Neue Aufgabe für den "Finanz-Kapitän"

Bürgermeister Meinhard Matern soll kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtbahngesellschaft Bad Homburg werden. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. Die Kurstadt braucht bald einen neuen Bürgermeister. Hintergrund ist die Bestellung von Meinhard Matern (CDU) zum kaufmännischen Geschäftsführer der Stadtbahngesellschaft mbH Bad Homburg durch deren Aufsichtsrat.
Der Magistrat hat der Berufung Materns zugestimmt, dafür muss dieser aus dem Bürgermeisteramt ausscheiden. Sein Nachfolger könnte schon vor den Sommerferien gewählt werden. Als Wunschkandidat der Koalition steht CDU-Mann Dr. Oliver Jedynak hoch im Kurs.

Nach offizieller Lesart delegiert die Stadt Bad Homburg den amtierenden Bürgermeister Meinhard Matern, dessen Amtszeit erst am 15. Februar 2024 auslaufen würde, ab sofort als „weiteren alleinvertretungsberechtigten Geschäftsführer“ zum 15. Juli dieses Jahres in die Stadtbahngesellschaft. Deren Beschluss datiert vom 5. Mai, der Magistrat hat seinen Beschluss vergangene Woche gefasst, Matern wurde für fünf Jahre verpflichtet. Kurz vor dem Beginn seiner neuen großen Aufgabe feiert dieser seinen 68. Geburtstag.
Der Bau der U-Bahnverlängerung vom derzeitigen Endhaltepunkt in Gonzenheim um rund 1600 Meter Fahrstrecke bis zum Bahnhof Bad Homburg ist das größte Infrastrukturprojekt der kommenden Jahre. Mindestens fünf Jahre wird die Stadt damit konfrontiert sein, laut Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) ist allein eine anderthalbjährige Testzeit vorgesehen, wenn die Schienen korrekt verlegt sind. Aktuell wird mit Investitionskosten von rund 70 Millionen Euro kalkuliert, von denen 90 Prozent aus Fördergeldern abgedeckt werden sollen. Da will die Stadt ihren erfahrensten Finanzfachmann in Stellung bringen, Hetjes nennt Matern den „Finanz-Kapitän“ der Stadt.
Das soll er trotz des neuen Jobs auch bleiben, Matern bekommt ein auf fünf Jahre befristetes Beschäftigungsverhältnis als Angestellter der Stadt, dem Dezernat 1 wird er in Form einer Stabsstelle zugeordnet. Die Idee: Matern scheidet zwar als Bürgermeister aus dem Amt, bleibt mit seiner Expertise aber in seiner Funktion als Kämmerer erhalten und wird in das Dezernat des OB eingegliedert. Er kann also die Kämmerei weiterhin leiten. „Die längerfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie werden den kommunalen Haushalt mit voller Wucht treffen“, so Hetjes. In einer solchen „wirtschaftlichen Krisenzeit“ könne der Kapitän nicht ganz von Bord gehen.
Für das Projekt U-Bahnverlängerung ist im August 2020 die Stadtbahngesellschaft mbh Bad Homburg gegründet worden. In der interkommunalen Vereinbarung zwischen den Städten Frankfurt und Bad Homburg zur Gründung der Projektgesellschaft wurde festgelegt, dass eine technische und eine kaufmännische Geschäftsführung installiert wird. Auf der einen Seite der technische Geschäftsführer Horst Amann, der auch Geschäftsführer der Planungsgesellschaft für die Regionaltangente West (RTW) ist, auf der anderen der von der Kurstadt platzierte kaufmännische Geschäftsführer. So war es vereinbart.
Die Stadt ist für den Bau der Strecke zuständig, für den ein positiver Bürgerentscheid den Weg bereitet hat. Den späteren Betrieb soll die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) übernehmen. Hetjes: „Ich bin froh, dass sich Meinhard Matern bereiterklärt hat, diesen immens wichtigen Posten zu übernehmen. Mit seiner langjährigen Erfahrung mit Haushalten und Abrufen von Fördermitteln ist er die absolut geeignete Person dafür.“ Ein finanzieller Ausgleich für die vorzeitige Beendigung des Wahlbeamtenverhältnisses wurde Matern zugesagt, die Versorgungslücke soll durch eine betriebliche Altersvorsorge kompensiert werden, ein standesgemäßer Dienstwagen wird ihm zur Verfügung gestellt.
Meinhard Matern hat nach Bedenkzeit der nun verbrieften Lösung zugestimmt. Ist nach eigenem Bekunden bereit, das Bürgermeisteramt mit dessen „Strahlkraft“ aufzugeben. „Die Lösung ist tragfähig“, so Matern in einem Pressegespräch vergangene Woche. Er verlasse die Stadt nicht, „wo es schwierig wird“. Es werde nicht alles gekappt, er könne ja die städtischen Finanzen weiter betreuen. Schon bald stehen die ersten Beratungen zum Haushalt an. Bis dahin wird Matern als Bürgermeister zurückgetreten sein, er war dabei, als OB Hetjes verkündete, dass „aller Voraussicht nach“ in der Stadtverordnetenversammlung am 27. Mai die Einrichtung eines Wahlvorbereitungsausschusses für die Wahl eines neuen Bürgermeisters beschlossen wird.



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