Bad Homburg (hw). Nach der umfangreichen Modernisierung des Museums präsentierte die Ober-Erlenbacher Heimatstube nach der Ausstellung „Josef Baumann und die Geschichte der Lehr- und Versuchsanstalt für gärungslose Früchteverwertung“ nun den zweiten Teil der neuen Dauerausstellungen. Mitte März wurde die Ausstellung „Schule in Ober-Erlenbach von 1583 bis 1969“ eröffnet. Die Ausstellung gibt einen umfassenden Einblick in die Entwicklung des Schulwesens in Ober-Erlenbach im Laufe der Jahrhunderte.
Nach dem Grußwort der Stadt Bad durch den,gut auf das Thema vorbereiteten Oberbürgermeister Alexander Hetjes, führte der Vorsitzende Torsten Martin in das Thema ein. Er sprach die etwa 50 Gäste als Schüler an und befahl Ruhe und Aufmerksamkeit. Er konzentrierte sich dabei auf die Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts und hob hervor, dass die Geschichte der Schulen eng verknüpft mit der kirchlichen und weltlichen Herrschaft der jeweiligen Zeit gewesen sei. Anhand Pieter Bruegels Stich „Der Esel in der Schule“ von 1556 zeigte er exemplarisch auf, dass ein skeptisches Bild des Menschen auch das Schülerbild prägte, dessen unbelehrbare Dummheit und Triebhaftigkeit den Bemühungen der Lehrer, die selbst beschränkt und hilflos seien, enge Grenzen gesetzt habe. Frei nach dem Motto: Ein Esel bleibt ein Esel (und wird niemals ein Pferd).
Zudem seien die Bauern Ober-Erlenbachs zu jener Zeit Leibeigene gewesen, und die Herrschaft habe keinen Sinn darin gesehen, deren Kinder zu bilden. Das änderte sich erst 1691, als Ober-Erlenbach vom Erzbistum Mainz als Lehen an Anselm Franz von Ingelheim gegeben wurde. Anselm Franz von Ingelheim (1634-1695) soll wohltätig gegen die Bedürftigen gewesen sein und soll sowohl Kirchen als auch Schulen in besonderem Maße gefördert haben. Unter seiner Herrschaft wurde in Ober-Erlenbach um 1691 das erste Schulhaus auf dem heute noch existierenden historischen Schulgelände gebaut. Zahlreiche Ober-Erlenbacher hatten der Heimatstube alte Schulsachen gebracht. Besonders beeindruckend sind außer alten Schieferschreibtafeln, Lehrbüchern und Schulranzen die zahlreichen Klassenfotos von 1895 bis 1968. Auch einige seltene Stücke wie ein Kästchen mit original fünf Steinacher-Griffel von 1930 und die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Notenbücher sämtlicher Schüler (Hauptlisten) und eine Meerschaumpfeife von Lehrer Heller, der ab 1917 in Ober-Erlenbach unterrichtete.
Zu sehen sind auch Originalschulbänke sowie eine Tafel und ein Lehrerpult aus der Zeit um 1930. Hier können die Besucher einen Eindruck davon bekommen, wie der Unterricht vor 100 Jahren abgehalten wurde.
Ein chronologischer Abriss des historischen Schulgeländes in der Mitte von Ober-Erlenbach von 1583 bis 1969 und eine Auflistung der Lehrer von 1603 bis zum Umzug in die Grundschule am Holzweg 1969 runden die aufbereitete Geschichte der Schule in Ober-Erlenbach ab.
Auch die kulinarische Seite kam nicht zu kurz. Es gab Sekt und Kaffee und Kuchen. Eine von der Bäckerei Freimund gebackenen Schulbrezel erinnerte an eine alte Ober-Erlenbacher Tradition zur Einschulung. Es ist eine große Brezel, die am ersten Schultag des Jahres für die Schüler gebacken wurde. Der Brauch geht auf das 19. Jahrhundert zurück und soll den Schülern Glück und Erfolg im neuen Schuljahr bringen. Zahlreiche Besucher erkannten sich auf den alten Klassenfotos wieder, teilten diese Freude mit ehemaligen Klassenkameraden und tauschten Erinnerungen an vergangene Zeiten aus.
Die Besucher waren begeistert und lobten die liebevolle Gestaltung und die umfangreiche Sammlung historischer Exponate. Ein Besucher, der in Ober-Erlenbach noch die Schule besucht hat, meinte: „Es ist klasse, dass sich jemand die Mühe macht, Dorfgeschichte so schön aufzubereiten.“
Die Heimatstube Ober-Erlenbach, Am alten Rathaus 9, kann am ersten Sonntag im Monat von 15 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung besucht werden.