Immer weniger Kröten und Molche machen sich auf den Weg

Früh übt sich – die fleißigen Helfer sind mit voller Begeisterung dabei. Foto: Nabu

Bad Homburg (hw). Der Naturschutzbund (Nabu) Ober-Erlenbach hat auch in diesem Frühjahr die Amphibienwanderung begleitet. „Besonders positiv aufgefallen ist das unfassbare Interesse der Bevölkerung, bei der Amphibienrettung zu helfen“, sagt Simon Heß, der Vorsitzende des Vereins. „Wir haben die Aktion wie üblich wegen des Wetters recht kurzfristig kommuniziert und hatten dennoch bereits innerhalb von wenigen Tagen Rückmeldungen von Helfern, die Einsätze in den folgenden vier Wochen abdecken konnten.“

Im Rahmen der Aktion haben Helfer jedes Alters einmal am Abend und einmal am Morgen den Amphibienschutzzaun in der Steinmühlstraße patrouilliert, um die Tiere über die Straße im Industriegebiet oder sogar direkt bis zum Laichteich zu tragen. Schön sei auch der Umstand, dass sich die Helfer gegenseitigunterstützten. Außer der Homepage, die für alle Aktiven eine Beschreibung der Aktion und eine Hilfestellung anbot, wurden „Erst-Täter“

auch von erfahrenen „Amphibien-Trägern“ begleitet, wenn gewünscht.

„Im Sinne der Erlebnisse und Erfahrungen war die Aktion in diesem Jahr sehr wertvoll; natürlich auch hinsichtlich aller Tiere, die sicher über die zum Teil stark befahrene Straße getragen wurden. Dennoch gibt es einen Wermutstropfen: Die Aktiven konnten in dieser Saison deutlich weniger Kröten und Co. sammeln als noch im Vorjahr“, schreibt der Nabu. Bereits 2022 lag der erfasste Wert der zum Laichteich transportierten Tiere schon niedriger als 2021. Im Vergleich zum Vorjahr wurden im Jahr 2023 nur rund 56 Prozent der Bestände registriert. Bei den Kröten heißt das konkret einen Rückgang von 74 Tieren im Jahr 2022 auf 63 Tiere in diesem Jahr. Besonders alarmierend ist der Rückgang der gezähl-

ten Molche. 2022 wurden noch 43 Tiere gezählt. In diesem Jahr war es lediglich „eine Hand voll“.

Der Rückgang der Amphibienzahlen sei vor allem auf die hohen Sommertemperaturen und die Witterungsverhältnisse zurückzuführen, zieht der Verein als Fazit. Die jahrelang anhaltende Trockenheit und die große Hitze in den Sommermonaten wirkt sich negativ auf die Fitness und damit auch auf das Reproduktionsvermögen der erwachsenen Amphibien aus. Viele Erdkröten überleben den Sommer gar nicht oder sind so geschwächt, dass sie nicht zur Laichwanderung im kommenden Frühjahr aufbrechen.

Insbesondere für die Weibchen, die viel mehr Energie in die Produktion der 2000 bis 5000 Eier stecken müssen und deswegen auch schon in feuchteren Jahren eine mehrjährige Laichpause eingelegt haben, gilt dies nun besonders. Das hat einen Rückgang der Kaulquappen zur Folge. Darüber hinaus setzen die sommerlichen Temperaturen den Kröten derart zu, dass viele Jungtiere vertrocknen oder verhungern.

„Doch auch das Frühjahr ist für Amphibien nicht immer leicht. Die zunehmenden Temperaturschwankungen und Wetterunbeständigkeiten erschweren vielen Tiere die Wanderung. So sind zum Beispiel in diesem Jahr viele Tiere einem Kälteeinbruch zu Beginn der Wanderung zum Opfer gefallen. Das belastet die schwachen Bestände zusätzlich“, erklärt Heß.



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