Das offensichtlich Verborgene – Emotionaler Blick auf die Natur

Foto: Scholl

Bad Soden (Sc) – Im Rahmen der Ausstellungsserie „RegionalArt“ findet im Badehaus noch bis zum 24. April die Ausstellung „naturen . kulturen … mein emotionaler Blick auf die Natur/2022“ der Künstlerin Romana Menze-Kuhn statt. Die weit über die Grenzen des Rhein-Main-Gebietes bekannte Künstlerin, die sich in der Ausstellung sowohl mit Bildern als auch mit einer Installation präsentiert, setzt sich in ihrem gezeigten Werk nicht nur mit den Eindrücken ihrer Reise nach Afrika auseinander, sondern gewährt den Besuchern auch einen Einblick in ihre persönliche künstlerische Auseinandersetzung mit der Corona-Zeit.

Denkanstöße

Beim Betreten der Ausstellungsräume fällt der Blick unweigerlich auf das „Hauptwerk“ der Ausstellung – ein farbintensives Triptychon zum Thema „Regenwald“, welches durch vorgelagerte und farblich gestaltete Wurzeln fast „zufällig“ ergänzt wird und so zu einem „Gesamtkunstwerk“ verschmilzt. Das leuchtende Grün des mexikanischen Regenwaldes dringt so in den Raum vor und zieht den Betrachter in seinen Bann – die Wurzeln dienen als Sinnbild der Natur: „Wo sind unsere Wurzeln?“ „Was tun wir damit?“ – Romana Menze-Kuhn: „Ich möchte Denkanstöße geben, den Besuchern die Möglichkeit eröffnen, in einen Dialog zu treten und das eigene Sein zu hinterfragen.“

Wiedergeburt

Betrachtet man die Bilder im Detail, so findet sich auf nahezu jedem Kunstwerk ein eingebettetes Foto, welches die Grundlage des jeweiligen abstrakten Gemäldes bildet und dessen Linien, die Struktur sowie seine Farbgebung bestimmt. Das Foto geht im jeweiligen Kunstwerk regelrecht „auf“ – es verschwindet optisch, um im Gesamtkunstwerk wiedergeboren zu werden. Ein faszinierendes künstlerisches Können, das Romana Menze-Kuhns Anspruch einer kritischen Auseinandersetzung mit der Natur fast perfektioniert.

Emotionen und Bewegung

In ihren ausgestellten Werken beschäftigt sich die Künstlerin neben dem Thema Regenwald auch mit den Eindrücken ihrer Afrikareise und ihrer Heimat – dem Taunus, in dem sie während der Coronazeit viele Spaziergänge unternahm. Optisch lassen sich die jeweiligen Themen, die sich in der Ausstellung in unterschiedlichen Räumen befinden, auch anhand der Farbgebung unterscheiden. Steht beim Thema Regenwald die Farbe Grün (Hoffnung) im Fokus, so finden sich beim Thema „Afrika“ warme Rot- und Brauntöne (Fragilität), während beim Thema Taunus kräftiges „Pink“ im Vordergrund steht. Farbgebung und die „Farblichkeit“ ihrer Kunstwerke sind für Romana Menze-Kuhn in ihren Werken elementar und stehen im Vordergrund ihres künstlerischen Wirkens. „In Farblichkeit zeigt sich der Ausdruck von Emotionen und Linien sind Ausdruck von Bewegung“, erläutert die Künstlerin ihr Werk. Wer das Glück hat, sie in der Ausstellung persönlich zu treffen, erfährt auch, dass ihre Bilder nicht auf der Staffelei entstehen, sondern auf dem Boden liegend. So kann sie sie aus allen Perspektiven gleichermaßen betrachten und bearbeiten. „Jedem Werk geht ein Prozess voraus – oft stelle ich das Bild beiseite, um es nach Tagen erneut zu bearbeiten. So beinhaltet jedes Werk verschiedene Arbeitsphasen und entwickelt sich weiter – so lange, bis ich damit zufrieden bin“, erläutert Romana Menze-Kuhn ihre Arbeitsweise.

Ursprung Natur

Alle in der aktuellen Ausstellung gezeigten abstrakten Bilder haben ihren Ursprung in der Natur. Die Künstlerin geht dabei von der bestehenden Realität aus, abstrahiert sie und gibt ihr einen neuen Rahmen, neue Formen – und damit dem Betrachter die Möglichkeit, das Kunstwerk auf seine ganz persönliche Art neu zu interpretieren.

Das „Eintauchen“ in die Kunst von Romana Menze-Kuhn ist ein Prozess, wer sich ihm öffnet, kann so viel mehr entdecken, als die Bilder vordergründig zeigen – und das ist wahrhaftig einen Besuch wert.



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