine im katholischen Pfarrzentrum nicht spanisch vor. Zur Wahl der Miss Waikiki nach Honolulu am Erlenbachstrand reiste ein Trio im Space Taxi vom Planeten Surprise an. Es handelte sich um die Außerirdischen Spucki (Jasmin Hofacker), Captain Kirk (Nathalie Grimm) und Schrotti (Nico Di Marco), die mit menschlichen Problemen zu kämpfen hatten. Wie diese in Vollendung aussehen können, vertieften zwei Nessis (Katja Alt und Beate Falkenstein) beim Schlagabtausch im Schwimmbad. Den beiden neugierigen Nachbarinnen entging nichts und niemand. Mit dem Trinkspruch: „Sport ist Mord, aber Sprit hält fit“ sagte das Duo Tschüss. Wie es beim „Hessisch Nordic Walking“, einem gezielten Training für Muskeln und Leber, zugeht, zeigte Trainerin Kristina Burk mit den Sportlerinnen Saskia Hinkel, Hannah Haumann und Anja Falkenstein. Von so neumodischem Kram wie Sport und gesunder Ernährung – „ein Salat-Smoothie hat 29 Vitamine, ein Jägermeister 72 Kräuter“ – wollte die einstige Wanderhure Marie von de Strackgass (Angelika „Geli“ Hartmann) nichts wissen. Sie plauderte ungeniert über Sex und Eheleben, Intimrasur und Bio-Vibrator. Mit dem Trinkspruch „Auf die Männer, die wir lieben, und solche, die wir kriegen“, bedankte sie sich für die erste, vierstufige Rakete der Eröffnungssitzung.
Wie perfekt Kommunikation ohne Worte in einem Kino, allein mit Mimik und Gestik verläuft, spulten gekonnt Zuschauer (Markus Schnabel, Annette Schöpfer, Peter Uhrig, Martin Burk, Beate Uhrig und Nathalie Schmeer) in der ersten Reihe ab. Mit Frau Kleber (Brigitte Kolb) und Herrn Leopold (Patrizia Heinz) ging’s im Goggomobil nach Frankfurt. Auf der Fahrt gab Frau Kleber Tipps wie „Männer muss man nehmen wie sie sind, man darf sie nur net so lasse!“ Eine Reiseleiterin (Norbert Ohlenschläger), die im Bus geizige Touristen kutschiert, bilanzierte gar: „Gegen Männerhirne bitte sehr, ist ein Blackout ein Lichtermeer.“
Die Lacher auf ihrer Seite hatten zwei Erlenbacher Originale. Bauer Alwis (Volker Goy) und sein Freund Thedur (Frank Falkenstein) plauderten im schönsten Dialekt über Erlebacher Interna wie das im Dorf erfundene Kamasutra „Kann mer so trache“ und Wunderwerke der Technik. Zum Frust-Shopping ins Harrods ging’s mit Margot (Annette Schöpfer) und Lisbeth (Beate Uhrig).
In seiner musikalischen Büttenrede nahm der Barde Robert Winderling die Welt- und Kommunalpolitik aufs Korn. Dem OB rief er zu: „Alex, mach jetzt kein Gesicht, du kommst auch in Zukunft nicht mit der U-Bahn nach Erlebach“ und „Fällt der Groschen oder fällt er nicht? Ich seh’s an deinem Gesicht“. Mit Schunkelrunden heizte die Band die Stimmung immer wieder an. Die Minnesänger aus dem Sherwood Forest (Nathalie Schmeer, Anja Falkenstein, Peter Uhrig, Albrecht Amrein, Thomas Schulz, Tanja und Angelika Mahler) sowie ihre Gitarristinnen (Katja Cloos und Brigitte Kolb) setzten mit Liedern wie „1000 Mal püriert, 1000 Mal ist nichts passiert, 1001 Nacht Tiramisu gemacht“ dem Gesundheitswahn vor der Eröffnung der Sektbar ein Ende.

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