Altenhainer Theater begeistert mit Theater-Bahnfahrt voller Lachtränen

Altenhain (eh) – Schon einmal am Bahnsteig gestanden und plötzlich hieß es: „Das Gleis hat sich geändert“? Oder durch einen Zug mit falscher Wagenreihung geirrt und stundenlang wegen eines Triebwerkschadens in der Pampa gestrandet? Auf eine urkomische Zugfahrt mit dem Titel „Es fährt kein Zug nach Irgendwo“ entführte der Altenhainer Theaterverein das Publikum bei den diesjährigen Aufführungen liebevoll und satirisch überspitzt ins Bahnchaos. Die turbulente Bahnhofskomödie von Winnie Abel, die humorvoll die Widrigkeiten und Komplikationen einer Bahnfahrt auf die Spitze treibt, begeisterte das Publikum in drei höchst unterhaltsamen Akten. Viel Applaus und fröhliche Gesichter gab es nach den sechs Aufführungen im voll besetzten Saal der Gaststätte „Zum Grünen Baum“ in Altenhain.

Reiseabenteuer zum Lachen und Mitfühlen

Die Handlung beginnt mit dem Zug ICE 6948, der aufgrund eines Triebwerkschadens statt in Frankfurt an einem abgelegenen Provinzbahnhof hält. Die Passagiere müssen sich nun in Geduld üben. Die Pannen reihen sich aneinander – und das in bester Bahn-Manier: Kein Empfang, kein Schienenersatzverkehr und auch kein rettender Zug in Sicht. Das Publikum fühlt sich mitten in die Szenerie hineingezogen und erlebt hautnah das Chaos und die Komik, die auf dem Bahnsteig in Altenhain ausbrechen.

Lustige Charaktere und schlagfertige Dialoge

Tatjana Lennart glänzt als Motivationstrainerin Sieglinde, die verzweifelt versucht, die Moral der gestrandeten Passagiere mit Durchhalteparolen zu stärken. „Positiv denken, Leute!“, lautet ihr Credo, doch ihre Ratschläge scheitern am zunehmend nervenaufreibenden Geschehen. Ebenso witzig tritt Joachim Schulz als der bahnerprobte Hubert auf, der überzeugt ist, dass all die Verspätungen und Zugausfälle Teil eines geheimen Komplotts sind, um ein Feindbild zu schaffen, das von den Fehlern der Regierung ablenken soll. „Die Bahn ist doch nur ein Ablenkungsmanöver der Regierung!“, sinniert er – zur großen Belustigung der Zuschauer. Die Kegelschwestern Thea und Larissa, herrlich lustig verkörpert von Martina Köhler und Nicole Vosahlo, lockern die Stimmung mit ihrer heiteren Schlagfertigkeit. Ein Kegel-Ausflug ohne Sekt und Speckrollen? Für die beiden undenkbar! Doch der Spaß nimmt ein schnelles Ende, als sie realisieren, dass sie die Weiterfahrt nicht rechtzeitig antreten können. In bester Laune kabbeln sie sich dennoch munter weiter und sorgen für etliche Lacher im Saal.

Landstreicher mit Lebensweisheiten

Ein Höhepunkt ist die Begegnung mit dem Landstreicher Reinhold, wunderbar gespielt von Michael Peters, der die gestrandete Gesellschaft mit frechen Reimen und sprühenden Lebensweisheiten aufheitert. „Die Züge sind nur unpünktlich, weil eure Uhren so genau gehen“, bemerkt er trocken und trifft damit den Nerv der Anwesenden. Peters spielt die Rolle des verschmitzten Beobachters so meisterhaft, dass er das Publikum spielend in seinen Bann zieht.

Die plötzliche Erkenntnis, dass sich möglicherweise ein Psychopath unter den Passagieren befindet, sorgt für zusätzlichen Nervenkitzel und Spannung und noch mehr Lacher beim Publikum, das kräftig mitfieberte.

Humorvolle Einbindung der Zuschauer

Das Besondere an der Aufführung: Das Publikum war selbst ein Teil des Geschehens und wurde spielerisch als „Mitreisende“ eingebunden. Die perfekt inszenierten Durchsagen, vorgetragen von Michaela Schmidt, Andrea Reuels und Marion Freund, sind köstlich ironisch und verunsichern die „Reisenden“ immer wieder aufs Neue. Ein Auszug: „Bitte bleiben Sie ruhig und vertrauen Sie dem Bahn-Service!“ – woraufhin die Passagiere entnervt aufstöhnen und die Zuschauer mit Lachtränen im Gesicht zurückbleiben. Auch am Servicetelefon der Deutschen Bahn, gesprochen von Sabine Heinle, kommen die gestrandeten Fahrgäste nicht weiter.

Nadine Mohr beeindruckt als gestresste Geschäftsfrau Victoria, die – trotz aller Bemühungen, ihren Termin zu erreichen – am Ende erkennt, dass es nie zu spät ist, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Diese Erkenntnis verleiht dem Stück eine tiefgründige Note und berührt das Publikum. Martina Köhler überzeugte nicht nur als Kegelschwester, sondern auch als die ängstliche und eigenwillige Psychiatriepatientin Ilse, die der pflichtbewusste Polizeimeister Konrad, großartig gespielt von Bernhard Fladung, nach Frankfurt bringen sollte – natürlich streng nach Protokoll und Dienstanweisung.

Großer Applaus für ein starkes Ensemble

Vor ausverkauftem Saal und mehr als 800 begeisterten Zuschauern brachte das Altenhainer Theater sein Publikum regelmäßig zum Lachen und Staunen. Das Ensemble gab durchweg alles und spielte mit einer Leidenschaft, die sich auf die Zuschauer übertrug. Natalie Rockel gab dem Ensemble als Souffleuse hinter dem sehr kreativen und liebevoll gestalteten Bühnenbild die nötige Sicherheit, doch die Hobbyschauspieler beherrschten ihre Rollen meisterhaft, ebenso perfekt war die Vorbereitung und Organisation des Teams des Altenhainer Theatervereins. Am Ende gab es viele strahlende Gesichter und viel Applaus beim Publikum, das auf amüsante und unkomplizierte Weise in das Spielgeschehen einbezogen und bestens unterhalten wurde.

Neben dem Spaß und der Unterhaltung stand auch ein wohltätiger Zweck im Mittelpunkt: Mit den Eintrittsgeldern der Vorstellungen unterstützt das Altenhainer Theater regelmäßig soziale Einrichtungen. In diesem Jahr gingen die Spenden an das KinderPalliativTeam, das schwerstkranke Kinder und Jugendliche im Rhein-Main-Gebiet und Südhessen betreut. Das Team des Altenhainer Theater e.V. bedankt sich sehr herzlich bei den Besuchern der diesjährigen Aufführungen für die super Resonanz und die tolle Spendenbereitschaft bei der Spendenwuzz.

Wer nach diesem amüsanten Theaterabend Lust hat, selbst als Laienschauspieler mitzuwirken, ist herzlich eingeladen, selbst Teil des Altenhainer Theatervereins zu werden. Nachwuchstalente, besonders junge Herren, sind gefragt, um das Ensemble zu verjüngen. Das Publikum darf schon gespannt sein, wohin die Theater-Reise des Altenhainer Theater im nächsten Jahr hinführen wird.

Das Altenhainer Theater in Höchstform: Mit einer urkomischen Bahnfahrt inszenierte der Theaterverein eine humorvolle Reise voller Chaos, Charme und Lachtränen.

Foto: Hartmann



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