Konzentriert und begeistert bei der Sache – großes Schachevent lockt die Kids an

Blick in die Hasselgrundhalle in Bad Soden: Die jungen Spieler – hier in der U10-Altersklasse – messen sich bei der „Youth Classic 2023“-Veranstaltung. In der Main-Taunus-Region hat der Schachsport viele kleine und große Fans und es gibt viele Vereine.Foto: Tocha

Bad Soden (wto) – Wer am vergangenen Samstagvormittag die Hasselgrundhalle in Bad Soden betrat, traute seinen Augen kaum. Rund 160 Kinder und Jugendliche und viele Eltern sind versammelt. Alle Kids spielen Schach, sitzen an den langen Tischreihen an den Brettern. Sie sind zum Wettkampfereignis „Youth Classic 2023“ gekommen und messen sich miteinander. Eine Mischung aus Konzentration und Gewusel beherrscht die Halle, mit nervösen Kindern und Jugendlichen und mindestens genauso aufgeregten Eltern.

„Ich bin glücklich, dass so viele Kinder da sind, dass sie miteinander Schach spielen und dass sie nicht nur am Computer sitzen oder mit dem Handy beschäftigt sind“, sagt das Bad Sodener Schach-Urgestein, der „Chess Tiger“ Hans-Walter Schmitt, bei dem die Fäden der Veranstaltung zusammenlaufen. Auch Roland Bettenbühl vom Schachclub Bad Soden freut sich: „Das kann man fast gar nicht glauben, dass so viele Kinder in der heutigen Zeit mit einer solchen Begeisterung bei der Sache sind.“

Schnellschach in drei Altersklassen

In drei Altersklassen sind die Kids in Bad Soden gegeneinander angetreten: bei den U10, den jungen Schachspielern unter zehn Jahren, bei den U14, den Jugendlichen unter vierzehn Jahren, und bei den U18, den Spielern jünger als achtzehn Jahren. Sie spielten jeweils sieben runden Schnellschach gegen unterschiedliche Gegner ihrer Altersklasse. Schnellschach bedeutet, dass es pro Spiel nur zwanzig Minuten Bedenkzeit gibt – für jeden Zug werden noch fünf Sekunden addiert –, und wer die Zeit überschreitet, hat verloren.

Der SC Bad Soden hat das Event gemeinsam mit der Main-Taunus-Schachvereinigung ausgerichtet; zur Schachvereinigung gehören rund 25 Schachvereine in der Region – eine beachtliche Zahl, die zeigt, wie stark der Schachsport in der westlichen Main-Region ist. Veranstalter war der Chess Tigers Schach-Förderverein. Das Schach-Großereignis umfasste zwei Tage: Nach den Youth Classics am Samstag gab es am Sonntag die 8. Offenen Deutschen Meisterschaften im Chess960. Gespielt wurde auch hier – ohne Altersbeschränkung – im Schnellschachmodus.

Schirmherr der Veranstaltung war der Bad Sodener Bürgermeister Frank Blasch. Er verwies in seiner Begrüßung auf die lange Tradition, die die Veranstaltung in Bad Soden hat, zuletzt unterbrochen durch die erzwungene Corona-Pause. Es mache ihn auch stolz, „dass wir hier in Bad Soden ein so großes Turnier ausrichten“. In der Tat zeigte sich besonders am zweiten Tag, den Offenen Deutschen Meisterschaften, die überregionale Ausrichtung.

Wertvolle Preise

Schmitt gab den jungen Spielern vor dem Start noch mit auf den Weg: „Gewinnen wollen und verlieren können, das gehört zusammen.“ Gespielt wurde um Preise und Pokale. Als Sponsoren profilierten sich vor allem die Taunus Sparkasse, Mainova, WISAG sowie die in Bad Soden ansässige Chess Tigers Trainings Center GmbH. Die Softwareschmiede Chessbase steuerte Sachpreise bei. Nach mehreren Stunden und intensiven Matches standen am späten Samstagnachmittag schließlich die Gewinner fest und es kam zur Siegerehrung, wobei jeweils die acht Erstplatzierten ausgezeichnet wurden.

Bei den U10 belegte Kushagra Rohatgi aus Frankfurt Platz eins; er gewann ein Chessbase 17 Premiumpaket und den Pokal. Bei den U14 setzte sich Shourya Vihan vom Chessclub Frankfurt-Griesheim durch; auch er erhielt das Chessbase 17 Premiumpaket und den Pokal. Bei den U18 landete Bennet Hagner von der Schachabteilung des Frankfurter Turnvereins 1860 ganz vorn; er bekam neben dem Pokal ein Preisgeld von 500 Euro. Bester Spieler vom SC Bad Soden war Henrik Fuchs, der bei den U18 den siebten Platz belegte, verbunden mit einem Preisgeld von 25 Euro. Insgesamt rund zwanzig junge Schachspieler aus Bad Soden haben bei der Youth-Classic-Veranstaltung mitgemacht.

Bobby Fischer und das Chess960

Am Sonntag standen dann die erwachsenen Schachspieler und das Chess960 im Mittelpunkt. Diese Schachvariante ist von dem legendären US-amerikanischen Schachspieler Bobby Fischer entwickelt worden. Dabei werden die Figuren zufällig auf der Grundreihe platziert, und dadurch gibt es nicht nur die eine Standard-Grundstellung, sondern 960 verschiedene Grundstellungen sind möglich. Die ausgetretenen Pfade der einstudierten Eröffnungsmodelle müssen deshalb verlassen werden.

In Bad Soden wurde die jeweilige Grundstellung – die auf beiden Seiten gespiegelt, also bei Weiß und Schwarz angewandt wird – jeweils kurz vor dem Rundenbeginn ausgelost. Am Ende setzte sich bei den Deutschen Meisterschaften im Chess960-Schnellschach Jonas Rosner vom Schachklub 1926 Ettlingen (Baden-Württemberg) durch. Er ist der Titelverteidiger in diesem Wettbewerb und ist als „Internationaler Meister“ eingestuft. Rosner setzte sich gegen mehrere „Großmeister“ durch, die in Bad Soden dabei waren und die im Ranking eigentlich vor den Internationalen Meistern eingestuft sind. Den zweiten Preis – 500 Euro – errang Großmeister Igor Glek vom Schachclub Kreuzberg (Berlin). Die Herkunft der Erstplatzierten zeigt die bundesweite Ausstrahlung des Turniers in Bad Soden.



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