Die ersten Mieter sind im Oberhof eingezogen

Hans Preißl vom Vorstand der Genossenschaft „Unser Oberhof“ ist zuversichtlich, dass die Bauarbeiten auf dem Oberhof Mitte 2021 abgeschlossen sein dürften. Schicksalsschläge hatten für Verzögerung gesorgt, doch die ersten Bewohner sind mittlerweile eingezogen. Foto: pit

Bad Homburg (pit). Das Kreischen der Sägen und das Motorengeräusch schwerer Maschinen schallt über den Oberhof. Doch seit wenigen Wochen ist er nicht mehr „nur“ Baustelle. Die ersten Bewohner sind in den einzigen dort entstandenen Neubau eingezogen. Er ist an der Stelle errichtet worden, wo zuvor eine baufällige Scheune stand, und hier sind einige barrierefreien Wohnungen entstanden. Hans Preißl, Vorstandsmitglied der Genossenschaft „Unser Oberhof“, verrät: „Anfang November wurden die ersten fünf Wohnungen bezogen – nach zehn Jahren Vorbereitung und zwei Jahren Bauphase.“

Bei den Altbauten, die saniert werden, sei der Baufortschritt entsprechend der Planung gut, doch es habe im Verlauf dieses Jahres zwei traurige Ereignisse gegeben, die das Projekt zurückgeworfen haben. „Das war einerseits der Brand im Bauabschnitt zehn, der dazu führt, dass er erst drei bis vier Monate später fertiggestellt werden kann“, sagt Hans Preißl. Im Sommer ist, wie berichtet, der neu aufgebaute Dachstuhl eines Gebäudes an der Südseite des Baudenkmals durch Feuer vernichtet worden. Zwar konnte der Brand gut unter Kontrolle gebracht werden, doch auch Nebengebäude waren dem Löschwasser ausgesetzt, so dass das Mauerwerk nun erst noch austrocknen muss.

Und nicht nur menschlich tief erschüttert habe ihn wiederum der Tod des Genossenschafts-Vorsitzenden Georg Kopp. Mit ihm habe er persönlich einen sehr guten Freund und die Gemeinschaft einen Macher, einen lösungsorientierten Kollegen verloren, der viel zum Gelingen des Mehrgenerationenprojekts beigetragen hat, das über die Grenzen Bad Homburgs hinweg als Leuchtturmprojekt betrachtet wird. Das war der zweite Rückschlag, den es zu überwinden gab.

Dennoch schreiten die Bauarbeiten gut voran. Gerne gibt Hans Preißl einen Einblick in die entstandenen Räumlichkeiten, zählt auf, was oder wer an welcher Stelle einzieht. In den Bauabschnitt zwei werden im Erdgeschoss die Diakonie, im ersten Obergeschoss eine Arztpraxis und in der zweiten Etage die Volkshochschule zu finden sein. Die Bestimmung der Gebäude im Bauabschnitt vier bis acht, die im Januar bezogen werden können, steht auch schon fest: In dem einen werden künftig Jugendzentrum und Stadtteilbibliothek residieren, wobei der Aufzug in der Bücherei bei Bedarf auch von Besuchern des Juz genutzt werden kann.

Blick auf altes Mauerwerk

In den nächsten ebenerdigen Räumen folgt ein Friseursalon, und die Diakonie wird im offenen Torbogen einen Unverpacktladen mit regionalen Produkten eröffnen. Alle haben eines gemeinsam: Immer wieder wird im Putz ein Fenster freigelassen und damit ein Blick auf das ursprüngliche Mauerwerk freigegeben. In vielen Räumen – ob nun in den dreigeschossigen Reihenhäusern, den Maisonette-Wohnungen über zwei oder drei Etagen, den Läden oder der Bücherei – bleiben alte Balken sichtbar, so dass sie alle ausgesprochen individuell sind. Ein besonderer Hingucker sind die schönen alten Sandsteinsäulen, die in den Räumen zu finden sind, in die einmal ein Restaurant einziehen soll: „Doch angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie haben wir hierfür noch keinen Pächter gefunden.“

Gestalt nimmt auch der Hof selbst allmählich an. Gerade werden die Pflastersteine mit einem Radlader gefegt, und in der Mitte ist ein Geviert abgesteckt: „Hier kommt ein Kinderspielplatz hin.“ Außerdem werden Asphaltwege angelegt, die auch für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Und auch wenn noch nicht alle Wohnungen vermietet sind – zum Beispiel gibt es noch eine 90 Quadratmeter große Maisonettewohnung und das 150 Quadratmeter große Pächterhaus – steht die Altersstruktur der künftigen Bewohner des „Leuchtturmprojekts“ bereits fest. „Es ziehen Familien mit Kindern zwischen zwei und drei Jahren ein, und die älteste Bewohnerin ist 90 Jahre alt“, verrät Hans Preißl.



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