Manfred Klittich qualifiziert sich für Ironman-WM

Manfred Klittich ist unterwegs zum Schwimmstart am 14 Grad warmen Stutensee mit Neoprenanzug und Action Cam. Foto: privat

 

Eschborn (ew). Eigentlich hatte sich der inzwischen 84-jährige Triathlon-Senior Manfred Klittich schon vor drei Jahren nach zwei erfolglosen Ironman-Rennen vom Langdistanz-Triathlon verabschiedet. Ab 2017 ging er in der Altersklasse 80 nur noch bei Kurz- und Sprindistanz-Rennen an den Start. So sollte es noch mindestens bis zur Altersklasse 85 weitergehen.

Doch dann kam Corona, und es wurden fast alle Wettkämpfe weltweit abgesagt. Die Hoffnung, es könne 2021 wieder normal weitergehen, erfüllte sich zunächst nicht. Die ersten Wettkämpfe im Amateurbereich können nach aktuellem Stand ab Mitte Juli stattfinden. Die internationalen Meisterschaften wurden ganz abgesagt oder in den Herbst verlegt. Es eröffneten sich aber auch neue Wege und Möglichkeiten, die den für den TV Bommersheim startenden Eschborner veranlaßten, doch noch einmal einen Wettkampf über die halbe Ironman-Distanz zu versuchen.

Vorerst mussten sich die Triathlon-Enthusiasten mit virtuellen Veranstaltungen begnügen, wie sie etwa von der Plattform „Ironman Virtual Club“ angeboten werden. Klittich nahm ab Juni 2020 bis heute an mehr als 40 virtuellen Trainings- und Wettkampfveranstaltungen teil, darunter dem virtuellen Ironman-Hawaii im Oktober 2020.

Als vorläufiger Höhepunkt der Virtual-Wettkämpfe des Ironman Virtual Club wurde Mitte Mai ein Ironman 70.3-Wettkampf über 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,2 Kilometer Laufen als „Championship Race“ veranstaltet. Dabei wurden auch 50 Startplätze für die reale Ironman 70.3 Weltmeisterschaft ausgeschrieben, die nach aktueller Planung am 18. September 2021 in St. George, Utah, USA stattfinden soll.

Der Wettkampf wurde in einem streng regulierter Modus ausgetragen, sodass alle Teilnehmer weitgehend gleiche Bedingungen hatten und eine „kreative“ Ergebnisbeeinflussung etwa durch Wahl von günstigen Streckenverläufen ausgeschlossen war. Für das Radfahren war für alle Teilnehmer die gleiche virtuelle Ironman-Radstrecke der Radfahrer-Plattform Rouvy vorgeschrieben. Das Laufen musste im Freien als Rund- oder Wendepunktstrecke stattfinden und der Streckenverlauf musste mit GPS-Tracking nachgewiesen werden. Auch das Schwimmen war im Freiwasser als Rund- oder Wendepunktkurs mit GPS-Tracking zu absolvieren, wobei der Schwimmstart in einem Video aufgezeichnet werden musste, um auf Anforderung nachweisen zu können, dass tatsächlich geschwommen und nicht etwa die Strecke in einem Paddelboot zurückgelegt wurde. Die drei Aktivitäten mussten wie bei einem realen Rennen in der Reihenfolge Schwimmen, Radeln, Laufen ausgeführt werden. Gewertet wurden dann die Nettozeiten der einzelnen Disziplinen, also ohne die von den individuellen Gegebenheiten abhängigen Wechselzeiten. Allerdings wurde die gesamte Wettkampfzeit auf zwölf Stunden festgesetzt, um so den Athleten genügend Zeit für die Fahrt vom Freiwassergelände nach Hause zum über Internet mit der Virtualplattform verbundenen Fahrrad zu geben. Die verbliebene Zeitreserve konnte dann noch genutzt werden, um nach dem Wechsel vom Rad zum Laufen zum Start- und Zielpunkt der gewählten Laufstrecke zu kommen. Am Ende mussten alle Wettkampfdaten zur Überprüfung durch die Kampfrichter freigegeben werden.

Klittich beendete das Rennen unter Erfüllung aller Anforderung in einer vorläufigen Nettozeit von 7:57:18 Stunden als 232. unter 245 Finishern und Erster in der Altersklasse M80. Damit war allerdings die Quali für die WM noch nicht sicher. Zuvor mussten die vorläufigen Ergebnisse noch einzeln vom Kampfgericht überprüft werden. Vier Wochen nach dem Wettkampf erst stehen jetzt die offiziellen Ergebnissen fest. Von den ursprünglich 245 Finishern kamen genau 100 Athleten, 75 Männer und 25 Frauen in den Pool für die Vergabe der 50 WM-Startplätze. Mindestens ein Startplatz wurde jeder Altersklasse zugeordnet. Damit hatte Klittich als ältester Teilnehmer den Startplatz für die M80 sicher. Bleibt zu hoffen, dass das Rennen in der Wüste von Utah im September stattfinden kann.



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