Stolperstein für Neuenhainerin Mina Kraft verlegt

Stolperstein für Mina Kraft Foto: privat

Neuenhain (bs) – Unter großer Anteilnahme von über 50 Gästen wurde jüngst ein Stolperstein für Mina Kraft in der Schwalbacher Straße 2 verlegt. Die Sodener Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine erinnert mit dem Stein an das traurige Schicksal der Neuenhainerin, die 1943 im Konzentrationslager Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Die Stolpersteine sind ein Kunstprojekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig.

„Mehr als 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird die Zahl derer, die aus erster Hand über diese Zeit berichten können, immer kleiner. Umso wichtiger ist es, das Erinnern an die Gräueltaten der Nationalsozialisten und das Gedenken an die Opfer aufrechtzuerhalten“, sagte Bürgermeister Dr. Frank Blasch im Rahmen der Verlegung. „Die Stolpersteine rufen auch im Alltag zum Gedenken auf und geben den Opfern einen Namen. Es waren Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, wie es auch Mina Kraft gewesen ist. Die Stolpersteine erinnern uns daran, dass ein Leben in Frieden und Freiheit, wie wir es seit einem Dreivierteljahrhundert in Deutschland führen dürfen, keine Selbstverständlichkeit ist.“

Über Mina Kraft

Als siebtes Kind des jüdischen Ehepaares Adolf und Emma Keller wurde Mina (Wilhelmina) 1878 in Neuenhain geboren. Mit knapp 23 Jahren heiratete sie den Weißbinder und Katholiken Adam Kraft. Drei Monate später kam Sohn Gottfried auf die Welt. Der Sohn wurde 1903 als Katholik anerkannt und auch Mina konvertierte zum katholischen Glauben. 1930 erwarb die Familie das alte „Juden-Haus“ in der Schwalbacher Straße, damals Nummer 4. Die Geschäfte des Malers liefen gut. Mina engagierte sich ehrenamtlich im „Vaterländischen Frauenverein vom Roten Kreuz“ und war in der katholischen Gemeinde aktiv.

Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, wurde das Leben im nationalsozialistisch geprägten Neuenhain für die Familie schwierig. Der Malerbetrieb erhielt keine Aufträge mehr. In der Pogromnacht wurde das Wohnhaus der Krafts von Hitlerjungen mit Farbe beschmiert. Ortsansässige Nationalsozialisten sorgten dafür, dass Mina Kraft, im Dorf als „Judde-Mina“ geschmäht, sich 1943 zur „Aussiedlung“ in Frankfurt im Hermesweg 5-7, dem Gestapo-Zwangslager, melden musste. Die 17-jährige Enkeltochter Wilhelmine begleitete ihre 65 Jahre alte Großmutter schweren Herzens zur Sammelstelle am Siemens-Gelände. Von dort ging der Transport am 28. Oktober 1943 direkt nach Auschwitz. Im Dezember 1943 wurde Mina Kraft im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.

Weitere Informationen zu Stolpersteinen in Bad Soden am Taunus bietet die AG Stolpersteine unter www.stolpersteine-in-bad-soden.de.



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